Bei wohlklingenden und selbstbewussten Ankündigungen des Weltwirtschaftsforums (WEF) sollte man skeptisch sein. Das gilt auch für einen Artikel, den das Magazin Forbes kürzlich veröffentlichte und in dem das WEF zur Transformation der Bildung durch «innovative Ansätze» aufruft.
In Zusammenarbeit mit dem Trinity College Dublin hat das WEF diesen Bericht verfasst. Der Titel: «Innovative Lernlösungen zur Bewältigung von Komplexität: Anpassung des Systemdenkens an zukünftige Klassenzimmer.»
Das Papier ist das Ergebnis einer Untersuchung darüber, wie eine «notwendige Mentalität des Systemdenkens» auf allen Ebenen des Bildungssystems eingebettet werden könnte. Würden die Strategien und Empfehlungen umgesetzt, könnte dies laut WEF «tiefgreifende und gewichtige Auswirkungen auf die nächste Generation globaler Bürger» haben.
Die Autoren bescheinigen das Versagen des bestehenden Systems. Die dynamische globale Gesellschaft werde zunehmend komplexer, forciert auch durch die sogenannte «Vierte Industrielle Revolution». Traditionelle Modelle seien hierfür unzureichend und müssten verbessert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Politik und Branchenführern der Industrie bezeichnen sie deshalb als vital.
Eine systemische Perspektive sei wichtiger denn je, um Herausforderungen wie Klimawandel, Energiesicherheit oder Ungleichheit zu bewältigen. Es bedürfe einer «holistischen Perspektive», um die Probleme, Beziehungen und Abhängigkeiten zu verstehen. Insbesondere in einer «zunehmend mit Informationen überladenen Welt, echten wie falschen».
Das Klassenzimmer der Zukunft soll mit einer Reihe digitaler Tools den Ansatz des «Systemdenkens» erleichtern. Deren «unbestreitbarer Nutzen» bestehe unter anderem in der Personalisierung des Lernens. Künstliche Intelligenz könne hierzu beitragen und habe einen Einfluss auf kritisches Denken. Diese Werkzeuge seien der Schlüssel, um die Bildung zu revolutionieren.
Diese Visionen der WEF-Technokraten stammen zum Teil aus ihrer «Strategische Intelligenz Plattform». Diese wiederum ist aus deren Netzwerk der «Global Agenda Councils» hervorgegangen.
Kommentar Transition News
Wer das WEF verfolgt, weiss deren Sprache einzuordnen. Beispielsweise meint «holistisch» hier sicher nicht «gesamtheitlich», Körper, Seele, Geist oder Individualität einbeziehend. Es klingt mehr nach «absolut» oder «total».
Auch scheint Gleichheit im Sinne des WEF eher Uniformität zu bedeuten. Wem nützt das? Ungleichheit bekämpft dieser Club der 1000 mächtigsten Konzerne nun schon seit über 50 Jahren – nicht sehr erfolgreich. Und mit dem Einfluss der Digitalisierung – inklusive künstlicher Intelligenz – in der Bildung will das WEF sicher nicht das kritische Denken mündiger Bürger fördern.
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