Inmitten einer weltweit steigenden Nachfrage nach sauberer Energie hat die Biden-Regierung einen ambitionierten Plan vorgestellt, um die Kapazitäten bei der angeblich CO2-freien Kernenergie der USA bis 2050 zu verdreifachen, wie zum Beispiel Bloomberg berichtet. Ziel ist es demnach, durch die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Anlagen und Modernisierungen bestehender Kraftwerke insgesamt 200 Gigawatt neue Kapazitäten zu erreichen.
Dieser Plan ist ein zentraler Bestandteil der Strategie der USA, den Klimawandel zu bekämpfen und die Energieversorgung für die wachsende Zahl energieintensiver Industrien, wie etwa der Künstlichen Intelligenz, sicherzustellen.
Ali Zaidi, der nationale Klimaberater des Weißen Hauses, erklärte, dass die USA in den letzten Jahren entscheidende infrastrukturelle und technische Grundlagen geschaffen haben, um zu diesem Ziel zu kommen.
Er betonte, dass Herausforderungen wie der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, die heimische Brennstoffversorgung und regulatorische Hürden angegangen würden, um die Kernkraft als langfristige, CO2-freie Energiequelle zu stärken.
«Wir haben viele der Hemmnisse aus dem Weg geräumt, die die Entwicklung dieser Technologie behindert haben», so Zaidi.
Der Plan ist nicht nur unter der gegenwärtigen Regierung beliebt, sondern könnte auch unter dem gewählten Präsidenten Donald Trump weiterhin Unterstützung finden. Trump hatte in seiner Wahlkampagne die Notwendigkeit neuer Kernkraftwerke betont, um den steigenden Energiebedarf von Rechenzentren und Fabriken zu decken. Zudem erfährt die Kernkraft eine breite parteiübergreifende Unterstützung im US-Kongress, was sich im Juli dieses Jahres in der Verabschiedung eines Gesetzes widerspiegelte, das der US-Kernenergiebehörde neue Werkzeuge zur Regulierung fortschrittlicher Reaktortechnologien an die Hand gibt.
Die zunehmende Nachfrage nach Kernenergie ist vor allem auf das Bestreben zurückzuführen, den Übergang zu einer emissionsfreien Energiezukunft zu beschleunigen. Ein wachsender Sektor, der von dieser Entwicklung profitieren dürfte, ist die Industrie der KI, die zunehmend mehr Strom für ihre Rechenzentren benötigt. Microsoft, Google und Amazon haben kürzlich Interesse an der Kernenergie bekundet, um ihre energieintensiven Datenzentren mit Strom zu versorgen. Besonders bemerkenswert ist die Vereinbarung von Microsoft, Strom aus dem wieder in Betrieb genommenen Störfall-Kernkraftwerk Three Mile Island in Pennsylvania zu beziehen.
Die US-Initiative ist im Zusammenhang mit globalen Klimazielen, die beim COP29-Gipfel in Baku aufgegriffen werden, zu sehen. Dort haben die USA gemeinsam mit etwa zwei Dutzend anderen Ländern ein Bekenntnis abgegeben, die Kernkraftkapazitäten bis 2050 zu verdoppeln. Diese Entscheidung ist auch eine Reaktion auf die stagnierende Entwicklung der Kernkraft seit der Fukushima-Katastrophe 2011. Während Solar- und Windenergie seitdem stark gewachsen sind, hat die Kernenergie weltweit nur geringe Fortschritte gemacht, was auch an Sicherheitsbedenken und politischen Widerständen liegt.
Die Biden-Administration verfolgt mit diesem Plan ein klares Ziel: die USA sollen wieder eine führende Rolle in der Entwicklung und dem Export von Kernkrafttechnologien einnehmen. Dazu soll die Lizenzierung neuer Reaktortechnologien beschleunigt und steuerliche Anreize langfristig gesichert werden. Auch die Nutzung bestehender Kernkraftwerke für den Bau zusätzlicher Reaktoren sowie Mikroreaktoren auf Militärstützpunkten werden als mögliche Schritte genannt.
Kommentar von Transition News
Das ist der Plan der Amerikaner. Auch wenn in anderen Ländern die Atomkraft Urständ feiert – Frankreich plant neue Reaktoren und in der Schweiz steht das Verbot zum Bau neuer Reaktoren wieder zur Diskussion – sollte die Kehrseite dieser Strategie nicht verheimlicht werden. Sie sollte auch nicht als Blaupause für andere Länder verstanden werden.
Analog den Elektroautos, die nur dann als CO2-neutral bezeichnet werden können, wenn nur am Auspuff gemessen und die Herstellung in der Endabrechnung vernachlässigt wird, verhält es sich bei der Atomkraft. Auch Kernkraft kann nur dann als CO2-neutral bezeichnet werden, wenn man die Brennstoffgewinnung und den Uranabbau vernachlässigt. Auch Atomunfälle wie Three Mile Islands, Tschernobyl und Fukushima hätte es eigentlich nicht geben dürfen und haben der Nutzung der Atomenergie einen Dämpfer versetzt. Ausserdem ist die Problematik der Endlagerung radioaktiver Abfälle weder in Deutschland noch in der Schweiz definitiv gelöst.
Ob es gelingen wird, Reaktoren einer neuen Generation zur Marktreife zu entwickeln, die diese Nachteile nicht aufweisen, ist vorläufig offen.
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