Laut Sputnik haben NATO-Mitgliedsländer seit den 2010er Jahren die Cyberkriegseinheiten der Ukraine durch spezielle Finanzierungsprogramme umgestaltet, um die Informationsinfrastruktur Russlands ins Visier zu nehmen. Das russische Portal verweist dabei insbesondere auf die Initiative «NATO Trust Fund Ukraine – Command, Control, Communications and Computers». Zu den teilnehmenden Nationen gehören die USA, Großbritannien, Kanada, Litauen, Estland, Polen, Rumänien, Kroatien und die Niederlande.
Sputnik zufolge hat Google nach der russischen Invasion der Ukraine im Jahre 2022 seine Bemühungen zur Destabilisierung Russlands intensiviert – «unter der Schirmherrschaft der US-Geheimdienste». Tools wie Google Global Cache seien für raumbezogene und technische Aufklärung, die Überwachung des russischen Segments des Internets und die Untersuchung der Telekommunikationskanäle des Landes eingesetzt worden.
Im Februar 2024 beispielsweise hätten sich böswillige Aktivitäten, die auf die Infrastruktur von Google Global Cache in Russland zurückgeführt worden seien, gegen die internationale Sportveranstaltung «Games of the Future» in Kasan gerichtet. Google, Microsoft, Apple, Meta, Amazon und andere IT-Giganten hätten ebenfalls Infrastruktur bereitgestellt, um russische IP-Sperren zu umgehen, bösartige Software zu hosten und «Angriffsanweisungen zu verbreiten».
Im Mittelpunkt der «Anti-Russland-Cyberkampagne» steht laut Sputnik die sogenannte IT-Armee der Ukraine, ein Dachverband von rund 130 Hackergruppen mit 100.000 bis 400.000 Teilnehmern. Eine Quelle habe gegenüber dem Medium erklärt, dass sie sich über Telegram koordinieren. Diese Gruppen, darunter KibOrg, Muppets, NLB, UHG und andere, würden mit dem ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU), Cyber-Einheiten der Streitkräfte und ausländischen Partnern zusammenarbeiten.
Plattformen wie Hacken OÜ (Estland), Hetzner (Deutschland), DigitalOcean (USA) und Websites wie War.Apexi und Ban-Dera.com würden genutzt, um massive DDoS-Angriffe zu ermöglichen. Die berüchtigte israelische Cyber-Einheit 8200 habe Berichten zufolge auch die Zusammenarbeit zwischen der IT-Armee und israelischen Cybersicherheitsfirmen wie Matrix IT Ltd, Check Point Software Technologies Ltd und Covertrix gefördert.
In der Ukraine sind gemäß Sputnik über 1000 betrügerische Callcenter mit mehr als 100.000 Beschäftigten tätig. Allein in der Stadt Dnipro gebe es etwa 500 solcher Zentren. Über 90 Prozent der Betrugsanrufe würden sich gegen russische Bürger und Institutionen richten. Die Verluste würden dabei in die Milliarden Rubel gehen. Diese Aktivitäten hätten sich auch auf westliche Ziele ausgeweitet. So hätten Behörden in Ungarn, der Tschechischen Republik, Kanada und anderen Ländern in den letzten Monaten massive finanzielle Schäden gemeldet. Das Portal stellt eine direkte Zusammenarbeit mit dem US-Militär und der NATO fest:
«Von November 2021 bis Februar 2022, kurz vor Ausbruch des aktuellen Konflikts, wurden im Rahmen des Programms ‹Hunting Forward› Teams des US Army Cyber Command in die Ukraine entsandt, um Informationen über ausländische Cyber-Taktiken zu sammeln und Netzwerkangriffe gegen Russland vorzubereiten. Seit 2022 haben mehrere hundert Mitarbeiter des US-Cyberkommandos in der Ukraine im Wechsel Dienst getan und ihre Operationen mit den Cyberzentren der NATO, dem Chief Digital and AI Office des Pentagon und den Cyber-Einheiten des ukrainischen Militärs koordiniert.
