Am Dienstag der letzten Woche fand in der israelischen Knesset eine gemeinsame Sitzung des Ausschusses für den Status der Frau und Geschlechtergleichstellung sowie des Sonderausschusses für junge Israelis statt. Die Sitzung wurde einberufen, nachdem ein investigativer Bericht von Israel Hayom auf schwere Missbrauchsvorwürfe aufmerksam gemacht hatte. Die journalistische Recherche von Noam Barkan hatte zahlreiche Betroffene ermutigt, öffentlich ihre Erlebnisse zu schildern. Das berichtete die englischsprachige israelische Zeitung Jerusalem Post.
Zu den mutmaßlichen Überlebenden gehört Yael Ariel, die von jahrelangem Missbrauch ab dem Alter von fünf Jahren berichtete. Sie sagte aus, dass sie im Rahmen ritueller Zeremonien misshandelt und gezwungen wurde, anderen Kindern Leid zuzufügen.
«Ich erhielt Drohungen, nachdem ich meine Geschichte öffentlich gemacht habe», erklärte sie. «Diese Anhörung heute ist ein historischer Moment.»
Laut Ariel haben sich ihr mehrere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen anvertraut – mit Aussagen, die unter anderem Ärzte, Lehrer, Polizisten sowie aktuelle und frühere Knesset-Abgeordnete belasten.
Auch Yael Shitrit berichtete unter Tränen von ihrer Kindheit. Sie schilderte, wie sie von Ort zu Ort transportiert und in sogenannte «Zeremonien» verwickelt wurde. Ihre Schilderungen umfassten nicht nur körperliche und sexuelle Gewalt, sondern auch psychologische Manipulation.
«Die Täter wollten, dass wir wie sie werden – die, die uns unendliches Leid zugefügt haben.»
Besonders alarmierend sei, dass die Polizei bereits seit einem Jahr Kenntnis
über einige der Fälle habe, jedoch keine wirksamen Mittel gefunden habe, um sie zu verfolgen.
Dr. Naama Goldberg, Leiterin der Hilfsorganisation Lo Omdot MeNegged («Nicht tatenlos zusehen»), erklärte, dass viele Aussagen auf Außenstehende zunächst unglaubwürdig wirken mögen – was jedoch ein zentrales Element des Missbrauchssystems sei:
«Die Absurdität schützt die Täter, weil niemand den Opfern glaubt.»
Goldberg übergab der Polizei bereits vor Jahren die schriftlichen Aussagen von fünf Frauen, doch laut ihrer Aussage habe es bis heute keine Reaktion gegeben. Seit Veröffentlichung des Berichts seien weitere Betroffene mit ähnlichen Erzählungen an die Organisation herangetreten.
Eine Vertreterin der israelischen Polizei, Hauptkommissarin Anat Yakir, bestätigte bei der Anhörung, dass eine nationale Einheit mit der Aufarbeitung der Vorwürfe betraut sei und die Fälle höchste Priorität im Bereich der Nachrichtendienste hätten.
Die Mitglieder der Knesset reagierten tief bewegt. MK Pnina Tameno-Shete erklärte:
«Die Realität zeigt, dass unsere Institutionen bei der Aufklärung sexueller Verbrechen nicht effektiv genug sind. Niemand will über brutale Vergewaltigungen an Kindern sprechen – doch genau das müssen wir tun.»
Naama Lazimi, Vorsitzende des Sonderausschusses, ergänzte:
«Ich konnte kaum atmen, als ich von einem Netzwerk rituellen Missbrauchs an Mädchen hörte. Wir haben die Pflicht, das zu untersuchen und für Veränderungen zu sorgen.»
Zwei weitere Frauen sprachen anonym vor dem Gremium. Eine von ihnen beschuldigte ein Familienmitglied, sie ab dem elften Lebensjahr in sogenannte «sadistische Clubs» geführt zu haben. Sie beschrieb extreme Gewalterfahrungen, einschließlich «Zeremonien», die von mehreren Personen durchgeführt worden seien.
Trotz wiederholter Versuche, die Vorfälle anzuzeigen – teils mit Tonaufnahmen als Beweismaterial – seien Verfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. «Behandelt diese Fälle wie Terrorismus», forderte sie.
Ob die Aussagen in der Knesset einen möglichen Wendepunkt in der öffentlichen Auseinandersetzung mit organisiertem Kindesmissbrauch in Israel markieren? Interessanterweise haben ausländische Medien kaum über diese Vorkommnisse berichtet – auch nicht in den Tagen vor den israelischen Raketenangriffen auf Ziele im Iran, die dann alle anderen Nachrichten aus dem Nahen Osten überdeckten.