Das neoliberale System bricht zusammen, weil es nicht in der Lage ist, die angehäuften Staatsschulden zu tilgen, und gleichzeitig immer neue Schulden macht. Das sagt der Finanzanalytiker Martin Armstrong aus den USA in einem aktuellen Video-Interview mit Versan Aljarrah alias «Black Swan Capitalist». So würden gegenwärtig immer noch die Zinsen für die Schulden aus dem Zweiten Weltkrieg gezahlt, so Armstrong.
Er macht darauf aufmerksam, dass die kreditfinanzierten Hilfen für die Ukraine im Krieg gegen Russland nie zurückgezahlt werden können. Der Krieg in dem Land sei mehr als nur ein Ablenkungsmanöver, sondern «die perfekte Ausrede», um weiter Schulden machen zu können.
Der Finanzanalytiker widerspricht der vorherrschenden westlichen Propaganda vom «unprovozierten Krieg», den Russland gegen die Ukraine führe. Die herrschenden neokonservativen Kreise in den USA hätten den Maidan-Putsch 2014 in Kiew inszeniert, in Kiew eine Übergangsregierung eingesetzt und diese dann angewiesen, den Donbass anzugreifen.
Ebenso erinnert er daran, dass der Kiewer Präsidentendarsteller Wolodymyr Selenskyj vor seiner Wahl 2019 und danach dem Land Frieden versprach. Das ukrainische Volk habe keinen Krieg gewollt, während westliche Politiker wie Angela Merkel inzwischen zugegeben hätten, dass sie mit dem Minsker Abkommen keinen Frieden anstrebten, sondern Zeit gewinnen wollten für die Kriegsvorbereitungen.
Die führenden Kräfte im US-geführten Westen wüssten, dass sie aus dem Schuldenmachen nicht herrauskommen. Deshalb bräuchten sie den Krieg als «perfekte Ausrede», um damit fortzufahren. Ein Krieg würde es ermöglichen, die bisherigen Schulden der Vorgängerregierungen zu tilgen.
Armstrong geht in dem Interview auch auf die Pläne für digitale Währungen ein. Er berichtet von Informationen, dass die Uno bereits ihre eigene digitale Währung geschaffen habe, die den Dollar als Reservewährung ersetzen solle.
Russlandfeindliche Neocons
Der Grund dafür sei, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland die Weltwirtschaft zerstört hätten. Die Uno wolle mit der digitalen Währung und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) die Weltwirtschaft wiederherstellen, so der Finanzanalytiker, und benutze den Klimawandel als Rechtfertigung, um so etwas wie eine Weltregierung einzurichten.
Er verweist außerdem auf die Rolle der antirussisch eingestellten Neokonservativen, die Neocons, in der US-Politik, die schon in den 1980er Jahren die Versuche von US-Präsident Ronald Reagan, das Verhältnis zur Sowjetunion zu entspannen, bekämpft hätten. Wenn Reagan auf sie und ihr Misstrauen gegenüber Moskau gehört hätte, «würde die Berliner Mauer noch stehen», meint Armstrong.
Aus seiner Sicht haben die Neocons die volle Kontrolle über die internationale Politik. Und sie bräuchten den Krieg, um die Uno und den IWF zu stärken, und in der Folge alle Schulden der Vorgängerregierungen begleichen zu können. Der bekannteste aktuelle Vertreter sei US-Außenminister Antony Blinken.
Das Problem der USA sei, dass China der größte Besitzer von US-Anleihen sei. Das führe dazu, dass US-Finanzministerin Janet Yellen in Peking um weitere Anleihen-Käufe bat. Doch die chinesische Führung wisse, dass auf diese Weise die US-Aufrüstung und damit auch ein Krieg gegen das eigene Land mit Geld aus China finanziert werde.
Die Neocons seien «wie ein zweijähriges Kind», das trotzig reagiere, wenn ihm etwas verboten werde. Sie würden nicht von ihrer Agenda lassen und diese weiter durchsetzen wollen.
«Wenn man die Kosten all dieser Kriege, die die Neokonservativen geführt haben, abzieht, wäre die Staatsverschuldung höchstens ein Drittel von dem, was sie heute ist.»
Dadurch werde nur Chaos angerichtet, wozu auch die sogenannte Energiewende gehöre, so Armstrong, der auf die Folgen des Ausfalls des Stromnetzes hinweist. Er bedauert, dass «niemand mit gesundem Menschenverstand» sich anschaut, was es mit einer komplett digitalen Währung auf sich habe. Damit könnten die gesamten Ersparnisse der Menschen vernichtet werden.
