Transition News hat bereits darüber berichtet, dass Medikamente wie Ozempic, die verstärkt auch zur Gewichtsabnahme eingesetzt werden, zwar einen regelrechten Boom erleben und dass sogar Hollywoodstars von ihnen begeistert sind, sie aber auch erhebliche Risiken bergen. So werden die Abnehm-«Wunderspritzen» mit Schilddrüsenkrebs und einem Anstieg der Suizidalität in Verbindung gebracht und können auch heftige Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Pankreatitis, Darmverschluss, Magenlähmung und sogar Erblindung hervorrufen.
Vor Kurzem ist nun eine Studie vorgestellt worden, der zufolge Menschen, die mithilfe von Ozempic & Co. von ihren Pfunden herunterkommen wollen, einen krassen «Jo-Jo-Effekt» erleben, indem sie innerhalb eines Jahres wieder ihr ursprüngliches Gewicht erreicht haben. Das berichtete etwa The Guardian.
In der Studie, die auf dem Europäischen Kongress für Adipositas vorgestellt wurde, hatten Forscher von der Oxford University 6370 Erwachsene in acht randomisierten kontrollierten Studien und drei Beobachtungsstudien zu älteren und neueren sogenannten GLP-1-Medikamenten untersucht. GLP-1 ist ein Peptidhormon, das im Darm produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glukosestoffwechsels spielt. GLP-1-Analoga sind Medikamente, die die Wirkung des natürlichen Darmhormons GLP-1 nachahmen und zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und auch von Übergewicht zum Einsatz kommen. Zu ihnen zählen Mounjaro, Wegovy, Saxenda und auch das erwähnte Ozempic.
Die Analyse der Oxford University ergab, dass Patienten mit der Einnahme von «Schlankheitsspritzen» im Allgemeinen acht Kilogramm verloren, aber innerhalb von zehn Monaten nach dem Absetzen wieder ihr Ausgangsgewicht erreichten. Dazu führt The Guardian weiter aus:
«Frühere Analysen von Studien zur Wirksamkeit verschiedener Diäten (ohne Medikamente) durch dieselben Forscher ergaben, dass die Menschen nach Beendigung der Diät zwar ebenfalls wieder zunahmen, dies jedoch deutlich langsamer geschah und es mindestens fünf Jahre dauerte, bis sie ihr Ausgangsgewicht wieder erreichten.»
Dazu wird Susan Jebb, Mitautorin der Studie und Professorin für Ernährung und Bevölkerungsgesundheit an der Oxford University, wie folgt zitiert:
«Diese Medikamente helfen sehr effektiv beim Abnehmen, aber wenn man sie absetzt, nimmt man viel schneller wieder zu als nach einer Diät.»
Vor diesem Hintergrund würden die Ergebnisse der Studie Fragen aufwerfen, denn die Richtlinien vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien würden besagen, dass Patienten nicht länger als zwei Jahre Injektionen zur Gewichtsreduktion erhalten sollten. «Darüber hinaus brechen viele Patienten die Behandlung ab, sei es, weil sie die Behandlung privat bezahlen und sich diese nicht leisten können, weil ihnen die Nebenwirkungen nicht zusagen oder weil sie nicht mehr abnehmen», so The Guardian.
«Lohnt es sich für den National Health Service (NHS), also das staatliche Gesundheitssystem im Vereinigten Königreich, in diese Medikamente zu investieren, wenn sie nur für kurze Zeit verfügbar sind und man sie dann wieder in die Gesamtlast lädt, oder muss der NHS akzeptieren, dass es sich dabei um Langzeittherapien handelt?», fügte Jebb hinzu. «Entweder müssen die Menschen dies wirklich als lebenslange Behandlung akzeptieren, oder wir in der Wissenschaft müssen wirklich, wirklich intensiv darüber nachdenken, wie wir die Menschen unterstützen können, wenn sie das Medikament absetzen.»
Das es einen so großen Unterschied gibt, was die Geschwindigkeit der Gewichtszunahme angeht, könnte daran liegen, wie Jebb spekuliert, dass Diäten anstrengend seien und man sich bei ihnen in Zurückhaltung üben müsse, um Gewicht zu verlieren. Bei einem Medikament hingegen, das den Hunger vollständig unterdrücke, entfalle diese Anstrengung. Jebb:
«Wenn man die Medikamente absetzt, fehlen die Verhaltensstrategien, die helfen, das Gewicht zu halten.»