Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der Schweizer Aktivist Alec Gagneux kritisch mit dem World Economic Forum (WEF). An der elitären Veranstaltung im schweizerischen Davos ist er seit 2002 mit seiner Organisation fairCH auf der Strasse präsent.
2023 besuchte der Aktivist einen dreiteiligen Kurs der Volkshochschule Region Brugg über die 1971 von Klaus Schwab gegründete Organisation. Die Schweizer Volkshochschulen (VHS) wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts ins Leben gerufen, um Kurse für Erwachsenen anzubieten, mit dem Ziel, breite Bevölkerungsschichten zu integrieren.
Wie ein Video der Filmemacherin Nicole Hammer, das Transition News vorliegt, zeigt, war Gagneux den Organisatoren des Kurses über das WEF schon im Vorfeld bekannt. So äußerte der Kursleiter Willi Däpp Hammer gegenüber seine Sorge, dass der «sehr, sehr, sehr» kritische Gagneux unter Umständen die Veranstaltung störe, sie filme, die Informationen in die sozialen Netzwerke stelle und «Leute anprangert».
Von der zweiten Ausgabe des Kurses in Brugg wurde Gagneux nun ausgeschlossen, wie die Aargauer Zeitung berichtet. Ein solcher Ausschluss sei einzigartig in der Geschichte der Volkshochschule Region Brugg. Der Aktivist akzeptiert den Entscheid aber nicht. Sein Beweismittel ist das Video, das klarmacht, dass Willi Däpp – anders als in Aargauer Zeitung behauptet – die Schattenseiten des «Clubs der 1000 Reichsten» aus dem Kurs raushalten will.
Der Beschluss ist in den Augen von Gagneux undemokratisch gefällt worden. Der Präsident Hans Hauenstein und Willi Däpp hätten zu zweit entschieden. Am Telefon teilte Hauenstein, der im Telefonbuch als «Mediator» bezeichnet wird, Gagneux mit, dass es ihm reiche, nur eine Sicht – die von Willi Däpp – zu berücksichtigen. Der Gesamtvorstand wurde offenbar nicht miteinbezogen.
Den Kursteilnehmern schrieb Gagneux eine E-Mail, in der er darauf aufmerksam machte, welche Schattenseiten vom Kurs ignoriert wurden. Zum Beispiel werde behauptet, dass Tabak- und Waffenbranchen vom WEF ausgeschlossen seien. Eine Lüge, wie Gagneux in seinem Flyer aufzeigt.
Gagneux unterstützt, dass die VHS das WEF vorstellt, «nur muss dies ausgewogen, möglichst wahrheitsgetreu und ohne Zensur stattfinden». Ihm zufolge korrumpiert die heutige VHS ihr eigenes Leitbild. Da stehe nämlich, dass es darum gehe «das Volk zu bilden, damit jeder ein ‹Aktivbürger› werde». Außerdem sollte «die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten nicht noch größer werden». Die Kluft werde aber exponentiell grösser, so Gagneux, «unter anderem wegen der Umsetzung der WEF-Agenda!» Er stellt fest, dass das Buch «World Economic Forum» von Ernst Wolff, «mit Tiefgang übers WEF» nur 35 Franken und nicht 150 Franken kostet.
Am 21. Januar fand der dritte Teil des WEF-Kurses der VHS am Forum in Davos selbst statt. Die Teilnehmer besuchten dabei auch das Open Forum. Laut Gagneux kann die Gruppe dort erleben, «dass die – vom WEF eingesetzten – Leute OBEN auf dem Podium über 90 Prozent der Zeit beanspruchen. Von ‹Dialog mit der Bevölkerung› zu sprechen, ist dabei mit ziemlich bunter Phantasie gewürzt». Das Open Forum spreche von einer «öffentlich zugänglichen und barrierefreien Veranstaltung». «Wie wenig Barrieren es hat, kann dann jede/r selber in Davos erfahren», stellt der Aktivist ironisch fest.
Wie bereits in den vergangenen Jahrzehnten ist Gagneux auch diesmal ans WEF gereist, um seine Flugblätter zu verteilen und seine Argumente vorzutragen. Allerdings ist der Aktivist dort an den Open Foren ebenfalls unerwünscht. Er erhält dazu gemäß den Verantwortlichen des WEF keine Akkreditierung mehr. Gagneux macht in einer E-Mail klar:
«Das Open Forum schmiert uns – den Untertanen – Honig um die Nase, damit wir nicht verstehen sollen, dass der Volksmund ‹GELD REGIERT› auch in Davos für die Wenigen (FEW) sehr, sehr erfolgREICH ist. Der drohende Dritte Weltkrieg – und anderes wichtiges – wird beim Open Forum einfach ignoriert.»
Der Aktivist zitiert den ehemaligen Schweizer Bundesrat Adolf Ogi, der 2013 sagte, dass das Open Forum da sei, um abzulenken. Weiter verlinkt er das Video vom bekannten Historiker und Schriftsteller Ruthger Bregman, der 2019 an einer WEF-Podiumsdiskussion die Veranstaltung folgendermaßen zusammenfasste: «Es ist wie an einer Feuerwehr-Konferenz, bei der man nicht über Löschwasser sprechen darf.» Daraufhin wurde Bregman nicht mehr nach Davos eingeladen.
Bregmans Buch «Im Grunde gut» zeige auf, «dass Menschen nicht so schlecht sind, wie man meint», so Gagneux.
Alec Gagneux ist als «Entwicklungs-Dialoger» tätig und hat 2019 das Sommer WEFF Davos gegründet, wobei WEFF für Wachstum (geistig), Erde, Frieden, Freiheit steht . Auf fairCH kann man mehr über das sein Engagement erfahren, unter anderem bezüglich WEF oder Entwicklungszusammenarbeit .
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