Krieg für den Dollar
Der Finanzanalytiker widerspricht den Erklärungen, wonach die US-Zentralbank Fed das Problem sei. Die wirklichen Schulden würden dagegen vom US-Finanzministerium und vom US-Kongress geschaffen. Die dafür gezahlten Zinsen gingen zu an die 70 Prozent ins Ausland, insbesondere nach China. Dieses habe begonnen, die US-Anleihen zu verkaufen, nachdem es mit den daraus erzielten Zinsen die eigene Wirtschaft aufgebaut habe.
Armstrong erklärt, dass das «Schneeballsystem» – also das Schuldenmachen, um die alten zu bezahlen – solange funktioniere, wie das Vertrauen da sei, dass die Schuldtitel weiterverkauft werden können. Doch die Neocons mit Blinken an der Spitze würden mit ihren Kriegsplänen jene stören, die bereit seien, Schulden aufzukaufen.
Er erinnert in dem mehr als einstündigen Interview auch daran, dass die USA 1896 praktisch bankrott gewesen und nur mit Hilfe von 100 Milliarden US-Dollar in Gold von JP Morgan gerettet worden seien. Der Erste und der Zweite Weltkrieg hätten die USA zur größten Volkswirtschaft in der Welt gemacht, nachdem es zuvor Großbritannien gewesen sei.
«Was wird also passieren, wenn wir einen Krieg beginnen dort drüben in Europa?», fragt Armstrong. Seine Antwort: Das Kapital werde zuerst wieder in Dollar anlegen. Die Europäische Union (EU) sei ein gescheitertes System.
Vor der Einführung des Euros sei er als Experte auch um seine Meinung dazu gefragt worden, berichtet er. Er habe vor den Folgen einer vereinheitlichten Währung gewarnt, wenn zuvor nicht die Schulden aller beteiligten Länder konsolidiert würden. Doch das habe der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl verweigert.
Dieser habe gewusst, dass die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung dem Beitritt zum Euro nicht zugestimmt hätte, wäre sie danach gefragt worden. Kohl habe zugegeben, «dass er wie ein Diktator gehandelt hat. Die Deutschen hatten nie das Recht, abzustimmen.»
Krieg als Ausrede
Mit der Einheitswährung Euro sei die Volatilität, die Schwankung von Preisen, Akten, Zinsen etc., von der Währung auf die Anleihen verschoben worden. Dadurch seien Letztere zu den neuen Devisenmärkten geworden. Die Folge sei ein Zahlungsausfall, der sich bis in die Banken im Norden ausbreite und diese zu Fall bringe.
«Deshalb glaube ich ehrlich gesagt, dass sie auf einen Krieg drängen, als Ausrede dafür, dass sie nicht versagt haben.»
Russland beziehungsweise dessen Präsident Wladimir Putin werde dafür verantwortlich gemacht – als «äußerer Feind, dem sie die Schuld geben können, damit sie nicht selbst die Schuld für ihre Taten übernehmen müssen».
Laut Armstrong geht es bei der digitalen Währung, unabhängig davon, wie diese ausgestaltet wird, um die Abschaffung des physischen Geldes. Er rechnet damit, dass in den USA die einzelnen Top-Banken jeweils ihre eigene Digitalwährung schaffen. Die damit verbunden Kontrollen der privaten Kunden seien nur ihnen möglich, nicht aber der Zentralbank Fed – aufgrund der US-Verfassung dürfe diese die Bürger nicht so umfassend kontrollieren wie eine Geschäftsbank.
Diese könnten ihren Kunden Vorschriften machen und den Geldverkehr einschränken, wie es der Zentralbank nicht erlaubt sei. Bei Verstößen wie dem Verdacht auf Geldwäsche würden dann die bundesstaatlichen Behörden wie das FBI informiert. Der Finanzanalytiker sieht in dem Hype um Bitcoins ein gezieltes Mittel von Regierungen, die Bürger an Digitalwährung und die damit verbundene Überwachungen jeglichen Geldverkehrs zu gewöhnen.
Armstrong sieht in dem Krieg wie dem in der Ukraine eine Möglichkeit, um einen der größten Vermögenstransfers in der Geschichte der Menschheit durchsetzen zu können. Das gehöre zu den Gründen, warum die Neocons mit allen Mitteln versuchen, die USA in den Krieg zu ziehen. Und er erinnert daran, dass die USA seit dem Zweiten Weltkrieg weltweit Kriege führten und führen und keinen einzigen gewonnen hätten.
