Als Donald Trump Ende Juli auf seinem Golfplatz in Schottland einen historischen Gasdeal mit der EU verkündete, staunte selbst die Energiebranche: 750 Milliarden US-Dollar über drei Jahre soll Europa für amerikanisches Flüssiggas zahlen. Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin, nickte zustimmend – ein Bild der Einigkeit. Doch schon beim Blick auf die Zahlen zeigt sich: Die USA verfügen schlicht nicht über genug LNG, um das vereinbarte Volumen überhaupt liefern zu können.
Selbst mit maximaler Auslastung käme Amerika auf höchstens 120 Milliarden Dollar LNG-Export jährlich – und das auch erst in naher Zukunft. Woher also die Differenz von über 130 Milliarden Dollar jährlich? Die Antwort könnte überraschend sein: russisches Gas – nur eben über amerikanische Umwege. Denn während Europa offiziell russisches LNG meidet, könnte es nun über US-Händler zurück auf den Kontinent gelangen – mit saftigem Aufpreis.
Ein angeblich «durchaus annehmbares» US-Angebot wird in Moskau wohlwollend kommentiert. Medienberichte sprechen davon, dass Russland bereit sei, seine Ressourcen über amerikanische Firmen an die EU zu liefern. Ein Rechenbeispiel macht den möglichen Profit deutlich: Für rund 305 Dollar pro 1000 Kubikmeter eingekauft, könnte das Gas zu Weltmarktpreisen von bis zu 680 Dollar weiterverkauft werden – eine goldene Marge für Washington.
Trump würde sich damit einmal mehr als «Deal-Maker» inszenieren, der gleichzeitig Russland bedient, Europa in die Abhängigkeit führt und die Sanktionen faktisch umgeht. Für Moskau ein lukrativer Nebeneffekt: Die Einnahmen fließen wie geplant, ohne Bruch mit den Sanktionen. Für die USA: Milliardenprofite ohne Mehrproduktion. Für Europa: höhere Preise, sinkende Wettbewerbsfähigkeit und ein Imageverlust.
Ursula von der Leyen bleibt in dieser Geschichte wenig mehr als eine Statistin – eine, die einen Deal verkaufte, der nicht haltbar ist. Und wenn Europa den Vertrag nicht erfüllt? Trump droht bereits mit Strafzöllen. Ein teures Spiel, bei dem nicht Russland oder Amerika verlieren, sondern vor allem die europäischen Bürger – durch steigende Energiepreise, industrielle Abwanderung und zunehmende wirtschaftliche Instabilität.
Es bleibt die bittere Frage: Hat die EU tatsächlich russisches Gas gekauft – nur eben über den Umweg USA? Sollte das stimmen, wäre es nicht weniger als ein geopolitischer Taschenspielertrick. Und ein weiteres Kapitel in der Chronik europäischer Selbsttäuschung.