In früheren Jahren war es eine Lust: das Fliegen. Man bestieg eher selten eine Maschine – dann war es aber meist ein schönes Erlebnis. Die Preise waren hoch, aber es wurde auch etwas geboten.
Wenn man die Menschen heute nach ihren Reisegewohnheiten und -erlebnissen fragt, dann hört man kaum von einem schönen Flugerlebnis. Und wenn man nach den Gründen fragt, dann wird zwar der Klimawandel sehr oft genannt, aber immer öfter auch Ärger am Flughafen oder mit den Fluggesellschaften.
Es waren zwei Entwicklungen, die dazu geführt haben, dass Fliegen eher zu Qual wurde als zur Freude und dass man vor allem fliegt, wenn alles andere viel länger dauert, nicht möglich oder viel teurer ist.
Für die Strecke Schweiz-Athen gibt es zum Beispiel wenig gute Alternativen zum Flugzeug. Die Route über den Balkan ist lang und es gibt immer noch Grenzen mit teils langen Wartezeiten. Eine direkte Bahnverbindung gibt es nicht und sie liegt in weiter Ferne.
Die Strecke über Italien mit der Fähre ist eine Alternative; aber sie dauert im Minimum zwei volle Tage – und die Pünktlichkeit und Sauberkeit der Fähren haben in den letzten Jahren stark nachgelassen.
Los ging es in den in den späten 1970er Jahren, als der damalige US-amerikanische Präsident Jimmy Carter die Luftfahrt deregulierte. Immer mehr Jurisdiktionen – unter anderem die EU führten in der Folge eine Open-Sky-Politik ein. Die Schweiz ist damit durch ein bilaterales Marktzugangsabkommen verbunden.
Das führte zu markant tieferen Preisen, Privatisierungen und dem Aufkommen von Billigairlines. Damit wurden Innovationen gefördert – nervige Dinge wie die Sunday Rule gehören der Vergangenheit an -, aber es muss auch jede Dienstleistung extra bezahlt werden: von Getränken über Gepäckstücke bis zu Sitzplatzreservierungen. Diese Dinge machen das Fliegen kompliziert.
Die zweite Entwicklung besteht in den Regeln, die nach den Ereignissen vom 11. September 2001 und den folgenden Terroranschlägen eingeführt wurden. Es gibt mittlerweile eine lange Liste von Dingen, die nicht mehr im Handgepäck mitgeführt werden dürfen, Dinge die an der Sicherheitskontrolle separat geröntgt werden müssen oder ausgepackt und gezeigt werden sollten.
Dabei gibt es von Flughafen zu Flughafen kleine Abweichungen und die Regeln werden auch nicht immer gleich durchgesetzt. Dem Schreibenden wurde zum Beispiel auch Weichkäse weggenommen, mit der Begründung, dieser sei flüssig. Dass Eiswürfel weggeworfen werden, kann man noch verstehen, auch wenn diese sich chemisch gesehen im festen Aggregatszustand befinden. Das ergibt aber ein Gefühl von Machtlosigkeit gegenüber dem im übrigen oft gestressten und unterbezahlten Flughafenpersonal, gegen dessen Entscheidungen man auch kaum Beschwerde einlegen kann.
Montag, 23. Dezember, Flughafen Basel. Die Wartezeit bei der Kofferaufgabe beträgt etwa eine halbe Stunde, für diesen Tag nicht schlimm. Aber es müssen genau die Anzahl Gepäckstücke sein, die bezahlt sind. Und sie werden gewogen. Sind sie schwerer, gibt es Ärger: entweder einen Zuschlag bezahlen oder etwas rausnehmen. Aber wo im Handgepäck verstauen – auch dieses ist exakt begrenzt. Und kurzfristiges Umdisponieren ist schwierig.
Ist dieses Problem gelöst, geht es zur Sicherheitskontrolle. Dort gibt es ebenfalls Ärger, obwohl alles gemäß Regeln vorbereitet ist. Laptops werden ausgepackt und gezeigt, Flüssigkeiten ebenfalls und dann geht es durchs Tor. Die Stiefel der Ehefrau des Schreibenden haben dicke Sohlen – verständlich im Winter. Die Maschine piepst – warum ist nicht klar, alles Metall war in einer separaten Cuvette auf dem Rollband. Sie muss die Schuhe ausziehen. Hände und Füsse werden mit einer separaten Maschine geröntgt und die Stiefel fahren separat durch den Röntgentunnel. Nerviger geht es kaum und Erklärungen gibt es nach dem Mary-Poppins-Prinzip: «I never explain anything.»
Der Flug ist pünktlich. Kurz vor Athen wird es turbulent; es wackelt und schüttelt und die Kotztüten werden hervorgeholt – die Ägäis. Am Schluss zeigt die Pilotin noch bei einem (notwendigen) Durchstartmanöver, was die Maschine draufhat.
Nach der Landung bei der Suche nach Euro-Bargeld in der Handtasche des Schreibenden kommt ein Schweizer Sackmesser hervor. Da sieht man mal, wie gut das mit der Sicherheitskontrolle funktioniert!
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