Michael Palmer, Mediziner und Mitglied des Vereins Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie (MWGFD), bürstet gerne gegen den Strich. Das ist grundsätzlich auch eine gute Sache, denn wenn man sich den vielerorts erbärmlichen Zustand der Welt anschaut, so gibt es Etliches, wogegen protestiert und angegangen werden sollte. Wichtig dabei ist halt, dass der «Protest» stets faktisch sauber unterfüttert ist.
Zu Palmers Thesen zu den Themen Virusnachweis und Polio wurde auf Transition News ausführlich Stellung bezogen. Nun hat sich Peter F. Mayer, Herausgeber von TKP, in seinem Beitrag «Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki – Fakten und Fiktionen» dezidiert der Behauptung von Palmer angenommen, die er in seinem Buch «Hiroshima revidiert» aufstellt: dass gar keine Atombomben gezündet wurden. Mayers Analyse erschien zuerst am 18. August auf seinem Portal und wurde mit seiner freundlichen Genehmigung übernommen.
Die Thematik hat auch eine Aktualität, hat sich doch die Zerstörung der beiden japanischen Großstädte Anfang August zum 80. Mal gejährt (siehe dazu auch den TN-Artikel «US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki eröffneten den ‹Kalten Krieg›»).
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Die ersten Atombomben wurden gegen Hiroshima und Nagasaki eingesetzt. Michael Palmers Buch «Hiroshima revidiert» versucht, daran Zweifel zu wecken. Das wurde in dem TKP-Artikel «Warfen die USA 1945 Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab?» als faktisch falsch kritisiert (die Replik dazu von Palmer findet sich hier).
Zu diesem Artikel gab es einige Leserbriefe und Kommentare, die die Existenz von Atombomben grundsätzlich anzweifelten oder verneinten. Auch wurde behauptet, es hätte nie Unfälle mit Atombomben gegeben. Palmer selbst äußert sich allerdings bereits auf Seite 3 seines Werkes sehr zweideutig. So erwähnt er ein Buch, das «die Existenz von Atomwaffen gänzlich ablehnt» und das behauptet, «dass Atombomben prinzipiell unmöglich sind». Palmer weiter: «Er legt in der Tat reichlich Beweise dafür vor, dass die Fälschungen weit über Hiroshima und Nagasaki hinausgehen und ich empfehle sein Buch wärmstens.»
In einer Fußnote rückt Palmer aber etwas davon ab und merkt an, dass er «atomare Detonationen prinzipiell [sic!] für möglich halte». Angesichts des Umstandes, dass allein die USA im Besitz von 6000 Nuklearwaffen sind, und dass es offensichtlich eine wachsende Gefahr eines Nuklearkrieges gibt, halte ich solche zweideutigen Äußerungen für verantwortungslos.
Im Folgenden werde ich zuerst kurz über Zwischenfälle mit Atombomben und den Test mit der bisher größten Nuklearwaffe berichten. Dann kommt die «Gegendarstellung» von Palmer und danach noch eine Replik von mir. Es wird also etwas länger, aber bleiben Sie dran, ich verspreche solide und aufschlussreiche Information.
Die verlorenen Atombomben von Palomares
Ein mit vier Wasserstoffbomben bestückter US-Bomber und ein Tankflugzeug kollidierten am 17. Januar 1966 in der Luft. Keine der Wasserstoffbomben ging hoch, aber die mit Plutonium gefüllten konventionellen Sprengladungen von zwei der Bomben explodierten und verteilten mehrere Kilo radioaktives Plutonium-239 über circa 435 Hektar Agrarland. Die Franco-Diktatur spielte den Absturz herunter.
Das andalusische Dorf Palomares wurde nicht evakuiert und es wurde darauf verzichtet, es zu reinigen. Am 2. Februar 1966 einigten sich die Repräsentanten der amerikanischen und spanischen Atombehörden lediglich auf ein beschränktes Dekontaminierungsprogramm: Etwa 1400 Tonnen Erdboden radioaktiv kontaminierter Tomatenplantagen wurden abgetragen. Die radioaktiv verseuchten Flächen wurden ohne jede Einschränkung zum Anbau landwirtschaftlicher Produkte freigegeben und über Jahrzehnte hinweg, zum Teil bis heute, genutzt. Erst im Jahr 2007 wurden einige der am stärksten kontaminierten Gebiete, insgesamt 40 Hektar, enteignet und als 5 Sperrzonen abgezäunt. Nach 1985 erhielten rund 522 Einwohner von Palomares eine Entschädigung der US-Regierung in Höhe von insgesamt 600.000 US-Dollar und die Stadt weitere 200.000 US-Dollar für eine Entsalzungsanlage.
