Die Präsidentschaftswahl in Senegal, die am Sonntag stattfand, markiert einen Triumph für die Demokratie in diesem westafrikanischen Land. Wie die Medien berichteten, konnten sich die Demonstranten auf der Strasse und das höchste Gericht des Landes durchsetzen. Trotz der Schikanen des bisherigen Präsidenten Macky Sall gegenüber der Opposition und seinem Versuch, die Wahl zu verschieben fand diese wie geplant statt – und der bisherige Präsident trat nicht erneut an, wie es die Verfassung vorsieht.
Das Ergebnis dieser Wahl dürfte für den Westen und insbesondere für Frankreich schmerzhaft sein. Denn Gewinner Bassirou Diomaye Faye verspricht einen Bruch mit der Vergangenheit – und das bedeutet auch einen Bruch mit Paris, der ehemaligen Kolonialmacht.
Die antifranzösische Welle, die sich durch Westafrika bewegt, ist im Falle des Senegals keine Folge eines Militärputsches, sondern spiegelt den Willen der wählenden Bevölkerung wider. Doch während die Beweggründe für eine Unabhängigkeit von ehemaligen Kolonialmächten nachvollziehbar sind, haben es die Putschregierungen von Guinea bis Niger bisher nicht geschafft, den Menschen mehr Perspektiven oder Sicherheit zu bieten. Die Annäherung an Russland hat daran bisher nichts geändert.
Die neue Regierung Senegals steht nun vor der Herausforderung, zu beweisen, dass sie mehr zu bieten hat als den Ersatz des Einflusses der Kolonialmacht Frankreich durch Russland: nämlich echte Verbesserungen. Sie trägt die Verantwortung, sich nach fünf Jahren dem demokratischen Urteil darüber zu stellen, ob ihr das gelungen ist.
Bassirou Diomaye Faye versicherte in seiner ersten öffentlichen Erklärung, dass sein Land ein «sicherer und verlässlicher Verbündeter» für alle «respektvollen» ausländischen Partner bleiben werde.
Der 44-Jährige, der gerade erst vor zehn Tagen aus dem Gefängnis entlassen wurde, bezeichnete sich selbst als «Bruch-Kandidaten». Er wird voraussichtlich der fünfte Präsident des westafrikanischen Landes mit seinen 18 Millionen Einwohnern sein, nachdem sein Hauptgegner seine Niederlage bereits nach dem ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl eingestanden hatte, was einem politischen Erdbeben gleichkommt.
In seiner Erklärung vor der Presse betonte Bassirou Diomaye Faye die nationalen Prioritäten, darunter eine nationale Versöhnung, institutionelle Reformen und die spürbare Verringerung der Lebenshaltungskosten. Er versprach eine Regierungsführung mit Demut und Transparenz sowie den Kampf gegen Korruption auf allen Ebenen.
Der deutliche Sieg der Opposition zeugt von einem Verlangen nach Veränderung. Angesichts von Korruption und Rechtsverletzungen im Land sehnen sich die Menschen danach. Bassirou Diomaye Faye wurde in den Medien und in sozialen Netzwerken schon früh als klarer Sieger gehandelt.
Die Wahl wurde im Ausland aufmerksam verfolgt, da Senegal als eines der stabilsten Länder Westafrikas gilt. Frankreich gratulierte dem gewählten Präsidenten ebenso wie die Vereinigten Staaten. Emmanuel Macron äusserte seine Glückwünsche und bekundete seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
Bassirou Diomaye Faye verspach allerdings als Kandidat des Wandels und eines linken Panafrikanismus die Wiederherstellung nationaler Souveränität und den Kampf gegen Korruption. Er plant, die Reichtümer des Landes gerechter zu verteilen und die Verträge im Bergbau-, Erdgas- und Ölsektor mit ausländischen Unternehmen neu zu verhandeln. Senegal könnte ab 2024 mit der Förderung von Gas und Öl beginnen.
Nach drei Jahren Unruhen und Krisen verlief die Wahl ohne grössere Zwischenfälle. Trotz der politischen Spannungen der letzten Jahre ist dies das dritte Mal, dass Senegal seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 einen Machtwechsel durch Wahlen erlebt.
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