Transition News : Sie sind Biologin und irgendwo in Griechenland tätig. Was machen Sie beruflich genau?
M.I. (Name der Redaktion bekannt): Ich arbeite in einem großen Krankenhauslabor, das ganz spezielle Untersuchungen macht. Ich bin Medical Laboratory Technologist und Biologin und habe mein ganzes bisheriges Berufsleben in Krankenhauslabors verbracht.
Wir haben gehört, dass Sie während der Coronazeit im Spital ohne Lohn freigestellt wurden, weil Sie sich nicht impfen lassen wollten. Wann begannen Ihre Zweifel an den Maßnahmen und an der «Impfung»? Wir schreiben «Impfung» bewusst in Anführungszeichen, weil dieser Stoff ja der traditionellen Definition eines Impfstoffes nicht entspricht.
Zunächst kam es mir seltsam vor, dass man ständig von einer Impfung redete, aber nicht von Therapie. Nach einer solchen wurde offensichtlich nicht systematisch gesucht. Dann waren die Maßnahmen offensichtlich politisch orchestriert und nicht wissenschaftlich. In Griechenland waren diese Maßnahmen seltsam, bizarr und lächerlich. Es war zum Beispiel erlaubt, dass sich fünf Menschen drinnen treffen, aber draußen mussten sie Abstand halten und durften sich nicht setzen. Gleichzeitig waren gewisse Dinge zu gewissen Tageszeiten erlaubt, zu anderen nicht. Wie wenn das Virus nur zu gewissen Zeiten ansteckend wäre. Das ist offensichtlich nicht nur unwissenschaftlich, sondern eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes.
Zusätzlich gab es eine extrem lange Ausgangssperre, bei der man nur mit Bewilligung das Haus verlassen durfte. Diese Bewilligung kriegte man aber problemlos per SMS, weshalb in Athen zum Beispiel die U-Bahn ständig rappelvoll war.
Ich habe mir dann Studien besorgt und gesucht, was das eigentlich für ein Virus ist. Dann kam die Impfung in die Spitäler. Viele Kollegen krempelten sofort den Arm hoch und ließen sich impfen. Andere hatten Zweifel. Ich war nicht prinzipiell impfkritisch. Zuerst war ich nicht komplett dagegen, weil ich im Spital viele schwere Verläufe gesehen hatte. Allerdings war ich immer – auch aus persönlicher Erfahrung – eher zurückhaltend.
Eine befreundete Apothekerin schaute dann die Packungsbeilage etwas genauer an. Da stand aber kaum etwas drin, nicht einmal, was diese «Impfungen» genau enthalten!
Gleichzeitig sah ich einige Ärzte, die heilten, die es ziemlich problemlos schafften, ihre Patienten gesund zu machen. Sie sagten mir: Dieser Erreger kann Lungenentzündungen verursachen, aber wir sehen da nicht wirklich neue Krankheitsbilder. Wir sind erfahrene Lungenärzte und kurieren das.
Auch bei Ärzten gab es Widerstand, in den Medien aber nur ganz vereinzelt. Sehen Sie: In einer Pandemie therapiert man, man setzt nicht alles auf eine Karte, die Impfung. Es gab auch alternative Medien und Kanäle, allerdings mit begrenzter Reichweite, die kritischen Wissenschaftern eine Plattform boten. Als dann Luc Montagnier sprach, ein französischer Virologe, Nobelpreisträger und Entdecker des AIDS-erregenden HI-Virus, da war ich sicher: Ich mache da nicht mit! Selbst die Definition einer Impfung wurde geändert, damit das mRNA-Serum unter diesem Wort in Verkehr gebracht werden konnte.
Und dann?
Wir hätten nie erwartet, dass die Regierung so weit gehen und uns freistellen würde. In Griechenland gibt es die Überzeugung, dass staatliche Jobs sicher sind und man nie entlassen wird.
Die Regierung drohte damit, alle Mitarbeitenden des staatlichen Gesundheitssystems freizustellen, die sich nicht impfen ließen. Wir dachten, das sei eine leere Drohung. Welch ein Irrtum!
Warteten Sie in der Folge einfach ab?
Nein, wir mandatierten Anwälte. Wir organisierten uns, eine Gruppe pro Spital, und versuchten herauszufinden: Ist das gesetzlich möglich, was sie wollten? Die gesetzliche Lage war schwierig, wie oft in Griechenland sehr uneindeutig.
Am 1. September 2021 wurden wir dann mit Regierungsbeschluss freigestellt, und zwar ohne Lohn und mit dem Verbot, irgendeine andere Arbeit anzunehmen. Die Regierung zog uns also den Teppich unter den Füßen weg und beraubte uns unserer Existenzgrundlage – auf eine wirklich faschistische Art. Ich bin Mutter und auf mein Einkommen angewiesen.
