Am vergangenen Montag hat in Spanien der erste Prozess gegen ein Altenpflegeheim wegen des Todes von Bewohnern während des Corona-Lockdowns begonnen. Darüber berichten viele spanische Medien, wobei sie von «Pandemie» oder «Covid» sprechen, manche von der «tödlichsten Phase», aber fast niemand von Lockdown.
In dem Pflegeheim in Alcoy (Alicante) verstarben zwischen März und April 2020 74 ältere Menschen, was mehr als der Hälfte der Bewohner entspricht. Die Zustände in der Einrichtung, die in öffentlichem Besitz ist, aber unter privater Verwaltung steht, beschreiben Zeugen unter mehreren Gesichtspunkten als schrecklich und sogar «unmenschlich».
Die Angehörigen einiger der Verstorbenen haben jetzt einen Zivilprozess angeschoben. Die Kläger werfen der Verwaltungsgesellschaft laut Medienberichten organisatorisches Chaos, mangelnde Ressourcen (wie Personal, Handschuhe oder Masken) und einen völligen Mangel an Informationen vor. Sie wollen wissen, was genau damals passiert ist, und fordern eine Entschädigung von insgesamt mehr als zwei Millionen Euro.
Der medizinische Leiter des Zentrums habe die mangelnde Zusammenarbeit der Heimleitung kritisiert sowie die Tatsache, dass diese nicht alle notwendigen Maßnahmen ergriffen habe, um die Patienten des Heims zu isolieren. Auch andere Zeugen hätten bekräftigt, die älteren Menschen seien «nicht so isoliert gewesen, wie sie es hätten sein sollen».
Zur Dramatik der Situation trug jedoch damals weniger «die bestialische Virulenz der Ansteckung» bei. So lesen wir es zwar immer noch in den Medien, aber zu dem Zeitpunkt waren selbst die offiziellen Zahlen bereits rückläufig. Die Abschirmung der Pflegeheime von der Außenwelt war indes eine Maßnahme des knallharten Lockdowns «zu unserem Wohl», den die Regierung von Pedro Sánchez am 14. März 2020 – illegalerweise – über das ganze Land verhängte.
Auf die Anklagebank gehören daher immer noch die Verantwortlichen aus Politik, Lobbys, Wissenschaft und Medien, die Angst und Panik schürten, anstatt eine bestmögliche Analyse und Reaktion unter Einbeziehung unterschiedlicher Standpunkte zu suchen und zu fördern. Ob es diese Prozesse jemals geben wird, ist fraglich. In dem aktuellen Fall des Pflegeheims wird für den 11. Oktober ein Urteil erwartet.