Eine namentlich nicht genannte Gesundheitsbeamtin traf in einem schicken Amsterdamer Restaurant einen Undercover-Agenten, der sich als Pharmamanager ausgab. Sie nahm an, es handle sich um ein lukratives Vorstellungsgespräch. Dabei wurden Details von Covid-Verträgen im Wert von 48 Millionen Euro enthüllt, die die belgische Regierung mit Medizinallieferanten abgeschlossen hatte. Das zeigen heimliche Aufnahmen.
Der private Nachrichtendienst Black Cube war von einem kleinen medizinischen Logistikunternehmen beauftragt worden, eine Scheinfirma namens Edgewise Capital zu gründen, um die Gesundheitsbeamtin in eine Falle zu locken. Ziel war es, Beweise für mögliche Unregelmässigkeiten bei öffentlichen Ausschreibungen zu sammeln.
Das Unternehmen Medista, das Black Cube beauftragt hatte, behauptet, dass die Verträge zu Unrecht an einen Konkurrenten namens Movianto vergeben worden seien. Nachdem die heimlich aufgezeichneten Treffen ans Licht kamen, startete die belgische Regierung eine interne Prüfung wegen möglicher Manipulation öffentlicher Ausschreibungen.
Medista, das zuvor erfolgreich Verträge im Zusammenhang mit medizinischen Lieferungen gewonnen hatte, behauptet, es sei Opfer einer politisch gesteuerten Intrige und dass die heimlichen Aufnahmen eine ungewöhnliche Nähe zwischen der Beamtin und dem privaten Unternehmen zeigen würden, das um Regierungsaufträge konkurrieren musste. Die belgische Regierung bestreitet die Vorwürfe und argumentiert, dass die Videos bearbeitet seien und der Kontext fehle.
Dieser Vorfall belastet nun den stellvertretenden Premierminister Frank Vandenbroucke, der als Kandidat für das Amt des EU-Gesundheitskommissars gehandelt wird. Medistas CEO George Stavrakakis betrachtet die Angelegenheit als persönliche Mission, um die vermeintliche Wahrheit ans Licht zu bringen. Das Unternehmen hatte durch die Pandemie lukrative Aufträge an Land ziehen können. Aber nach einer Vergabe an einen Konkurrenten entschied es sich, die Dienste von Black Cube in Anspruch zu nehmen, um Beweise für eine mögliche Benachteiligung zu sammeln.
Der Fall wirft Fragen zur Vertrauenswürdigkeit der Auftragsvergabe in der EU auf, insbesondere im Kontext von Covid-19-Verträgen.