Etwa ein Viertel der in den USA geborenen Babys haben möglicherweise nicht genügend «freundliche» Mikroben in ihrem Darm, um sich vor der Entwicklung von Allergien, Asthma und Ekzemen zu schützen. Dies hat eine neue wissenschaftliche Arbeit ergeben, die vom Unternehmen Persephone Biosciences in San Diego durchgeführt und kürzlich auf dem Portal Communications Biology veröffentlicht wurde.
An dieser Studie nahmen mehr als 400 Babys teil. Bei fast 25 Prozent wurden keine nachweisbaren Mengen an Bifidobacterium festgestellt, Darmmikroben, die Zucker in der Muttermilch verdauen. Stephanie Culler, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Persephone Biosciences, erklärte dazu gegenüber Science News:
«Der nicht nachweisbare Gehalt der für den Säugling wichtigsten Bakterienart war für uns wirklich überraschend. Es war einfach nicht da.»
Das Ergebnis habe auch den Mikrobiologen Jack Gilbert von der University of California in San Diego überrascht, berichtet das Portal, allerdings aus anderen Gründen. Denn Gilbert habe aufgrund früherer Studien eher erwartet, «dass 50 oder 60 Prozent der Säuglinge keine nachweisbaren Bifidobakterien in ihrem Stuhl haben». Das Ergebnis der neuen Studie sei vielleicht beruhigender als seine früheren Schätzungen, aber es sei immer noch ziemlich deprimierend, betonte der Mikrobiologe.
Bifidobakterien tragen zur Ausbildung des Immunsystems bei. Ohne sie seien Kinder anfällig für allergische Erkrankungen, so die Forscher. Babys, die einen geringen Anteil dieses Darmbakteriums aufwiesen, hätten ein mindestens dreimal so hohes Risiko, im Alter von zwei Jahren Allergien, Ekzeme und Asthma zu entwickeln, als Babys mit dem erwarteten Anteil an diesen Bakterien. Zudem hätten Babys, die Antibiotika einnahmen, ein 3,3-mal höheres Risiko gehabt, allergische Erkrankungen zu entwickeln, als Babys, denen keine Medikamente verabreicht wurden. Antibiotika seien ein Grund dafür, dass Bifidobacterium-Arten aus den Därmen von Säuglingen verschwinden.
Weitere Gründe für die fehlenden Darmbakterien könnten veränderte Ernährungsgewohnheiten sein, die hin zu verarbeiteten Lebensmitteln und weg von fermentierten Lebensmitteln führen. Auch die Verwendung antibakterieller Seifen und andere Veränderungen hätten zu einer Verringerung der Bifidobacterium-Menge in der Umwelt geführt.