Die soziale Ungleichheit zwischen den Einkommen in Deutschland wird durch die Corona-Krise weiter verschärft. Das geht aus dem am 19. November veröffentlichten Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Dem Bericht zufolge seien besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen betroffen. Seit Beginn der Krise hätten diese in etwa doppelt so häufig Einkommenseinbussen hinnehmen müssen wie Menschen mit hohem Einkommen.
Exemplarisch zeigten dies die Niedrigeinkommen unter 900 Euro. In der untersten Einkommensgruppe haben etwa 20 Prozent Einbussen von mehr als der Hälfte ihres Einkommens erlitten. Es seien vielfach Leiharbeiter und Minijobber, die am schlimmsten von den Auswirkungen der Krisen betroffen seien.
Die Krise führe weiter dazu, dass auch ein Teil der mittleren Einkommen zurückfalle. In der Summe verstärke sich dadurch die Ungleichheit auf allen Ebenen.
Eine zunehmende Verschärfung der sozialen Ungleichheit werde neben der extremer werdenden Einkommensschere auch durch die Vermögensverteilung erzeugt. Wie dem Global Wealth Report der Allianz zu entnehmen ist, sei ein voraussichtlicher Zuwachs der globalen Geldvermögen von 1,5 Prozent bis Ende dieses Jahres zu erwarten. Die beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Hilfspakete hätten es vermocht, die Geldvermögen abzuschirmen. Zu dieser Entwicklung passe auch die Entwicklung anderer Vermögenswerte, wie die rasante Erholung auf dem Immobilien- und Aktienmarkt zeige.
Zur Begrenzung der Ungleichheit schlagen die Verfasser der WSI-Studie Gegenmassnahmen vor. Zunächst solle das Kurzarbeitergeld angehoben und das Arbeitslosengeld I für die gesamte Dauer der Krise gezahlt werden. Darüber hinaus sei es nötig, den Hartz-IV-Satz auf ein «armutsfestes Niveau» zu heben. Langfristig sei über eine höhere Besteuerung von Kapitalerträgen und Erbschaften zu diskutieren.