Die Stadt Bern setzt auf Quoten: Nach einem Antrag der Jungpartei der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (Juso) soll die bisherige Frauenquote in städtischen Führungspositionen durch eine umfassendere Regelung ersetzt werden. Künftig sollen mindestens 50 Prozent der Führungskräfte zur Gruppe der «Finta-Personen» gehören. Diese umfasst Frauen sowie queere Menschen, die sich als intergeschlechtlich, nicht-binär, trans- oder agender identifizieren. Diese Neuerung könnte Bern als Arbeitgeber in der Schweiz einzigartig machen, schrieben die Tamedia-Zeitungen, die normalerweise die sehr linksgrüne Politik der Bundesstadt unterstützen. In Bern ist die Stadt linksgrün dominiert, während der Kanton über eine solide bürgerliche Mehrheit verfügt.
Derzeit hält die Stadt Bern knapp 40 Prozent Frauenanteil in den Führungspositionen, doch das Ziel soll ab 2026 auf mindestens die Hälfte steigen. Für Juso-Stadträtin Paula Zysset ist dies eine notwendige Anpassung: «Eine Quote von 40 Prozent entspricht nicht den Anforderungen einer gleichstellungsfördernden Arbeitgeberin», erklärte sie. Auch solle die Quote nicht nur für Frauen gelten, sondern explizit für alle Geschlechteridentitäten, um den gesellschaftlichen Wandel und die Vielfalt abzubilden.
Diese Veränderung wirft jedoch Fragen zu rechtlichen Aspekten und zur praktischen Umsetzung auf. Das Schweizer Gleichstellungsgesetz sieht solche umfassenden Quoten derzeit nicht explizit vor, und der Bundesrat, also die Schweizer Landesregierung, hatte kürzlich entschieden, die Einführung eines dritten Geschlechts nicht zu unterstützen. Dementsprechend wird die neue Quote auf freiwilligen Selbstdeklarationen basieren. Auch in rechtlicher Hinsicht ist die Einführung einer solchen Quote Neuland: Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann hat bisher keine Erfahrung mit einer Finta-Quote und sieht noch Klärungsbedarf.
Das Vorhaben trifft auf gemischte Reaktionen. Gegner argumentieren, dass diese hohe 50-Prozent-Vorgabe Männer diskriminiert, von denen auch heute noch gesellschaftlich verlangt wird, dass sie im Notfall eine Familie im Alleingang finanzieren. Zysset entgegnete, dass dies kein diskriminierender Schritt sei, sondern ein notwendiger Ausgleich: «Cis-Männer haben traditionell die Mehrheit in den Führungspositionen inne. Eine Reduktion auf 50 Prozent stellt eine faire Verteilung sicher und schafft die Basis für eine gleichberechtigtere Gesellschaft.»
Obwohl der Stadtrat den Weg für die neue Regelung freigemacht hat, steht die endgültige Entscheidung erst im Herbst 2025 an.
Die Frage bleibt, ob die Finta-Quote in dieser Form bestehen bleibt oder ob sie in den kommenden Beratungen modifiziert wird. Solche Planungserklärungen sind in der Vergangenheit häufiger ins Stocken geraten, wenn es um die konkrete Ausgestaltung im Budget ging. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Stadt Bern die Umsetzung einer derart umfassenden Gleichstellungspolitik bewältigen kann.
Kommentar von Transition News
Dieser neuste Vorstoß in der Stadt Bern wird wohl auch andernorts Schule machen. Er ist aber wohl vor allem im Rahmen des beginnenden Wahlkampfs um das Stadtparlament und die Stadtregierung zu sehen. Mit solchen Vorstößen bedient die linksgrüne Mehrheit in Bern ihre Klientel, die nur noch zu einem kleinen Teil aus Arbeitern besteht. Es ist bezeichnend, dass gerade in Arbeiterquartieren wie Bümpliz die rechte Schweizerischen Volkspartei (SVP) großen Zulauf hat, aber dass in Quartieren, die rapide gentrifiziert werden, wie Länggasse, Breitenrain und Lorraine, die Linksgrünen weiterhin grossen Zulauf haben.
Erhellend sind die Kommentare unter dem Artikel, die ganz schwergewichtig negativ oder zynisch negativ formuliert sind. Wenn man bedenkt, dass bei den Tamedia-Kommentaren ein hartes Zensur-Regime herrscht, dann lässt das tief blicken.
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