Ein weiterer Unfall sowie der Absturz eines Nuklearwaffen-beladenen B-52-Bombers nahe der Thule Air Base ereigneten sich am 21. Januar 1968, bei dem es ebenfalls zu radioaktiver Kontamination kam, wobei nicht alle Teile der Wasserstoffbomben wiedergefunden werden konnten.
Der größte jemals durchgeführte Test einer Wasserstoffbombe
Am 30. Oktober 1961 erzeugte eine Wasserstoffbombe die größte jemals von Menschen verursachte Explosion. Die «Zar-Bombe» (auf Englisch «Tsar Bomba») wog 27 Tonnen, war 8 Meter lang und maß 2,1 Meter im Durchmesser. Sie war als dreistufige Fusionsbombe konstruiert und für eine maximale Sprengkraft von 100 MT ausgelegt.
Maßstabsgerechtes Modell der Zar-Bombe im Sarower Atombombenmuseum; Quelle: Wikipedia
Um die radioaktive Belastung um 97 Prozent zu reduzieren, wurde für den Test die Sprengkraft auf die Hälfte (50 MT) verringert, indem das durch schnelle Neutronen spaltbare Uran-238 des Mantels der dritten und möglicherweise auch der zweiten Stufe durch Blei ersetzt wurde. Als Fusionsbrennstoff wurde Lithiumdeuterid verwendet. In Relation zu ihrer Sprengkraft wurde diese Bombe damit zur «saubersten» jemals eingesetzten Kernwaffe. Eine «konventionelle» Atombombenexplosion erzeugte die Temperatur und den Druck, um den Lithiumhydridbrennstoff zu fusionieren, woraus sich dann die gigantische Energie und damit Sprengkraft ergab.
Die USA, die in der Nähe des öffentlich angekündigten Tests Beobachtungsflugzeuge stationiert hatten, schätzen die Sprengkraft auf 57 Megatonnen TNT, ungefähr das 4000-fache der Hiroshima-Bombe.
Die Explosion fand in einer Höhe von etwa 4000 m statt. Der Feuerball der Explosion berührte den Erdboden nicht, obwohl er etwa die Flughöhe des Trägerflugzeuges erreichte. Ursache war die vom Boden zurückgeworfene Druckwelle, die den Feuerball flach und nach oben drückte. Dadurch hielt sich die radioaktive Verstrahlung in Grenzen.
Der charakteristische kurze Strahlungsblitz der eigentlichen thermonuklearen Explosion im Bereich unter 1 Millisekunde sowie der kurz darauf folgende Strahlungsimpuls des Feuerballes im Sekundenbereich wurden von vielen Beobachtungsstandorten aus registriert und vermessen. Trotz bewölkten Himmels war die Wärmestrahlung in 270 km Entfernung spürbar und der Blitz war in 1000 km Entfernung sichtbar. In Norwegen und Finnland zerbrachen Fensterscheiben.
Widerlegung der Behauptungen von Palmer
Zunächst zum Bericht in den Memoiren des Physikers Michael Carmac. Palmer schreibt, «Camac geht in seiner Beschreibung der Experimente von 1944 überhaupt nicht auf den Grad der Anreicherung von Uran 235 ein, und auch nicht auf die Verwendung von Moderator-Materialien».
Das ist teils falsch und teils irreführend. Palmer hat entweder den von ihm zitierten Bericht nicht gelesen oder nicht verstanden. Wenn ein Physiker schreibt
«Ich nahm an einem Experiment teil, bei dem Uran-235 in einer Plastiktüte durch die Mitte einer aus Kohlenwasserstoffen bestehenden Kugel fallen gelassen wurde. Der Zweck war, die kritische Masse zu bestimmen.»
dann meint er Uran-235 und nicht Natururan oder Uran-238. Es muss also angereichert gewesen sein und das wohl waffenfähig, sonst macht die Absicht, «die kritische Masse zu bestimmen», keinen Sinn.
