Siedler haben am Sonntag palästinensische, israelische und ausländische Aktivisten im Westjordanland angegriffen und dabei Steine, Schlagstöcke und Eisenstangen eingesetzt, berichtet Haaretz mit Bezug auf eine Quelle innerhalb der Sicherheitskräfte.
Der Vorfall ereignete sich gemäß der Zeitung in der Nähe der palästinensischen Stadt Qusra, südlich von Nablus, während die Aktivisten in Gebiet B – dem Gebiet unter palästinensischer Zivilkontrolle mit israelischer Sicherheitskontrolle – Bäume pflanzten. Soldaten, die am Tatort anwesend gewesen seien, hätten Schüsse abgegeben, um die Angreifer zu vertreiben. Sie hätten sie aber nicht festgenommen.
Einige der Aktivisten seien verwundet worden, darunter zwei US-Amerikaner, die vom Palästinensischen Roten Halbmond in das Rafidia-Krankenhaus in Nablus gebracht worden seien. Der Quelle zufolge kamen die Siedler vom Außenposten Esh Kadosh und griffen die Aktivisten ohne Grund an.
David Hummel, ein deutsch-amerikanischer Aktivist, der bei dem Vorfall angegriffen worden ist, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass «wir friedlich dastanden, keine Bedrohung für irgendjemanden, als sie anfingen, auf uns zuzukommen und uns den Weg hinunterzudrängen». Er fügte hinzu:
«Sie fingen an, uns alle mit Stöcken und Metallrohren anzugreifen und zu schlagen, und sie warfen auch Steine auf uns. Ich wurde an den Beinen, an den Armen und auch hier am Kiefer angegriffen, und es war (...) sehr brutal.»
Zwei Tage zuvor, am Freitag, haben Siedler Haaretz zufolge zwei Palästinenser im Dorf Shi’b al-Butum in den südlichen Hebron-Hügeln mit Stöcken angegriffen. Die Palästinenser, ein 38-jähriger Mann und eine 58-jährige Frau, hätten Kopfverletzungen erlitten und seien medizinisch behandelt worden.
Zwei Soldaten seien in dem Gebiet anwesend gewesen und die Palästinenser hätten sie um Hilfe gebeten. Einer der Soldaten habe in die Luft geschossen, woraufhin die Siedler geflohen seien. Bis am Sonntagabend seien jedoch noch keine Verdächtigen des Angriffs festgenommen worden.
Am selben Tag hat ein Siedler laut Haaretz in der Stadt Hawara, südlich von Nablus, auf einen Palästinenser geschossen, der ihn mit Steinen beworfen hatte. Zuvor seien Siedler nach Hawara gekommen und hätten eine Pizzeria mit Steinen beworfen, die zu Beginn des Krieges mit der Hamas am 7. Oktober ein Schild aufgehängt habe, auf dem Esther Cunio aus dem Kibbuz Nir Oz, deren Angehörige in den Gazastreifen verschleppt worden waren, verhöhnt worden sei. Am 8. Oktober habe die Armee die Pizzeria zerstört, die aber inzwischen wieder eröffnet worden sei.
Gemäß Haaretz setzten Siedler am Freitagabend zudem einen Olivenhain und landwirtschaftliche Flächen in der Nähe von Hawara und dem Dorf Burin in Brand und beschädigten einen Krankenwagen. Zwei Siedler seien bei diesem Vorfall festgenommen worden, weil sie im Verdacht stehen, Soldaten angegriffen und sich der Verhaftung widersetzt zu haben. Eine israelische Aktivistin, die dabei war, erklärte:
«Es war ziemlich angespannt. Die Soldaten haben sich nicht so verhalten wie sie sollten und es gab viel Geschrei.»
Die Palästinenser hätten versucht, die Soldaten zu dem Gebiet zu führen, in das die Siedler geflohen waren, fügte sie hinzu. Irgendwann seien die Soldaten tatsächlich dorthin gegangen und «ein paar Soldaten suchten mit einer Taschenlampe in einer bestimmten Richtung».