Die St. George’s University of London habe in einem Experiment zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Studenten beigetragen, indem sie mit Hilfe der virtuellen Realität (VR) Stress und Ängste abgebaut habe. Dies berichtet das Nachrichtenportal Digital Health. Vorläufige Ergebnisse seien letzte Woche auf der Konferenz «A Metaverse for the Good» in Barcelona vorgestellt worden.
Die Zahl der Studenten im Vereinigten Königreich, die ihrer Universität eine psychische Erkrankung mitgeteilt haben, habe sich zwischen dem akademischen Jahr 2010/11 und 2020/21 verfünffacht. 57 Prozent der Befragten einer Umfrage zur psychischen Gesundheit aus dem Jahr 2022 hätten selbst angegeben, ein psychisches Problem zu haben, so das Portal. Die VR-Erfahrung könne eine Lösung zur Bekämpfung dieses wachsenden Problems bieten.
Zwischen Oktober und November 2023 seien einhundert Studenten des St. George’s Healthcare College nach dem Zufallsprinzip für die Studie rekrutiert worden. Sie sollten sich VR-Inhalte, die sich auf den Umgang mit Prüfungsstress konzentrierten, ansehen, entweder mit einem VR-Headset oder als 2D-Video auf ihrem Smartphone. Beide Gruppen hätten fünf Tage lang jeden Tag eine siebenminütige VR-Sitzung absolviert.
Vor und nach jeder Sitzung sollten die Teilnehmer auf einer Skala von 0 bis 10 angeben, wie ruhig, gestresst oder ängstlich sie sich fühlten. Die Teilnehmer der VR-Headset-Gruppe hätten nach den Sitzungen bei allen Messwerten grössere Verbesserungen gezeigt als die Kontrollgruppe (Smartphone).
Anhand von standardisierten Skalen hätten die Studenten auch über ihr Glücksgefühl, ihr Wohlbefinden, ihren Stress, ihre Ängste und ihre Depressionen zu Beginn der Studie und bei einer Folgesitzung zwei Wochen später berichtet. Nach diesem Zeitraum habe das Wohlbefinden der Studenten in der Headset-Gruppe zu- und der empfundene Stress abgenommen. In der Kontrollgruppe habe es keine Veränderungen gegeben.
Aufgrund des positiven Feedbacks werde die Studentenvereinigung von St. George’s ihren Studenten ab Ende April regelmässige Sitzungen zur Nutzung der VR-Headsets anbieten, um Stress im Vorfeld von Prüfungen zu bewältigen, wie Digital Health erklärt.
Die Studie und die Erstellung der Inhalte wurden von Regierungsagentur Innovate UK im Rahmen des sogenannten Mindset-Programms finanziert. Ziel sei es, die VR-Technologie an Universitäten in ganz Grossbritannien einzuführen.
Kommentar Transition News:
Es stellen sich hier unwillkürlich mehrere Fragen: Abgesehen davon, inwiefern ein Test mit ganzen einhundert Personen aussagekräftig ist, wäre zum Beispiel interessant, was tatsächlich mit der virtuellen Technik erreicht werden soll und wer letztlich davon profitiert.
Auf die mögliche Manipulation von Sinneseindrücken durch solche Sensortechnologien haben wir ebenfalls vor kurzem in einem Beitrag zum Transhumanismus aufmerksam gemacht.
Zudem ist festzustellen: Wenn wir uns nur noch in der virtuellen Realität aufhalten, haben wir vielleicht «diesseits» keine psychischen Probleme mehr – aber auch kein echtes Leben.
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