In einem Interview mit der russischen Presseagentur TASS zum Jahresende erörterte der russische Außenminister Sergej Lawrow eine Reihe drängender globaler Fragen. Er konzentrierte sich dabei auf die NATO sowie die US-Außenpolitik und ihre weitreichenden Auswirkungen.
In Bezug auf die Taiwan-Frage beschuldigte Lawrow die USA, separatistische Gefühle durch provokative Aktionen wie Waffenlieferungen an Taipeh und die Pflege eines «quasi-politischen Dialogs» mit den taiwanesischen Behörden zu schüren. Er verglich diese Taktiken mit den Strategien, die die USA zuvor in der Ukraine angewendet hätten, um eine antirussische Basis zu schaffen.
Lawrow kritisierte auch die USA und ihre Verbündeten dafür, dass sie sich zum «Ein-China-Prinzip» bekennen und gleichzeitig versuchen, den Status quo auf unbestimmte Zeit aufrechtzuerhalten, was seiner Meinung nach die Spannungen in der Region verschärfe. Der Außenminister machte klar, dass Moskau gegen jede Form der Unabhängigkeit Taiwans ist.
Was die Ukraine betrifft, betonte Lawrow, dass die Sicherung des bündnisfreien Status des Landes weiterhin ein Hauptziel der laufenden «Militäroperation» Russlands sei. Er nannte die langfristige Expansion der NATO als eine der Hauptursachen der Krise. Lawrow meinte, die NATO, die ihm zufolge an der Invasion in der Region Kursk und an den Angriffen mit Langstreckenraketen auf russisches Territorium beteiligt gewesen sei, solle «sich selbst im Spiegel betrachten», bevor sie Moskau der Eskalation bezichtige. Er erläuterte:
«NATO-Militärangehörige und Söldner sind offenkundig an der Planung und Durchführung von Kampfeinsätzen an der Seite der ukrainischen Streitkräfte beteiligt. Die NATO ist an der Invasion in der Region Kursk und an Angriffen mit Langstreckenraketen auf russisches Territorium beteiligt. Präsident Vladimir Putin hat dies in seinen jüngsten öffentlichen Reden deutlich gemacht. Über welche Art von Eskalation unsererseits können wir überhaupt sprechen?»
Lawrow machte auch deutlich, dass Moskau nicht an dem von der Ukraine vorgeschlagenen «Friedensgipfel» teilnehmen werde. Er verwies dabei auf die widersprüchlichen Erklärungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj:
«Es ist unmöglich zu erraten, was Selenskyjs öffentliches Eingeständnis bedeutet, dass er nicht in der Lage ist, verlorene Gebiete mit Gewalt zurückzugewinnen. Selenskyj gibt ständig verschiedene Erklärungen ab. Wir haben aufgehört, ihnen Beachtung zu schenken. Wir glauben nicht den Erklärungen, sondern den Tatsachen, vor allem, wenn es um das Kiewer Regime geht.»
Der Außenmister äußerte sich auch über den Krieg im Nahen Osten. Er ist der Ansicht, dass die ständigen Spannungen und wiederholten Gewaltausbrüche im Nahen Osten größtenteils auf das unverantwortliche Handeln der USA und ihr Bestreben zurückzuführen seien, «sich aktiv in die inneren Angelegenheiten der arabischen Staaten einzumischen und selbstbewusst künstliche Trennlinien zu ziehen». Und weiter:
«Die Kombination dieser Faktoren hat im Oktober letzten Jahres zur Destabilisierung der militärischen und politischen Lage im Nahen Osten geführt. Seitdem hat sich der Bogen der Gewalt von der israelisch-palästinensischen Konfliktzone auf den Libanon und die Gewässer des Roten Meeres ausgeweitet. Die iranisch-israelische Konfrontation hat einen gefährlichen Punkt erreicht.»
Zu Georgien erklärte Lawrow, Russland sei bereit zur Wiederherstellung der Beziehungen zu dem Land.
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