Dr. Wolfgang Wodarg, SPD-Politiker, Mediziner und viele Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages, ist mit seinen kritischen Äusserungen zu den politischen Massnahmen in der Corona-Pandemie weithin bekannt geworden. Was die Wenigsten wissen: Neun Jahre lang war er auch Mitglied des Vorstandes von Transparency International Deutschland (TI-D).
Bereits im März, nach seinen ersten öffentlichen Auftritten, distanzierte sich der Transparency-Vorstand öffentlich von Wodarg und entschied, seine Mitgliedschaft «bis auf Weiteres ruhend» zu stellen. Eine eilends einberufene «unabhängige Untersuchungskommission» entschied wenig später: Wodarg habe durch sein Verhalten die Interessen von Transparency Deutschland verletzt. Der Entscheid über sein weiteres Verbleiben im Vorstand der Organisation solle allerdings eine Mitgliederversammlung entscheiden. Im September legte Wodarg schliesslich von sich aus sein Vorstandsmandat nieder.
Dieser Vorgang veranlasste den Juristen Martin Schwab, Hochschullehrer an der Universität Bielefeld, ein ausführliches Dossier unter dem Titel «Meinungsfreiheit und wissenschaftlicher Diskurs in der Corona-Krise» zu verfassen. (Volltext-PDF siehe ganz unten)
Im Vorwort schreibt Schwab:
«Die Corona-Krise ist geradezu dafür prädestiniert, eine Polarisierung des Meinungsbildes zu begünstigen. Jene, die in dem Virus eine nie dagewesene Bedrohung erblicken und ein beherztes Einschreiten der Politik gutheissen, werden jenen, welche die Bedrohung für weniger schwerwiegend erachten, vorhalten, sie verharmlosten die Gefahr und riskierten Tausende Menschenleben. Jene, die einer optimistischeren Risikobewertung anhängen, werden ihrerseits den Befürwortern der Corona-Massnahmen vorhalten, sie nähmen ohne Not die Zerstörung der gesamten Volkswirtschaft und die Vernichtung Tausender bürgerlicher Existenzen in Kauf.»
«Der Weg aus der jetzigen Situation kann nur über den Boden der geistigen Auseinandersetzung führen: Beide Seiten müssen auf Augenhöhe diskutieren und Argumente in der Sache austauschen.»
Als wichtigen Beitrag zu dieser Debatte hat Schwab – am Beispiel Wolfgang Wodarg – in akribischer Kleinarbeit sämtliche Aspekte der Krise, ihres (politischen, medialen und medizinischen) Verlaufs und der unterschiedlichsten Akteure auf über 180 Seiten zusammengetragen – mit über 600 Fussnoten und einer Fülle interessanter Quellenangaben.
Hinweis der Redaktion:
Das Fazit von Prof. Martin Schwab findet sich ab Seite 180.
Dossier Martin Schwab