Die Weltbevölkerung wird ihren Spitzenwert wahrscheinlich früher als erwartet und auf einem niedrigeren Niveau erreichen. Dies geht aus neuen Prognosen der Vereinten Nationen (UN) hervor, die nach offiziellen Angaben «Hoffnung auf eine geringere Belastung der Umwelt» machen.
Der Analyse zufolge, über die der Guardian berichtet, wird es Mitte der 2080er Jahre etwa 10,3 Milliarden Menschen geben, gegenüber 8,2 Milliarden in diesem Jahr. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird dann ein Rückgang auf etwa 10,2 Milliarden Menschen erwartet, eine Zahl, die um sechs Prozent niedriger ist als noch vor zehn Jahren angenommen.
Li Junhua, UN-Untergeneralsekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten, erklärte:
«In einigen Ländern ist die Geburtenrate jetzt sogar niedriger als zuvor erwartet, und in einigen Regionen mit hoher Fruchtbarkeit ist auch ein etwas schnellerer Rückgang zu beobachten. Der frühere und niedrigere Höchststand ist ein hoffnungsvolles Zeichen. Dies könnte bedeuten, dass die Umweltbelastung durch menschliche Einflüsse aufgrund eines geringeren Gesamtverbrauchs abnimmt.»
Allerdings warnte er, dass «ein langsameres Bevölkerungswachstum nicht die Notwendigkeit beseitigen wird, die durchschnittlichen Auswirkungen zu reduzieren, die auf die Aktivitäten jeder einzelnen Person zurückzuführen sind».
Dreiundsechzig Länder, darunter Deutschland, China und Russland, haben laut UN ihren Bevölkerungshöchststand bereits überschritten, und weitere 48, darunter die Türkei, Brasilien und Vietnam, werden dies voraussichtlich bis 2054 tun.
Die verbleibenden 126 Länder werden einen weiteren Anstieg verzeichnen. Die UN fordert diese Länder auf, sich zu überlegen, wie sie «die künftigen Umweltauswirkungen minimieren und gleichzeitig den Bedürfnissen ihrer wachsenden Bevölkerung gerecht werden können».
In neun Ländern, darunter die Demokratische Republik Kongo, Niger, Somalia, Angola und die Zentralafrikanische Republik, wird sich die Bevölkerung laut UN bis 2054 voraussichtlich verdoppeln.
Vor einem Jahrzehnt orakelten die Vereinten Nationen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Bevölkerungszahl in diesem Jahrhundert ihren Höchststand erreicht, nur bei etwa 30 Prozent liegt. In ihrem neuen Bericht beziffert sie die Wahrscheinlichkeit auf 80 Prozent.
Als wichtigen Grund dafür nennt die UN die niedrigeren Geburtenraten in großen Ländern wie China. Der Bericht ruft dazu auf, die Zahl der Teenagerschwangerschaften zu verringern, da diese «schädliche Auswirkungen» auf Mütter und ihre Kinder haben.
Dem Bericht ist auch zu entnehmen, dass die Fruchtbarkeitsrate in mehr als der Hälfte der Länder der Welt derzeit unter dem Reproduktionsniveau liegt, darunter die USA, Großbritannien und Australien. In fast einem Fünftel der Länder liegt sie bei weniger als 1,4 Geburten pro Frau. Die derzeitige Weltfruchtbarkeitsrate situiert sich bei 2,27 Geburten pro Frau und nähert sich damit schnell einer Fruchtbarkeitsrate unterhalb der Reproduktionsrate.