Mehr als tausend Rabbiner weltweit haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie Israel auffordern, Hunger nicht mehr als Kriegswaffe einzusetzen, die Geiseln freizulassen und die Kämpfe in Gaza zu beenden. In dem Schreiben, über das die Times of Israel berichtet, erklären sie, dass das jüdische Volk einer schweren moralischen Krise gegenüberstehe.
Die Unterzeichner seien «dem Wohl Israels und des jüdischen Volkes zutiefst verpflichtet», könnten aber angesichts der steigenden Zahl der Todesopfer und der zunehmenden Unterernährung in Gaza «nicht schweigen». Die Rabbiner schreiben außerdem, sie unterstützten Israels Kampf gegen Hamas und Hisbollah «uneingeschränkt» und hätten Verständnis für die Politik der israelischen Streitkräfte, das Leben ihrer Soldaten zu schützen. Sie machen jedoch klar:
«Aber wir können die Massentötung von Zivilisten, darunter zahlreiche Frauen, Kinder und ältere Menschen, oder den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe nicht dulden. Die starke Einschränkung der humanitären Hilfe in Gaza und die Politik, einer bedürftigen Zivilbevölkerung Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung vorzuenthalten, widersprechen den wesentlichen Werten des Judentums, wie wir es verstehen.»
Im Brief kritisieren die Rabbiner auch die israelische Politik im Westjordanland und fordern die Regierung auf, «die Kräfte von Recht und Ordnung einzusetzen, um die Gewalt von Siedlern im Westjordanland zu beenden sowie Siedler, die Palästinenser belästigen und angreifen, energisch zu untersuchen und strafrechtlich zu verfolgen». Israelische Beamte und Gruppen würden eine Mitschuld an der gegenwärtigen Situation tragen:
«Wiederholte Absichtserklärungen und Handlungen von Ministern der israelischen Regierung, einiger Offiziere der israelischen Armee und das Verhalten kriminell gewalttätiger Siedlergruppen im Westjordanland, oft mit Unterstützung von Polizei und Militär, haben maßgeblich zu dieser Krise beigetragen.»
Die Unterzeichner fordern deshalb einen Dialog über «Sicherheit für Israel, Würde und Hoffnung für die Palästinenser und eine tragfähige friedliche Zukunft für die gesamte Region».