Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von l’AntiDiplomatico übernommen. Die geäußerten Ansichten spiegeln nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider. Hier finden Sie Teil 1 und Teil 2 der Serie.
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Unsere Reise durch die Provinz Xinjiang geht weiter. Ziel: Turpan. Im trockenen Herzen von Xinjiang, umgeben von Bergen und atemberaubenden Wüstenlandschaften, entwickelt sich Turpan zu einem der avantgardistischsten Zentren für technologische Innovation in Asien. Ein «Silicon Valley» der Wüste, in dem künstliche Intelligenz, Mobilität und leichte Luftfahrt die nächsten Seiten der Hightech-Logistik schreiben.
Die Zukunft im Korridor der autonomen Lastwagen
Der Besuch beginnt mit der Präsentation eines interaktiven Modells: Im Mittelpunkt des Projekts steht der 25 km lange Straßenabschnitt Qimang, der als Testgelände für den vollständig autonomen Straßenverkehr ausgewählt wurde. Hier werden ab Ende Juli Tests mit selbstfahrenden, elektrisch betriebenen Lastwagen beginnen. Eine Infrastruktur, die bis zu 100 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr – einen Teil der geschätzten 100 Milliarden Tonnen – in den Rest des Landes transportieren soll.
Alle Bilder: Maylyn López, l’AntiDiplomatico
Das gesamte Projekt stand unter der Aufsicht des chinesischen Verkehrsministeriums und der Pekinger Universität für Luft- und Raumfahrttechnik. Das Ziel? Die Schaffung des ersten Autobahnkorridors der Welt, der ausschließlich autonomen Fahrzeugen vorbehalten ist. Eine Revolution, die nicht nur auf Effizienz abzielt, sondern auch auf die Schaffung neuer nationaler Standards für den intelligenten Verkehr mit noch nie dagewesenen wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen.
In dieser Stadt befindet sich der Hauptsitz von China Communications Flaming Mountain Automobile Examination Co. Ltd, einem Pionier im Bereich der Verkehrsautomatisierung und der Entwicklung von Lösungen für niedrige Höhenlagen. Das strategisch günstig gelegene Unternehmen steht im Mittelpunkt eines der fünf vorrangigen Projekte, die im Rahmen der Nationalen Verkehrskonferenz 2025 festgelegt wurden.
Ziel ist es, nationale Standards für autonome Transportsysteme zu definieren, ihre Industrialisierung zu beschleunigen und fortschrittliche Technologien in die intelligente Logistik zu integrieren, um China als erstes Land der Welt mit einem eigenen Autobahnkorridor für autonome Fahrzeuge zu positionieren. Mit einem jährlichen Transportziel von 100 Millionen Tonnen wird das Projekt den Transport der ungenutzten Kohle von Turpan ins Landesinnere erleichtern und neue Logistikmärkte erschließen.
Doch die Innovation macht nicht am Boden halt: Turpan wird dank seines trockenen und heißen Klimas auch zu einem einzigartigen Labor für die Leichtflugzeugindustrie. Es wird ein Start- und Landeplatz für Flugzeuge mit niedriger Flughöhe entwickelt, um die Flugsicherheit unter extremen Bedingungen, die Festigkeit von Materialien, die Stabilität von Antriebssystemen und die Haltbarkeit von Batterien zu testen. Ziel ist es, Turpan zu einer nationalen Testzone für die Leichtflugzeugindustrie zu machen und die gesunde und nachhaltige Entwicklung des Sektors zu fördern.
Die Logistik der Zukunft ist bereits da
In den neuen strategischen Plänen der Volksrepublik ist Turpan nun eines der konkretesten Beispiele für eine qualitativ hochwertige Entwicklung. Ein Ort, an dem fortschrittliche Technologie und systematische Planung zusammenkommen, um das Konzept der Logistik und der industriellen Produktion neu zu gestalten.
Das Versuchslabor wird Drohnen, humanoide Roboter, autonome Bergbaufahrzeuge und unbemannte Geräte testen und dabei die extremen Wetterbedingungen der Region nutzen. Das Projekt hat eine ehrgeizige Struktur, die sich aus drei Bereichen zusammensetzt: technologische Innovation, Industrialisierung und Verbreitung der Ergebnisse.
Das Ziel ist ehrgeizig: Turpan soll zu einem nationalen Versuchsgebiet für die Wirtschaft in geringer Höhe werden, einem strategischen Sektor für die Zukunft des Güterverkehrs, der Umweltüberwachung und der zivilen Mobilität in ländlichen Gebieten.
Hightech-Landwirtschaft: Weintrauben und Pilze als Symbole der produktiven Artenvielfalt von Turpan
Turpans Innovationsgeist beschränkt sich nicht nur auf Industrie und Verkehr: Hier wird auch eine der süßesten und wertvollsten Trauben Chinas angebaut. Das Gebiet ist bekannt für die Herstellung von Sultaninen, die mehr als 70 Prozent der nationalen Sultaninenproduktion ausmachen. Die besonderen klimatischen Bedingungen (über 300 Sonnentage im Jahr, geringe Luftfeuchtigkeit und konstante Belüftung) machen Turpan zu einem idealen Ort für den natürlichen Anbau und die traditionelle Trocknung in belüfteten Lehmhäusern.
Neben dem Weinbau entwickelt sich ein innovativer Sektor für den kontrollierten Anbau von Pilzen dank intelligenter Gewächshäuser, die mit automatischen Bewässerungs- und Überwachungssystemen ausgestattet sind. Dieses expandierende Segment ist eine Antwort auf die neuen Anforderungen an die Ernährungssicherheit und die nachhaltige Landwirtschaft in der Wüste.
Zu den Akteuren, die zu diesem Wandel beitragen, gehört Yimao Investment Co. Ltd, ein in Turpan ansässiges Unternehmen, das sich mit der integrierten Entwicklung von Landressourcen beschäftigt. Das Unternehmen ist an mehreren Projekten in den Bereichen Landwirtschaft, Wein und Umwelt beteiligt.
In einem Gebiet, in dem seit über 2000 Jahren Wein angebaut wird, konzentriert sich Yimao auf die Qualitätsproduktion, mit nachhaltigen Bewässerungssystemen (wie dem traditionellen Karez) und Klimatechnologien für den Wüstenanbau.
Turpan ist nicht mehr nur ein historisches Juwel an der alten Seidenstraße. Es ist ein lebendiges Laboratorium der Gegenwart und der Zukunft, in dem Lösungen erprobt werden, die in der Lage sind, die Regeln neu zu definieren, und das in einem kargen Gebiet, das reich an Forschung und Innovation ist. Und während Europa auf jede Form der infrastrukturellen Entwicklung verzichtet hat und nur auf Aufrüstung setzt, ist in diesem abgelegenen Winkel Chinas die Zukunft bereits auf dem Weg.
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Maylyn López: Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen und Koordinatorin des «Belt and Road News Network» (BRNN) für l’AntiDiplomatico, Universitätsdozentin, Spezialistin für strategische und institutionelle Kommunikation, Journalistin, internationale Mediatorin. Zertifiziert in Neurolinguistischem Programmieren. 20 Jahre Erfahrung im diplomatischen und multilateralen Bereich.