Und das sagt Carmac ganz zu Beginn des von Palmer zitierten Textes auch explizit, wie ich in meinem Artikel in deutscher Übersetzung wiedergegeben habe:
«… arbeitete in der Gruppe, die die Menge an Uran-235 bestimmte, die für die Herstellung einer Atombombe benötigt wurde.»
Was genau ist daran unverständlich? Es geht um Uran-235 für die Herstellung einer Atombombe. Es muss mindestens 80 Prozent angereichert gewesen sein.
Aber es geht noch weiter. Carmac schreibt:
«Die Experimente dienten dazu, die von Uran-235 (eine Anordnung von ½-Zoll-Uran-235-Würfeln) erzeugte Kernstrahlung zu messen, die in der Mitte eines Tamper-Behälters platziert war.»
Carmac erwähnt hier ganz explizit Moderator-Materialien, was der Mediziner Palmer entweder nicht zur Kenntnis genommen hat, oder er kennt den Fachausdruck Tamper nicht, was für den Autor eines Buches über Atombomben wenig hilfreich ist.
Als Tamper wird zum Beispiel ein Kaffeedrücker bezeichnet, als Zeitwort verwendet, meint es «verhindern», «ändern», «einschließen».
Und in der Nuklearindustrie bedeutet es auf Englisch und Deutsch Neutronenreflektor, Eindämmung und Abschirmung, also genau das, was Palmer abgeht.
Und was wurde genau damit gemacht? Carmac (siehe auch meinen Artikel «Warfen die USA 1945 Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab?»):
«Der Tamper war mit Kohlenwasserstoffen, Metallen oder anderen Materialien gefüllt. Ein Teil der bei den Kernreaktionen von Uran-235 entstandenen Neutronen verließ das Uran, drang in den Tamper ein und wurde wieder in das Uran zurückgestreut. Es wurden Tests mit unterschiedlichen Mengen an Uran, Tampergrößen oder Tampermaterialien durchgeführt.»
Carmac nahm also an Tests teil, bei denen Reflektoren und Abschirmungen für die Atombombe getestet wurden, also genau die Moderator-Materialien, von denen Palmer nichts mitbekommen hat.
Und weiter:
«Es wurden Tests mit unterschiedlichen Mengen an Uran, Größen oder Tamper-Materialien durchgeführt. Mit den Tests sollten die kritischen Konfigurationen ermittelt werden.»
Was Tamper in der Nuklearindustrie bedeutet, kann man binnen drei Minuten im Netz finden. Oder man fragt irgendeine KI, dann hat man es in 10 Sekunden.
Der Tamper ist ein zentraler Bestandteil vieler Nuklearwaffen und spielt eine wichtige Rolle bei der Steigerung der Effizienz und Sprengkraft der Explosion. Ein Tamper ist eine dichte Schicht aus Material, die das spaltbare Material (wie Uran-235 oder Plutonium-239) in einer Nuklearwaffe umgibt. Dieses Material kann aus hochdichtem Metall bestehen (etwa Uran-238, Beryllium, Wolfram oder Blei). Bei Fusionsbomben wird spaltbares Material verwendet, um die Explosionsausbeute zu erhöhen.
Der Tamper hält das spaltbare Material für einen kurzen Moment zusammen, nachdem die Kettenreaktion begonnen hat. Dadurch wird mehr Material gespalten, bevor die Waffe auseinanderfliegt.
Viele Tamper-Materialien reflektieren Neutronen zurück in den Reaktionskern, was die Effizienz der Spaltung erhöht. In einer klassischen Plutonium-Implosionswaffe (zum Beispiel die «Fat Man», die am 9. August 1945 über Nagasaki abgeworfen wurde) wird ein Tamper aus natürlichem Uran verwendet.
Palmer zitiert also gleich auf den ersten beiden Seiten seines Buches «Memoiren eines Physikers», aus denen zweifelsfrei hervorgeht, dass er an einer Atombombe gearbeitet hat und dass die dafür erforderlichen Experimente vorgenommen wurden.
Die Memoiren könnten auch eine Fälschung sein und beweisen daher die Existenz und den Abwurf nicht schlüssig. Aber wir sehen, dass Palmer den einfachen und klaren Text offenbar noch immer nicht richtig rezipiert. Es ist schon sehr mutig, ein Buch über ein Thema zu verfassen und gleich auf den ersten beiden Seiten ein Beweisdokument völlig sinnverkehrt darzustellen.