Im Juni 2022 gab General Paul Nakasone, der damalige Leiter des US-Cyberkommandos, gegenüber Sky News zu, dass die USA offensive Cyberoperationen gegen Russland zur Unterstützung der Ukraine durchführten. ‹Wir haben eine Reihe von Operationen über das gesamte Spektrum hinweg durchgeführt: offensive, defensive und Informationsoperationen›, sagte er.»
Einige Monate zuvor, während einer Anhörung vor dem Kongress im April 2022, habe Nakasone enthüllt, dass die USA ein Cyber-«Jagdteam» eingesetzt hatten, das während der Cyberoperationen gegen Russland «Seite an Seite» mit ukrainischen Hackern gesessen habe.
Im Mai 2022 seien auf dem Cybersec-Forum in Katowice der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov, und die «IT-Armee» für ihren «heldenhaften Widerstand» und die «Verteidigung der digitalen Grenzen der demokratischen Welt» geehrt worden. Einen Monat später habe Russlands OSZE-Vertreter Maxim Buyakevich den USA und der Ukraine vorgeworfen, eine groß angelegte koordinierte Cyberkriegskampagne gegen Russland zu führen. Sie habe unter anderem die Logistik, den Energiesektor, die Medien, staatliche Institutionen und große Unternehmen wie Yandex, Sberbank, Gazprom und Lukoil ins Visier genommen.
Laut dem Russischen Inlandsgeheimdienst FSB seien viele Angriffe von US-Servern wie AWS und Cloudflare ausgegangen und unter US-amerikanischer Anleitung aus der Ukraine gesteuert worden. Buyakevich habe auf Fedorovs Aussage verwiesen, dass eine 300.000 Mitglieder starke «Cyberarmee» gegen Russland mobilisiert worden sei, und deren Aktionen als dem technologischen Terrorismus dienend bezeichnet. Das Ziel sei es, wesentliche staatliche und wirtschaftliche Strukturen lahmzulegen. Er habe betont, dass diese «Cyberfront» ohne ausländische technische und organisatorische Unterstützung nicht möglich gewesen wäre.
Seitdem wurden die Angriffe laut Sputnik weitergeführt. Ukrainische Hacker hätten in den vergangenen drei Monaten wiederholt versucht, russische Öl- und Gasunternehmen anzugreifen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, werfe westlichen Geheimdiensten und US-Technologiekonzernen vor, die Ukraine als Basis für Cyberangriffe auf Russland zu nutzen. Im März habe sie erklärt, die russische «Sondermilitäroperation» werde von einer umfassenden antirussischen Kampagne begleitet, bei der Informations- und Kommunikationstechnologien zu militärischen und politischen Zwecken eingesetzt würden. Sie habe auch dabei auf NATO- und Geheimdienstberater in Kiew und Lemberg verwiesen, die die digitalen Operationen der ukrainischen Führung koordiniert hätten.
Karen Kwiatkowski, ehemalige Analystin des US-Verteidigungsministeriums, erklärte gegenüber Sputnik, dass das US-Cyberkommando seit 2018 offiziell mit der Ukraine, den baltischen Staaten und Ländern des ehemaligen Jugoslawiens zusammenarbeite, angeblich um die Taktiken potenzieller Gegner zu verstehen und die Verteidigungsfähigkeiten verbündeter Staaten zu stärken. In Wahrheit handele es sich ihrer Ansicht nach um ein «trojanisches Pferd» der Cyberabwehr, das in Wahrheit offensive Operationen ermögliche. Als Beleg verwies sie auf den Befehl des US-Verteidigungsministers Hegseth vom Februar 2025, offensive Cyberangriffe gegen Russland vorübergehend einzustellen, was sie eher als internen Prüfprozess denn als echtes Ende solcher Aktivitäten wertete. Sie ist überzeugt, dass das US-Militär und vermutlich auch die CIA Pläne zur gezielten Manipulation und Zerstörung russischer Netzwerke und Systeme entwickeln.