Afrikanische Wissenschaftler werfen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, einen «westlichen Imperialismus durch die Hintertür» zu fördern. Unter anderem berichteten tkp und die britische Daily Mail darüber.
Die «Panafrikanische Arbeitsgruppe für Epidemien und Pandemien» warnt davor, dass die Stärkung der WHO durch den Pandemievertrag und die Reform der Gesundheitsvorschriften dazu führen könnten, dass Afrika willkürlich zu Lockdowns gezwungen werde. Sie schreiben, dass hinter den Plänen zur WHO-Reform «Kolonialismus» stecke. Die Gruppe setzt sich für einen «afrikasensiblen Zugang» ein und lehnt eine global zentrierte Perspektive ab.
Die Gruppe argumentiert, dass Lockdowns ein «unwissenschaftliches Instrument» seien und vor allem Ländern mit schwächerer Volkswirtschaft «erheblichen Schaden» zufügten. Insbesondere in Afrika, mit seinen informellen Strukturen, sei ein Lockdown kein geeignetes Instrument. Die Wissenschaftler fordern, dass die Befugnis der WHO, Lockdowns aufgrund einer internationalen Gesundheitsnotlage oder einer Pandemie anzuordnen, aus dem Vertrag genommen wird.
Professor Wellington Oyibo, ein medizinischer Parasitologe an der Universität Lagos und beratender Direktor der Gruppe im Bereich Gesundheit, erklärt: Die WHO-Reform für Afrika sei wie ein «Vorschlaghammer, der eine Ameise tötet». Er betont die Notwendigkeit, individuelle Lösungen für die besonderen gesundheitlichen Herausforderungen Afrikas zu entwickeln und das eigene Gesundheitssystem zu stärken.
Reginald Oduor, Dozent an der Philosophischen Fakultät der Universität von Nairobi, bezeichnet die WHO-Reform als «klassischen westlichen Imperialismus durch die Hintertür» und prangert den «Gesundheitsimperialismus» an. Er betont, dass jede Gesellschaft das Recht auf ihre eigenen Innovationen habe.
Auf einer Online-Pressekonferenz erklärt Oduor weiter, dass die WHO nun eine politische Haltung eingenommen habe. Er äussert Bedenken darüber, dass afrikanischen Ländern der Spielraum genommen wird, eigene Entscheidungen zu treffen. Mit den neuen internationalen Gesundheitsvorschriften würden sie angehalten werden, den Anweisungen der WHO zu folgen.
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