Zum Thema Anreicherung
Palmer schreibt in seiner Gegendarstellung:
«Aber es waren die Sowjets selbst …, welche in den Nachkriegsjahren die erste praktische Methode zur Uran-Anreicherung entwickelten! Diese Methode, nämlich die Gaszentrifugation, setzte sich sofort weltweit durch, nachdem sie allgemein bekannt geworden war, und sie ist bis heute ohne Konkurrenz geblieben.»
Auch hier irrt Palmer. Selbst bei geringem technischen und naturwissenschaftlichen Basiswissen wird man mehrere Möglichkeiten erwarten, um die Unterschiede der einzelnen Isotopen zu deren Trennung zu verwenden. Und tatsächlich kennen wir Gasdiffusion, thermische Diffusion, elektromagnetische Trennung, Zentrifugierung und Laseranreicherung. Die ersten drei Verfahren sind historisch und wurden im Manhattan-Projekt [1] zumindest getestet und angewendet. Gaszentrifugen sind derzeit die am meisten verbreitete Methode, Laseranreicherung ist die bei Weitem effektivste.
Die Anreicherung von U-235 via dem gasförmigen Uranhexafluorid erfolgte im Manhattan-Projekt hauptsächlich durch Gasdiffusion. Das Verfahren wurde von den Physikern Franz Simon und Nicholas Kurti ab April 1940 entwickelt und aufgebaut. Simon, der als einer der weltbesten Experten auf dem Gebiet der Gasdiffusion galt, wurde durch die MAUD-Kommission angeheuert und beauftragt, die Methode zu entwickeln und einzusetzen.
Das 235U wurde im Oak Ridge National Laboratory in Y-12 angereichert, das 239Pu stammte aus Reaktoren in Hanford.
Mehr dazu und zu den Entwicklungsarbeiten an den Bomben ist in einer Studie von Jesson Hutchinson mit dem Titel «Criticality Experiments with Fast 235U and 239Pu Metal and Hydride Systems During the Manhattan Project» beschrieben.
Auch die Plutoniumproduktion startete im gleichen Zeitraum. Das Plutonium in den Bomben kommt mittlerweile in die Jahre und soll um 1,5 Billionen Euro «aufgefrischt» werden. Dazu gibt es einen interessanten Artikel von InfoSperber vom Dezember 2023 mit dem Hinweis, dass «Plutonium erst vor 80 Jahren zum ersten Mal synthetisiert wurde», also im Jahr 1943.
Palmer stützt sich weiter darauf, dass «Atom-Spion Klaus Fuchs … seinen Kontaktleuten im Jahr 1944 [sagte], dass effektive Methoden zur Uran-Anreicherung zu diesem Zeitpunkt noch nicht beherrscht wurden, und er war nicht optimistisch, dass sich dies bis zum Juli 1945 ändern würde».
Fuchs war in der theoretischen Abteilung beschäftigt. Die Abteilungen waren streng getrennt und die Mitarbeiter einer Abteilung erfuhren gar nichts über das, was die anderen Abteilungen taten. Fuchs war also offenbar nur unvollständig informiert.
Die UdSSR machte ihren ersten Atomtest erst am 29. August 1949, die USA veranstalteten dagegen bereits am 20. Juni 1946 im Bikini-Atoll einen weiteren Test mit einer dem Nagasaki-Modell baugleichen Plutoniumbombe, abgeworfen aus einem Flugzeug und gezündet in 158 m Höhe:
Die «Baker»-Explosion, Teil der «Operation Crossroads», eines Atomwaffentests des US-Militärs am 25. Juli 1946 im Bikini-Atoll in Mikronesien. Die weitere, äußere Wolke ist eigentlich nur eine Kondensationswolke, die nur sehr kurzzeitig existierte. Es gab keinen klassischen Atompilz, der in die Stratosphäre aufstieg. Das bei der Explosion freigesetzte Wasser war hochradioaktiv und verseuchte viele der in der Nähe stationierten Schiffe; Quelle: commons.wikimedia.org
Anwesend waren viele Medien und zivile Beobachter, unter anderem aus der Sowjetunion.
Am 24. Juli wurde dann eine baugleiche Bombe ebenfalls beim Bikini-Atoll in 27 Metern Wassertiefe gezündet.
Der radioaktive Fallout in Hiroshima und Nagasaki
Noch unter dem Kapitel «Anreicherung» merkt Palmer an:
«In Hiroshima finden sich im Fallout von 1945 nur extrem geringe Spuren von Uran-235, und ein hoher Grad von Anreicherung dieses Spuren-Isotops lässt sich nicht nachweisen.»