Das Ganze werde immer begleitet von psychologischen Taktiken, um die Bevölkerung auf den Krieg einzustimmen, sie zu Hass auf andere Völker anzustacheln. Die herrschenden Kreise würde die Macht dazu nicht freiwillig aufgeben.
Der Nutzen des Bitcoin
Im Verlauf des Interviews geht er noch einmal auf die Digitalwährungen wie den Bitcoin mit der Blockchain-Technologe ein. Sein Gesprächspartner Versan Aljarrah verweist darauf, dass die National Security Agency (NSA) in entsprechende Pläne eingebunden sei. Armstrong bestätigt das und fragt:
«Wenn man wirklich etwas schaffen will, das wirklich gegen die Regierung gerichtet ist, warum sollte man dann Blockchain benutzen? Damit sie jede kleine Transaktion verfolgen kann? Wenn ich dir einen 100-Dollar-Schein gebe, wissen sie nicht, woher ich ihn habe. Aber wenn ich dir 100 Bitcoin gebe, wissen sie, woher ich sie habe.»
Mit Digitalwährung werde jede Privatsphäre unmöglich – das sei das «ultimative Ziel» derjenigen, die daran arbeiten. Für diese seien die Bürger mit ihren bisher unkontrollierten Handlungen der Feind, den es unter Kontrolle zu bringen gelte.
Das sei auch eine Lehre der Herrschenden aus der Hyperinflation in Deutschland in den 1920er Jahren. Deren Ursache sei nicht das unaufhörliche Drucken von Geld gewesen, sondern dass die Menschen ab etwa 1923 den Regierungen nicht mehr trauten und ihr Geld ins Ausland brachten oder in Sachwerten anlegten. Um die Reparationen bezahlen zu können, sei dann immer neues Geld gedruckt worden.
Die Frage, ob die BRICS-Staaten, die auch die «Dedollarisierung» vorantreiben, eine Bedrohung für die USA seien, sieht Armstrong als geopolitisches Problem. Die westlichen Sanktionen hätten die Weltwirtschaft gespalten und das Antlitz der Globalisierung verändert. Er rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum bis 2028 weiter zurückgeht.
Selbst Indien stelle sich gegen die USA, «weil sie wissen, dass sie aus dem Swift-System ausgeschlossen werden können, wenn sie nicht das tun, was jemand wie Blinken ihnen vorgibt zu tun». Doch die Folgen seien tiefgreifender: Armstrong sagt aufgrund von Computeranalysen voraus, dass um 2032 die republikanische Regierungsform zusammenbricht.
Republik statt Demokratie
Es handele sich um einer der korruptesten Regierungsformen in der Geschichte, die nichts mit Demokratie zu tun habe, so der Finanzanalytiker. Er nennt ein Beispiel:
«Wurden wir jemals gefragt, ob wir mit Russland, China, Nordkorea und dem Iran gleichzeitig in den Krieg ziehen wollen? Diese Fragen wurden uns nie gestellt.»
Ein anderes Beispiel:
«Nehmen Sie nur den Vietnamkrieg: Mit 18 konnte man eingezogen werden. Man war zu jung, um zu trinken und durfte nicht wählen. Das ist Demokratie.»
Armstrong sieht einen Ausweg in mehr direkter Demokratie, wobei klar sei, dass die heute Herrschenden ihre Macht nicht freiwillig abgeben würden, «ohne aus dem Amt geschleift zu werden – so einfach ist das, historisch gesehen». Das geschehe erst in einer Situation, «in der es kracht und brennt».
Eine solche werde sich ereignen und sich weltweit gegen die Republiken richten, ist er sicher. Nach seiner Einschätzung stehen wir derzeit wieder vor einem solchen Höhepunkt einer Entwicklung, die etwa alle 300 Jahre eintrete.
Die heute Herrschenden wüssten darum und versuchten, ihr eigenes neues System eines Totalitarismus zu etablieren. Dazu würden immer wieder neue «Versuchsballons» gestartet, um zu sehen, wie weit sie gehen können. Doch das werde scheitern, weil die Menschen das auf Dauer nicht akzeptieren würden, meint Armstrong und sagt seinem Gesprächspartner:
«Wenn Sie verstehen, was die Ursache ist, dann haben wir eine Chance, es zu korrigieren, auf positive Weise. Aber es wird ein Punkt kommen, an dem wir es korrigieren müssen.»
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