Man höre und staune: Ein weltbekanntes Medium wie die Times hat tatsächlich das Thema Meinungszensur aufs Berichterstattungstableau gebracht.
So hat sich die britische überregionale Tageszeitung in einem Leitartikel gegen die Online-Zensur ausgesprochen und kritisiert, «Presse-Rating-Agenturen» wie The Global Disinformation Index würden sich als «selbsternannte Schiedsrichter der Wahrheit» aufspielen und eine objektive Berichterstattung untergraben.
Darüber berichtet The Daily Sceptic in einem Beitrag mit der Überschrift «Times Comes Out Against Internet Censorship» (Times wendet sich gegen Internet-Zensur). In dem Times-Artikel heißt es:
«Die vorsätzliche Verbreitung falscher Nachrichten durch feindliche ausländische Staaten und Verschwörungstheoretiker an der Basis stellt eine offensichtliche Bedrohung für das gesunde Funktionieren des politischen Lebens dar. Aber das gilt auch für den Versuch, gegen die so genannte Desinformation vorzugehen, vor allem dann, wenn solche Bemühungen unbeholfen in die legitimen Abläufe einer freien Presse eingreifen.
Die Arbeit des Global Disinformation Index GDI, einer 2018 in Großbritannien gegründeten gemeinnützigen Rating-Agentur, veranschaulicht diese beängstigende Tendenz. Obwohl sich der GDI als eine Institution präsentiert, die sich der Förderung von "Neutralität, Unabhängigkeit und Transparenz" verschrieben hat, hat er in der Praxis dazu beigetragen, wertvollen und unabhängigen Journalismus auf der Grundlage von kaum mehr als ideologischen Vorurteilen zu unterdrücken.»
Noch alarmierender sei, so die Times weiter, dass das Auswärtige Amt über einen Zeitraum von drei Jahren 2,6 Millionen Pfund in die Aktivitäten des GDI investiert habe. Am Sonntag habe dann Lord Cameron of Chipping Norton, der Außenminister, bekanntgegeben, dass die Regierung ihre finanziellen Beziehungen zum GDI im März 2023 beendet habe.
Das sei eine beruhigende Entwicklung, denn keine Regierung in einer demokratischen Gesellschaft sollte sich an der verdeckten Unterdrückung freier und offener Untersuchungen beteiligen.
Obwohl ihre Aktivitäten für die Leserschaft weitgehend undurchsichtig sein mögen, könnten Rating-Agenturen wie der GDI innerhalb des komplexen Ökosystems der Online-Nachrichten erheblichen Einfluss ausüben, so die Einschätzung des Blattes.
Als mächtige Vermittler zwischen Online-Werbekunden, die auf ihren Ruf bedacht sind, und Nachrichten-Websites, die Werbeeinnahmen erzielen wollen, hätten Rating-Agenturen die Macht, einem Unternehmen die Einnahmen zu entziehen, wenn sie der Meinung seien, dass es Desinformationen verbreitet.
Entscheiden sie sich für eine Herabstufung, könnten die Werbeeinnahmen auf ein Rinnsal reduziert werden. Im Falle kleiner Medienunternehmen mit fragilen Finanzmodellen würden die Entscheidungen der Rating-Agenturen gar über deren Überleben entscheiden.
Was den Einfluss des GDI so verhängnisvoll mache, sei die zweifelhaft weit gefasste Auslegung des Begriffs «Desinformation». So begnüge das GDI sich nicht damit, falsche Informationen zu identifizieren, sondern versuche nun, das Finanzmodell von Websites zu schädigen, die seiner Meinung nach «gegnerische Darstellungen» veröffentlichen. Die Times:
«Einige der vom GDI gefällten Urteile sind, gelinde gesagt, zweifelhaft. Der Einfluss des GDI wurde im vergangenen Monat durch eine Untersuchung der Website UnHerd bekannt, die vom GDI auf eine ‹dynamische Ausschlussliste› gesetzt wurde, was sie Tausende von Pfund an Einnahmen kostete.
Der GDI begründete die Aufnahme von UnHerd in die schwarze Liste mit der langjährigen Praxis der Website, Artikel von sex-realistischen Feministinnen zu veröffentlichen, darunter die Philosophin Kathleen Stock, deren Schriften der GDI als Teil eines ‹Anti-LGBTQI+-Narrativs› betrachtet.»
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