Um über den Fallout sowie die Erzeugung radioaktiver Isotope urteilen zu können, müssen wir die Dynamik des Explosionsgeschehens studieren. Und da gibt es gravierende Unterschiede, je nach Explosionshöhe. Der größte Fallout ist zu erwarten bei einer Explosion am Boden. Was bei der Explosion unten geschleudert wird, verbleibt wohl zu großen Teilen am Boden. Die Kontamination wird nicht so stark sein wie in Palomares, aber ähnlich stark.
Bei einer Explosion in großer Höhe wird durch die vom Boden zurückgeworfene Druckwelle, die den Feuerball flach und nach oben drückt, auch die Kontamination überwiegend auf die Seiten gedrückt und über ein größeres Gebiet verteilt. Im Hypozentrum ist daher die Kontamination gering. Weiter sind Wind und Wetter zu berücksichtigen.
Das stimmt mit den Befunden überein, die Palmer fälschlich gegen die Explosion der beiden Atombomben in Stellung bringt. Zum Beispiel die Erkrankungen von Personen am Rande des Gebietes.
Schon in meinem erwähnten Artikel vom 12. August stand, dass die Bomben in etwa 600 Metern über dem Boden gezündet worden waren. Auf dem Boden unmittelbar unter der Bombe ist daher nur ein geringer Teil des Bombenmaterials zu erwarten.
Die wesentlichen Strahlungskomponenten dieser Art von Bomben waren Neutronenschauer, die in der Materie am Boden vielfältige radioaktive Isotope erzeugen. So wurden radioaktive Isotope wie 152Europium oder 60Cobalt erzeugt, deren Messungen in einer Reihe von Studien dokumentiert sind (siehe etwa hier).
Eine ganze Reihe von Studien zeigt, dass die von den Neutronenschauern erzeugten radioaktiven Isotope den klaren Nachweis liefern, dass tatsächlich Atombomben über Hiroshima und Nagasaki explodiert sind. Zu den durch die Neutronenstrahlung ausgelösten Reaktionen gehören übrigens auch Transmutationen stabiler Stoffe, wie etwa Uran-238 → Plutonium-239 (über Zwischenreaktionen), was das Auffinden von Plutonium erklärt.
Es gibt eindeutige wissenschaftliche Belege dafür, dass 152Eu-Konzentrationen in Hiroshima nach dem Atombombenabwurf signifikant erhöht waren – insbesondere aufgrund von neutroneninduzierten Aktivierungen in Materialien wie Gestein und Beton. Zahlreiche Studien belegen diesen Effekt und vergleichen die Messwerte mit theoretischen Dosismodellen.
Details einer kleinen Auswahl aus den Studien aus Hiroshima sind hier dokumentiert.
Messungen des Plutonium-Fallout in Nagasaki
Die Verteilung von Plutonium nach dem Atombombenabwurf in Nagasaki lässt sich durch umfassende, interdisziplinäre Studien gut rekonstruieren. Dabei werden Methoden wie Boden- und Sedimentanalysen, Isotopensignaturen, biologische Marker und histologische Organanalysen kombiniert.
Das Ergebnis: Plutonium wurde weitflächig, insbesondere in Richtung Osten, abgelagert, größtenteils vom Bombenabwurf selbst, und ist auf vielfältigen Wegen – auch in Biota und Organen – nachgewiesen worden. Details von einigen wenigen der vielen Studien finden sich hier.
Zu den von Neutronen induzierten Isotopen gibt es für Nagasaki ebenso wie für Hiroshima eine Reihe von Studien, die beweisen, dass diese durch die Explosion der Atombombe verursacht wurden.
Gefälschte und zensierte medizinische Berichte
Wir müssen uns zudem noch kurz mit den medizinischen Daten befassen. Palmer beruft sich auf medizinische Berichte von den Verletzungen, die direkt nach den Explosionen erstellt wurden. Diese sind vermutlich stark verfälscht worden, und die gröbsten Verletzungen sind nicht berichtet worden. Darauf weisen jüngste Medienbeiträge hin.
Auf einen bisher unbekannten Aspekt und Zweck des Angriffs verweist ein Artikel des US-Journals Miltiary Watch Magazine unter dem bezeichnenden Titel «Japanische Zivilisten als ‹Versuchskaninchen›: Die dunklen Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki».
