Gefährliche Geoengineering-Experimente, die früher als Tabu galten, werden mittlerweile ganz offen durchgezogen. Wie das Portal Common Dreams berichtet, wollen Wissenschaftler 60.000 Gallonen Natriumhydroxid (ca. 227.000 Liter) in den Atlantischen Ozean vor Cape Cod gießen, einer Halbinsel im Südosten von Massachusetts in den USA. Man will testen, ob man damit Kohlendioxid aus der Atmosphäre beseitigen kann.
Am vergangenen Mittwoch forderten Befürworter der biologischen Vielfalt die US-Umweltschutzbehörde (EPA) auf, dieses Geoengineering-Projekt zu stoppen, da es «nichts zur Lösung der eigentlichen Ursachen der Klimakrise beiträgt und stattdessen die natürliche Fähigkeit der Ozeane gefährdet, Kohlenstoff zu absorbieren». Dadurch könnten die Meere ihre Rolle bei der Erhaltung des Lebens auf der Erde nicht mehr erfüllen.
Friends of the Earth (FOE) und andere Gruppen warnten, dass das Experiment namens LOC-NESS, das die Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) durchführen will, «potenziell katastrophale Risiken» für den Ozean birgt.
Auf der Website des WHOI wird mitgeteilt, dass bei dem Experiment ein ungiftiger, fluoreszierender Rhodamin-WT-Farbstoff von einem Forschungsschiff aus in den Ozean eingebracht werden soll. Die Forscher wollen die Bewegung des Farbstoffs über 72 Stunden verfolgen, um festzustellen, ob man dadurch die Alkalinität des Ozeans erhöhen kann. Wenn ja, so die Wissenschaftler, könne das letztlich zur Regulierung des atmosphärischen Kohlenstoffs beitragen.
Doch die Angabe der WHOI, dass nur ein ungiftiger Farbstoff ins Meer geschüttet werden soll, scheint nicht der Realität zu entsprechen. Common Dreams verweist diesbezüglich auf Informationen der EPA, die vergangenen Monat bekannt gab, dass das Projekt «eine kontrollierte Freisetzung einer Natriumhydroxidlösung beinhalten würde».
«Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Lauge, eine Substanz, von der bekannt ist, dass sie chemische Verbrennungen verursacht und die mit großer Vorsicht gehandhabt werden muss (…) Es ist erstaunlich, dass die EPA überhaupt in Erwägung zieht, gefährliche, ätzende Chemikalien in Meeresgewässer zu leiten, die von mindestens acht gefährdeten Arten, darunter Glattwale und Lederschildkröten, frequentiert werden», wird Tom Goldtooth zitiert, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der nationalen Climate Justice Alliance.
Die Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Ozeans unter dem Vorwand, seine Fähigkeit, Kohlendioxid zu absorbieren, zu erhöhen, sei irreführend und gefährlich, betonte Goldtooth. Ein Experiment, bei dem es darum gehe, diese ätzende Substanz ins Meer einzubringen, sollte nicht zugelassen werden.
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