Bis vor kurzem waren Verschwörungstheoretiker Leute, die irgendwelchen Schwachsinn glaubten. Dass die Welt von Eidechsen übernommen werden soll, Politiker das Blut von Kindern trinken, Pharmafirmen Nanochips in ihren Impfstoffen verstecken und dergleichen. Doch in Zeiten der Krise ist man nicht mehr so streng. Jetzt reicht es auch, wenn man irgendetwas an der Regierung auszusetzen hat und dafür auf die Straße geht.
Markus Feldenkirchen, sogenannter „Koordinator für Meinungsfragen“ beim Spiegel, schreibt einen Leitartikel mit dem Titel: „Die Politik darf sich von verwirrten Verschwörern nicht verrückt machen lassen.“ (hier als Kolumne)
Bei der Süddeutschen ist man auch nicht zimperlich. Sie berichtete über den Kritiker des Lockdowns, Stefan Homburg, Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen der Leibniz-Universität Hannover, unter der schmissigen Überschrift „Corona-Infodemie. Prof. Dr. Verschwörung“, ohne in dem Artikel auch nur einen Beleg dafür nennen zu können, dass Homburg einer Verschwörungstheorie anhänge.
Wenn wir die Spinner abziehen, die es schon immer gegeben hat, ohne dass die ganze Presse hinter ihnen her war, bleiben jene Leute übrig, die es scheinbar nicht geben darf, weshalb man alles unternehmen muss, sie in die Nähe von Verschwörungstheoretikern oder wahlweise Links- oder Rechtsradikalen zu rücken:
• Menschen, die an keine Verschwörung glauben und dennoch protestieren.
• Normale Menschen, die sich nicht mit der Einschränkung von Freiheit anfreunden wollen.
• Die glauben, dass massive Grundrechtseinschränkungen, egal mit welcher Absicht eingeführt, immer problematisiert werden müssen.
• Die einfordern, dass der Nutzen des Lockdowns gegen den Schaden des Lockdowns abgewogen werden muss.
• Menschen, die die Debatte für alternative Strategien im Umgang mit der Pandemie öffnen wollen.
• Menschen, deren Ideal nicht ein Obrigkeitsstaat mit expertokratischer Legitimation ist.
• Menschen, die wollen, dass man ihnen die Verantwortung für den Schutz ihrer selbst und auch anderer nicht entzieht.
• Menschen, die es als unzulässigen Eingriff in ihre Privatangelegenheit betrachten, wenn sie ihre Angehörigen nicht mehr treffen dürfen.
• Menschen, die sich empören, wenn es strafbar wird, allein auf einer Parkbank zu sitzen. Menschen, die einen Zustand schwer erträglich finden, in dem zur Bespitzelung und Denunziation von Mitbürgern ermutigt wird. Usw. usf.