Es geht dabei um «das höchst umstrittene Verhalten der amerikanischen Streitkräfte gegenüber der Bevölkerung von Hiroshima und Nagasaki».
Es wird auch über massive Verletzungen der medizinischen Ethik berichtet:
«Spezialisten, darunter auch amerikanische Ärzte, war es jedoch strengstens untersagt, die Opfer zu behandeln oder Informationen über ihre Erkenntnisse weiterzugeben, die zu deren Behandlung hätten beitragen können. Dies hatte zur Folge, dass japanische Ärzte das neue Phänomen der Strahlenvergiftung nicht verstehen konnten.»
Offenbar gab es auch im US-Militär genügend Bereitschaft, sich so zu benehmen wie die deutschen Ärzte in den KZs. Palmer hat recht, wenn er von Lügen und Fälschungen schreibt. Allerdings stammen sie von den Ärzten und nicht von den Atomphysikern und Naturwissenschaftlern.
Noch schwerwiegender war jedoch, dass sie die Existenz einer radioaktiven Kontamination oder ungewöhnlicher Zustände bei den Überlebenden der Atomangriffe leugneten und jegliche Erwähnung dieses Themas streng zensierten.
Die Datenfälschung wird also aktuell von einem US-Fachmagazin bestätigt.
Auf die verbrecherischen Aktivitäten der Ärzte in Hiroshima und Nagasaki geht der Mediziner Palmer in seiner Replik auf meinen Bericht darüber bezeichnenderweise nicht ein.
Worauf ich derweil noch eingehen muss, ist der Abschnitt «Lügen und Wahrheit in der wissenschaftlichen Literatur»: Palmer schreibt:
«Die Situation ist hier ganz ähnlich wie bei COVID-19 oder beim ‹Klimawandel›. Wenn man blindlings dem Konsens der Literatur folgt, die sich in PubMed oder ähnlichen Datenbanken findet, dann wird man unweigerlich zum folgenden Ergebnis kommen: Nur die COVID-Impfstoffe haben uns vor dem sicheren Tod bewahrt, und in spätestens drei Wochen wird Grönland in Flammen stehen.
Alle drei Beispiele sind Symptome derselben zutiefst korrupten ‹Wissenschafts›-Kultur. Der Konsens beruht immer und überall auf einseitigen Anreizen, Zensur und Betrug. Im Fall der angeblichen Atombomben wurde viel physikalische Evidenz getürkt. Wir haben das oben am Beispiel des Fallouts gesehen; die Evidenz für Gamma- und Neutronenstrahlung wurde nachweislich ebenfalls gefälscht.»
Physiker und Mathematiker wie Niels Bohr, Enrico Fermi, Hans Bethe, Eugene Wigner, John von Neumann, Richard Feynman, James Chadwick, Ernest Lawrence, Isidor Isaac Rabi, Wolfgang Pauli und einige weitere Nobelpreisträger Lügner und Betrüger zu nennen, ist ein starkes Stück.
Denn gerade diese Wissenschaftler haben den Konsens immer wieder gesprengt und Neues geschaffen – ganz anders als die Corona-Virologen und Pharmalobbyisten oder die Ökonomen, Erdwissenschaftler und Modellierer der IPCC-Klimapaniker und Sonnenleugner. Auch hier sind es die Physiker, die dagegenhalten, saubere Studien und Messungen machen und etwa ein modernes solares Minimum mit einer kommenden kleinen Eiszeit prognostizieren.
Palmer wäre gut beraten, sein Buch zurückzuziehen. Die Verharmlosung und Leugnung von Nuklearwaffen könnte zu keiner gefährlicheren Zeit kommen als heute.
[1] Das Manhattan-Projekt (nach der Tarnbezeichnung «Manhattan Engineer District») war ein militärisches Atomforschungsprojekt. Ab 1942 wurden darin alle Tätigkeiten der Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkrieges zur Entwicklung und zum Bau einer Atombombe zusammengefasst und damit die 1938 von Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner entdeckte Kernspaltung militärisch nutzbar gemacht.
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Peter F. Mayer ist Herausgeber und Eigentümer von TKP, einem «Blog für Science & Politik», das sich versteht als ein Redaktionsnetzwerk eigenständiger Autoren, unabhängig von politischen Parteien oder Organisationen.