Studenten müssen wieder lernen, andere Meinungen zu akzeptieren. So lautet kurz gesagt die Botschaft von Irene Tracey. Sie ist Vizekanzlerin der Universität Oxford und Professorin für Neurowissenschaften.
Tracey hat zuletzt eine «intensive Zeit» erlebt. Hintergrund dafür: Ein Vortrag, den Dr. Kathleen Stock kürzlich im Oxford Union Debattierklub gehalten hatte.
Stocks Positionen sorgten für Empörung – besonders in der LGBTQ+-Gemeinschaft. Denn die Feministin vertritt die Ansicht, dass es nur zwei biologische Geschlechter gebe. Und dass sich dieses Geschlecht auch dann nicht ändere, wenn die jeweilige Person sich nicht damit identifiziere. Eine Position, die heute offenbar kaum noch geäussert werden darf.
Zwar fand die Veranstaltung statt. Sie löste aber laute Proteste aus. Forderungen, Stock zu canceln, waren omnipräsent.
Tracey sagte am Mittwoch gegenüber der britischen Times, dass sie die «leidenschaftlichen Ansichten (…) und die Sorgen der Trans- und LGBTQ+-Gemeinschaften» verstehe. Sie fügte aber auch hinzu:
«Andererseits müssen wir die freie Meinungsäusserung verteidigen – wir haben eine sehr klare und sehr gute Politik der freien Meinungsäusserung an dieser Universität. Und wir halten uns ganz einfach daran. Diese Politik gibt den Menschen das Recht, ihre Ansichten zu äussern – die Ansichten mancher Menschen werden für einige Personen vollkommen akzeptabel sein und für andere völlig inakzeptabel und geschmacklos.»
Tracey zufolge tun sich viele junge Studenten heute schwer mit kontroversen Debatten. Das «Gruppendenken» sei bei den jüngeren Generationen sehr ausgeprägt.
«Nur wenn wir diskutieren und debattieren, können wir unser Denken in Bezug auf bestimmte Themen weiterentwickeln. Nur dann können wir herausfinden, was wir für akzeptabel halten und was nicht, oder die Meinung anderer ändern. Wenn wir diese Diskussionen nicht führen, enden wir an einem sehr dunklen Ort.»
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