Italien prescht mit der Digitalisierung von Schulen vor – und das öffentliche Institut Mazzini-Modugno in der italienischen Stadt Bari geht dabei neue Wege: Das Institut verpflichtet die Schüler, sich einen iPad der Firma Apple anzuschaffen. Wer sich nicht daran hält, muss die Schule wechseln. Darüber berichtet Antonio Di Siena in l’Antidiplomatico.
Die Schule bietet die Geräte gleich selbst zum Verkauf an, mit verschiedenen Optionen. Die Preise reichen von 469 Euro bis 729 Euro. Di Siena schreibt dazu:
«Dies ist eine unannehmbare Zumutung, die die Verwendung gleichwertiger Geräte (das viel billigere Android) strikt ausschliesst und die Familien dazu zwingt, sehr teure Kosten zu tragen (...) Kinder von Familien, die sich nicht daran halten, sind verpflichtet, die Schule (und die Klassenkameraden) zu wechseln.»
Quelle: l’Antidiplomatico
Di Siena zufolge handelt es sich um eine Erpressung im Rahmen des von der Regierung genehmigten nationalen Plans für die digitale Schule, die ausschliesslich Apple zugutekommt. Di Siena weiter:
«So viel zu öffentlichen und gleichberechtigten Schulen, dem Recht auf Bildung und der Verfassung. Das Grundrecht des Staates wird erneut im Namen des Marktes vergewaltigt, und zwar unter dem Vorwand der ‹digitalen Revolution›.»
Für Schüler aus Familien mit niedrigem Einkommen bestehe zwar die Möglichkeit der kostenfreien Nutzung der Geräte. Der Zugang zu sozialer Unterstützung werde in Italien jedoch genau berechnet, mit dem ISEE (Indicatore della Situazione Economica Equivalente). Di Siena fragt deshalb zurecht:
«Was werden diejenigen tun, die nur um ein Haar über der Mindestschwelle liegen? Wie sollen Paare mit mehreren Kindern und bei denen nur eine Person berufstätig ist diese Kosten tragen können?»
Di Siena merkt an, dass dies für die betroffenen Eltern eine zusätzliche finanzielle Last bedeutet, neben den massiven Steigerungen der Energie- und Lebensmittelkosten.
«Dies ist ein weiterer Akt des Mobbings gegenüber den Schülern (natürlich den schwächsten) und des Schulsystems als Ganzes. Denn die Schüler wurden bereits durch zwei Jahre unkluges Pandemiemanagement bestraft und gezwungen, ihre sozialen Beziehungen im Namen des Distanzunterrichts völlig zu unterbrechen und weiterhin Masken im Unterricht zu tragen. Dies, während die ganze Welt die Masken losgeworden ist», erklärt Di Siena empört.
Besonders störend sei dies vor dem Hintergrund, dass die Ausgaben in das italienische Bildungssystem schon seit Jahrzehnten gekürzt worden sind. Die Erziehung junger, frei denkender Bürger sei heute eine Bedrohung für den Status quo. Heute würden lediglich noch Verbraucher gebraucht. Di Siena resümiert:
«Und diejenigen, die nicht konsumieren können, sollen unbeschwert zur Kinderarbeit zurückkehren.»
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