Wie SWR am 28. Mai berichtete, haben Forschende der Universität Ulm im Covid-Impfstoff von AstraZeneca Verunreinigungen gefunden. Wissenschaftler um Professor Stefan Kochanek, Leiter der Abteilung Gentherapie der Ulmer Universitätsmedizin, hatten drei Chargen des AstraZeneca-Impfstoffs unter anderem mit biochemischen Methoden untersucht.
Das Ausmass der Verunreinigungen sei erschreckend. Ein Fläschchen des Impfstoffs enthalte bis zu zwei Drittel Stoffe, die nicht hinein gehören. Es handle sich dabei um menschliche und virale Eiweisse. Diese werden zur Impfstoff-Produktion benötigt, sollten aber am Ende entfernt werden. Es sei noch unklar, ob und wie die entdeckten Eiweissstoffe wirken und welche Nebenwirkungen damit zusammenhängen.
Die Forschenden reichten ihre Ergebnisse weiter, so an Behörden, die Europäische Arzneimittel-Agentur, die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (Stiko) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Kochanek:
«Das Unternehmen [AstraZeneca] hat sich interessiert gezeigt, aber ein weiteres Feedback haben wir nicht erhalten.»
Kochanek vermutet als Ursache ein falsches Analyseverfahren am Ende des Herstellungsprozesses in der Qualitätskontrolle bei AstraZeneca. Ein besseres Analyseverfahren wäre teurer, könnte aber die Wirksamkeit des Impfstoffs durch die bessere Beseitigung von Verunreinigungen erhöhen, so Kochanek. Der Ulmer Virologe und Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagte dem SWR, dass die Verunreinigungen in diesem Ausmass nicht im Impfstoff sein sollten.
Eiweisse haben keine Auswirkungen
Das PEI dagegen wollte nur vier Tage später, am 1. Juni, wissen, dass die nachgewiesenen Eiweisse keine Auswirkungen hätten, so PEI-Präsident Klaus Cichutek gegenüber SWR. Auch die Menge der nachgewiesenen Proteine sei akzeptabel und rühre von der industriellen Grossproduktion her. Es brauche jedoch Untersuchungen zu den Impfstoffen, um Nebenwirkungen zu identifizieren, so das PEI.
Astrazeneca teilte dem SWR schriftlich mit, dass der Impfstoff nach den höchstmöglichen Standards produziert wird. Die Menge der Proteine, die im Impfstoff verbleiben, sei auf einem sicheren Niveau, das ähnlich oder niedriger sei als in anderen, auf ähnliche Weise hergestellten Impfstoffen.