Die Ontologie des Materialismus beruhte auf der Illusion,
dass man die Art der Existenz,
das unmittelbar Faktische der uns umgebenden Welt,
auf die Verhältnisse im atomaren Bereich extrapolieren könne.
Werner Heisenberg
Liebe Leserinnen und Leser
Nicht einmal ein Sommerloch war uns in diesem Jahr vergönnt. Ich erspare mir die Aufzählung all der Ereignisse und Entwicklungen, die uns allein in der letzten Woche und erst recht in den letzten vier Wochen seit meinem letzten Newsletter beschäftigt haben. Sie können dies alles auf unserer Website studieren.
Ein Thema, das nicht nur uns, sondern die freie Medienszene insgesamt immer wieder beschäftigt, ist die folgende Frage: Wie können wir einerseits über Missstände aufklären und den Finger in die Wunde legen und andererseits trotzdem positive Impulse weitergeben?
Die Gefahr besteht nämlich bei aller Kritik und Aufklärung darin, dass man denen, die man kritisiert, thematisch immer hinterherhechelt – und mitunter sogar deren Weltbild und Terminologie übernimmt. Denn: Um etwas zu kritisieren, muss ich es erst einmal ernst nehmen und für real halten. Das fällt zugegebenermaßen bei vielen Themen und Personen zunehmend schwer. Wirkung haben diese aber trotzdem, wenn ihnen genügend Leute unreflektiert folgen.
Die Gretchenfrage in diesem Zusammenhang lautet im Grunde: Wie hältst du es mit dem Materialismus? Materialismus im Sinne einer naiven Überbewertung des Materiellen wird – größtenteils zu Recht – häufig als einer der großen Irrwege der heutigen Zeit beschrieben. Dazu ist kürzlich ein großartiges Video einer Gesprächsrunde auf Manova erschienen, unter anderem mit der Philosophin Gwendolin Kirchhoff und dem Philosophen Matthias Burchardt. Beide sind mir nicht erst in der Corona-Zeit, aber dort besonders positiv aufgefallen.
Die Gesprächsrunde erinnert mich stellenweise an die besten Momente in großartigen Philosophie-Seminaren an der Uni. Das waren jene Momente, in denen man sich selbst und den anderen beim Denken zusehen konnte. Und wo nicht einfach geredet, sondern wahrlich philosophiert wurde. Denn damals wie heute war und bin ich geradezu allergisch auf Pseudo-Spiritualität und pseudo-philosophisches Geschwätz. Und ziehe im Zweifelsfall das Schweigen vor.
Die Kritik am Materialismus ist indessen mittlerweile sogar im Mainstream angekommen. Gerade ist die deutsche Übersetzung eines Buches von Guido Tonelli erschienen, einem experimentellen Physiker am CERN in Genf. Der Titel des Buches lautet «Die Illusion der Materie» und es beginnt ganz anders, als man es von einem populärwissenschaftlichen Werk eines Physikers erwarten würde: nämlich mit einem autobiographisch-historischen Prolog über den jung verstorbenen Großvater des Autors.
Das erste Kapitel erläutert dann erst einmal die Etymologie des Begriffs «Materie»:
«Dass im Begriff ‹Materie› das lateinische mater – ‹Mutter› – steckt, scheint auf deren Rolle als Urelement zu verweisen, aus dem alles hervorgegangen ist. In Wahrheit zeigt seine Etymologie zahlreiche Facetten und gibt ihm eine Vielfalt an Bedeutungen. (...)
Dem lateinischen materie entspricht der griechische Ausdruck ὕλη (hyle), der unter anderem auch ‹Holz› oder ‹Hölzernes› bedeutet. Er leitet sich aus der gleichen etymologischen Wurzel wie der lateinische Ausdruck silva für ‹Wald› her, der aber auch für ‹Materie› oder ‹Substanz› steht und zugleich mit dem rabbinischen hiiuli für ‹Urstoff› zusammenhängt.»
Es lohnt sich, tiefer in die Welt der Begriffe «Materie» und «Materialismus» einzusteigen. Die Gesprächsrunde und das Buch sind dafür inspirierende Türöffner.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele erhellende Momente, sowohl mit unserer Arbeit rund um das Tagesgeschehen als auch bei der tieferen Beschäftigung mit dem großen Ganzen der Materie und darüber hinaus.
Herzliche Grüße
Susanne Schmieden
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Hinweise:
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Redaktion und Moderation Christoph Pfluger
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