Die Vision Europas war einst getragen von dem tiefen Wunsch nach Frieden – nach Harmonie, nach einem Miteinander, das nicht auf erzwungener Einheit, sondern auf dem Erkennen unserer fundamentalen Verbundenheit beruht.
In diesem Moment, 80 Jahre nachdem die lauten Schreie eines Krieges verstummten und eine Stille hinterließen, die von unaussprechlichem Leid erfüllt war, kommen wir zusammen. Noch heute hallen Echos dieses Konflikts schmerzhaft in uns allen wider. Doch es ist Zeit, dass wir diese Echos nicht als Anklage, sondern als Einladung verstehen: Eine Einladung, die Muster der Reaktion zu durchbrechen und stattdessen aus einer Quelle der Präsenz und des tiefen Friedens zu antworten, die bereits in uns wohnt.
Als eine Einladung den ursprünglichen Funken Europas in uns wiederzuentdecken, ihn zu nähren und zuzulassen, dass er unser Handeln von innen heraus erhellt. Als eine Einladung als Europäer zusammenzukommen, um neue Geschichten von Verbindung und Ausgleich zu erzählen.
Wir, die Menschen dieses Kontinents, die Herzen Europas, erkennen an, dass der Schmerz der Vergangenheit noch immer in den Zellen unseres kollektiven Körpers und der Schmerz der Kriege in den Reaktionen unserer Nervensysteme gespeichert sind.
Wir erkennen an, dass jeder Moment eine neue Geburt ist, eine frische Gelegenheit, dem Leben selbst – in all seiner unendlichen Weisheit – zu erlauben, uns zu heilen und uns zu einem tieferen Verständnis von Frieden – oder Heiwa – zu führen. Das Erkennen unserer gemeinsamen Menschlichkeit, unserer geteilten Verletzlichkeit und unseres gemeinsamen Verlangens nach Frieden ist der erste Schritt auf dem Pfad zur Heilung, zum wahren Frieden.
Statt «Nie wieder Krieg!» als einen Kampfruf gegen ein äußeres Übel zu verstehen, lasst es uns als ein sanftes Versprechen an uns selbst begreifen: «Immer wieder Frieden – hier und jetzt, in diesem Atemzug.» Lasst uns einen Raum des tiefen Zuhörens kultivieren, einen Raum, in dem jede Stimme gehört und jedes Herz gesehen wird, einen Raum, in dem die Illusion der Trennung sich im Licht des Mitgefühls auflösen darf.
Unsere Herzen öffnen sich für alle, die in der Ukraine und in Russland, in Pälestina und Israel, im Sudan und in Indien und Pakistan leben und überall sonst, wo gerade Konflikte herrschen. Unsere Herzen öffnen sich für alle Wesen, die unter den Wellen des Konfliktes leiden. Im tiefsten Grunde sind wir nicht getrennt. Ihr seid nicht «die Anderen», ihr seid wir.
Wir kommen zusammen, um innezuhalten. Wir erinnern uns an die Momente, in denen die europäische Seele ihre Fähigkeit zur tiefen Verbundenheit und zur kreativen Zusammenarbeit gezeigt hat. Um diesen inneren Frieden – dieses Heiwa – im Äußeren erblühen zu lassen, schlagen wir nicht vor, sondern wir träumen von, wir laden ein zu:
1. Begegnungen junger Herzen – Der Tanz der Zukunft: Stellen wir uns vor, wie junge Menschen aus allen Winkeln Europas und Russlands zusammenkommen, nicht um über Politik zu debattieren, sondern um gemeinsam zu lachen, zu spielen, zu lernen und die universelle Sprache des Herzens zu entdecken. So wie einst deutsch-französische Begegnungen Brücken bauten, mögen diese neuen Verbindungen das Fundament für ein tiefes, intuitives Verstehen legen.
2. Kreise des Lauschens – Die Weisheit der Stille: Wir sehnen uns nach Räumen, in denen Menschen nicht mit vorgefertigten Meinungen, sondern mit offenen Herzen zusammenkommen. Foren, in denen wir gemeinsam in die Stille lauschen, aus der kreative, von Weisheit getragene Antworten auf unsere gemeinsamen Herausforderungen emporsteigen können. Frieden entsteht, wenn wir aufhören zu kämpfen und beginnen, wirklich zuzuhören.
3. Gärten gemeinsamen Wirkens – Harmonie mit dem Leben: Lasst uns Projekte ins Leben rufen, die unsere gemeinsame Verantwortung für diesen wunderschönen Planeten und füreinander widerspiegeln. Im gemeinsamen Pflegen der Erde, im Teilen von Wissen und im Sorgen für soziale Gerechtigkeit erkennen wir: Wir sind Teil eines größeren Ganzen. In dieser Erkenntnis liegt tiefe Harmonie.
4. Wirtschaft als Ausdruck von Fürsorge und Verbundenheit: Mögen unsere wirtschaftlichen Beziehungen nicht von Ausbeutung oder Angst, sondern von gegenseitigem Respekt und dem Wunsch nach gemeinsamem Gedeihen geprägt sein. Wenn wir erkennen, dass das Wohl des Anderen auch unser eigenes Wohl ist, verwandelt sich Konkurrenz in Kooperation, und Mangel weicht der Fülle.
5. Bildung des Herzens – Das Erkennen des Einen im Vielen: Lasst uns Bildung nicht nur als Anhäufung von Fakten verstehen, sondern als einen Weg, das Herz zu öffnen und die tieferen Ströme zu erkennen, die uns alle verbinden. Mögen wir die Geschichten und Kulturen unserer Nachbarn nicht als fremd, sondern als Facetten desselben menschlichen Diamanten wahrnehmen und so die Illusion der Trennung durchschauen.
Dies ist kein Manifest von Forderungen, sondern ein Atemzug der Hoffnung, ein Ausdruck unseres tiefsten Wunsches nach Frieden, nach Heiwa. Wir sind bereit, uns diesem Ruf des Herzens hinzugeben und aktiv daran mitzuwirken, eine Zukunft zu gestalten, in der das Wunder des einfachen Zusammenseins gefeiert wird. Lasst uns gemeinsam den Dialog des Herzens beginnen, eine Welt erschaffen, in der das stille Wissen um unsere Einheit die Grundlage all unseres Tuns bildet.
Möge die Stille des Friedens alle Herzen berühren.
Möge Europa ein Raum sein, in dem diese Stille Heimat findet.
Mögen wir alle in diesem Frieden erwachen – zusammen.
Was kann nun jeder Einzelne tun? Es gibt tausende Friedensgruppen und -organisationen, sicher auch an Ihrem Wohnort. Der Anfang kann eine Websuche sein. Ideen: Netzwerk Friedenskooperative, Gruppe Frieden jetzt! auf Yunite, Initiative «Nie wieder Krieg!», Netzwerk Friedenssteuer.
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