Normalerweise hat ja «nix mit nix zu tun». Das gilt hier aber nicht: Da webt sich wie von selbst ein vermeintlicher Flickenteppich des Grauens. Ehrlich wird’s erst gegen Schluss; entlarvend ehrlich.
Mit etwas Verzögerung ist mir dieser Beitrag über die «Corona-Rebellen» in die Finger geraten. Ich lese von solchen Artikeln meistens nur Überschrift, Anriss und Bildlegende; der Rest an Inhalten sortiert sich dann ohnehin wie Eisenspäne um den eingangs signalisierten Haltungsmagneten herum, was die Lektüre im wesentlichen überflüssig macht.
Nun, diesmal habe ich eine Ausnahme gemacht und mir die ausgedruckten fünf Seiten zu Gemüte geführt. Ich fasse meine Eindrücke zusammen.
1. Manipulative Bildwahl
Das Bild dürfte den brutalen Polizei-Einsatz vom 18. November zeigen, als bei Eiseskälte chemisch angereichertes Wasser auf die Demonstranten gespritzt wurde – aus Rücksicht auf die anwesenden Mütter mit Kindern nur von oben und nicht frontal, wie es nachträglich hiess. In der Bildlegende sollen diese Menschen mit «Corona-Leugnern» assoziiert werden. Also: «Recht so!»
2. Suggestive Wortwahl
Was ist ein Corona-Leugner? In Wahrheit jemand, der sich gegen kaum oder gar nicht begründete Massnahmen ausspricht, mit denen unsere Länder und ihre Bewohner zu ihrem gesundheitlichen Glück gezwungen und gespritzt werden. Gegenargumente? «Die kommen doch bloss von denen, die sich durch ihre Einstellung disqualifizieren», wie es der Zeichner Bernd Zeller karikiert.
3. Pathologisierte Motive
Angst haben sie; Angst, Angst und noch mal Angst. Und zwar eine diffuse selbstgemachte, weit ab von der Wirklichkeit. Man könnte also gerade noch Mitleid haben mit ihnen. Das ist dann aber auch «das höchste der Gefühle».
4. Assoziiertes Umfeld
Der erste Absatz vom besagten Artikel bringt ein wahres Feuerwerk des Ungeistes. Soldaten und Veteranen gegen die Polizei (sprich: ein Zündeln mit dem Bürgerkrieg!), Nürnberg 2.0, Islamhasser, Angeklagtenliste, Jugendgefährdung – mannomann, müssen das finstere Gestalten sein, diese «Corona-Leugner»!
5. Generalisierte Auswüchse
Brandanschläge einzelner Irrer und eine wirrköpfige (eingeschleuste?) «Tamara K.», die die Treppen zum Reichstag «stürmt» – nun, da sieht man’s ja mal wieder! Das alte Denken in Kategorien der Sippenhaft wird vom Völkischen ins Geistige transzendiert. Offenbar gilt das manchen als Fortschritt.
6. Kriminalisierte Notrufe
Ihre Kinder werden in Depressionen und Selbstmordversuche getrieben. Mehr als Durchhalte-, sprich: «Solidaritäts»-Parolen hören die Eltern nicht von den Politikern. Wer könnte uns sonst noch helfen? Ja, die Soldaten haben doch einen Diensteid geschworen! Für einen Haltungsjournalisten sind das Umsturz-Phantasien.
7. Abgesprochene Vernunft
Die breitgetretenen Anschauungen der Medien-Wissenschaftler wollen sie partout nicht anerkennen. Ein halbes Dutzend propagierende gegen viele hundert protestierende Wissenschaftler, das kann natürlich kein Argument sein. «Wissenschaftsfeindlich» sind sie; Hauptsache, man sei überhaupt dagegen. – Nun, mit solchen Leuten kann und muss man wahrlich nicht diskutieren wollen!
Aber wie gesagt: Das Beste kommt am Schluss!
«Wissenschaftler» raten einem Soziologen zu einer grossangelegten Debatte: «Was für eine Gesellschaft bringt derartige Bewegungen hervor, was sind ihre strukturellen Voraussetzungen?»
Oh, Mann!! Zuhören war offenbar vorgestern!
Oder wie es die Bibel in unnachahmlicher Kürze sagt:
«Wer die Augen verschliesst, der denkt verkehrt.» (Sprüche 16,30 Schlachter-Übersetzung). Denkt verkehrt und schreibt verdreht.
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Lothar Mack, Jahrgang 1961, stammt aus Oberfranken und lebt seit 1986 in der Schweiz. Nach seiner Ordination in der reformierten Kirche Baselstadt war er als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft auch an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Ziel ist es, die gängigen Sackgassen von Spiritualität und Intellektualismus auf der einen und vordergründigem Moralismus auf der anderen Seite zu überwinden.
Denn «eine dritte Form, die hörende Kirche, wird die älteren Formen der Anbetung entlasten müssen»; Eugen Rosenstock-Huessy.
Lothar Mack – Stimme&Wort
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