Man muss in diesem Zusammenhang wissen, dass in Griechenland selbst Mörder und Kinderschänder, die im Gefängnis sind, die Hälfte ihres Lohnes bekommen, bis ihr Fall abgeschlossen ist. Wir wurden also schlechter behandelt als sie.
Wir kannten hier einen Kinderschänder, der die Hälfte seines Gehalts bekam, bis er ins Gefängnis kam. Die Hälfte seines Lohns. Das hatten wir nicht.
Wie ging es weiter?
Die Regierung hat das Gleiche schon im August mit den Altersheimen und den Privatspitälern und -praxen gemacht. Deshalb knickten viele in den letzten Tagen ein. Eine wichtige Frage war: Welcher Anwalt ist vertrauenswürdig? Wer will uns wirklich helfen? Wir gingen dann auf andere Wissenschafter zu, auf Parteien oder auch auf Persönlichkeiten wie Reiner Füllmich oder Professor Sucharit Bhakdi. Wir waren dann sommers und winters auf der Straße und kämpften für unsere Rechte.
Und was war das Resultat, außer dass Sie verhaftet wurden?
Wir redeten wie gesagt mit ganz vielen Leuten, zum Beispiel auch mit Vertretern der Regierungspartei Nea Dimokratia. Da gab es Volksvertreter, die uns ganz klar sagten, dass sie einverstanden sind mit uns, aber dass sie nichts für uns tun würden, um ihre Karrieren und ihre Jobs nicht zu riskieren. Bereits im August 2021 wurde ein Kollege von mir während einer Demonstration auf dem Syntagmaplatz [Platz der Verfassung], verprügelt. Er ist immer noch nicht gesund.
Und wie spielte sich das mit der Verhaftung ab?
Das oberste Gericht, der Areopag, hatte entschieden, dass unsere Freistellung seit 1. April 2022 verfassungswidrig war. Das änderte aber gar nichts. Am 7. Juli war der Namenstag von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis. Wir gingen mit 38 Leuten mit einem Bus zu seinem Haus, um dort zu protestieren. Sie bedrohten dann den Busfahrer, der uns auf die Athener Polizeihauptwache bringen musste. Der Bus wurde eskortiert von einer riesigen Anzahl Bereitschaftspolizisten in voller Montur.
Die Polizei wollte dann unsere Identität nicht auf der Straße überprüfen, sondern uns auf der Wache behalten. Obwohl wir nur unsere verfassungsmäßigen Rechte wahrgenommen haben, behielten sie uns die ganze Nacht. Sie legten uns in Handschellen, nahmen unsere Fingerabdrücke, fotografierten uns wie Schwerverbrecher und wollten uns unsere Telefone wegnehmen.
An diesem Punkt begann ich zu schreien. Ich wusste, dass mein Kind sich zu Hause befindet und sich Sorgen machen würde um mich. Ich wusste aber nicht, dass es am Fernsehen live gesehen hatte, wie ich in Handschellen abgeführt wurde!
Ich machte den Polizisten dann Vorwürfe. «Wir führen Befehle aus», war die Standardantwort. «Dann seid ihr Roboter, keine Menschen», sagte ich.
Sie behielten uns auf der Wache und erklärten uns erst um 23 Uhr, dass sie uns Verkehrsbehinderung vorwerfen, und dass wir Unfälle provoziert hätten. Wir widersprachen heftig. Und wir hatten ein Video, das zeigte, wie es wirklich war. Es gab unter uns alleinerziehende Eltern, es gab alleinerziehende Eltern mit behinderten Kindern – das interessierte sie alles nicht.
Am nächsten Morgen wurden wir in Handschellen zum Zentralgericht gebracht. Die Richter ordneten die sofortige Freilassung an, und wir erfuhren, dass es illegal war, uns die ganze Nacht festzuhalten. Die Regierungsseite war beim Haftprüfungstermin aber gar nicht vertreten. Für die Regierung hatte das aber keine Folgen, außer vielleicht, dass sogar das US-Außenministerium reagierte und bemerkte, unsere Rechte seien verletzt worden.
Das Ganze war eine reine Einschüchterung. Es ging nur darum, unsere Proteste zu stoppen. Wir gingen auch zum Haus von Gesundheitsminister Plevris und demonstrierten. Plevris erschien dann vor den Fernsehkameras und beklagte sich, wir hätten ihn eingeschüchtert und seine Familie traumatisiert.
Wir wollten damit die Leute wachrütteln, damit sie verstehen, dass das, was uns widerfuhr, übergriffig und illegal war. Die Regierung hat mehrere Menschenrechte mit Füssen getreten, zum Beispiel das Recht auf Arbeit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Wovon haben Sie in dieser Zeit gelebt – Job weg, Einkommen weg, Kind in Ausbildung?
Die Solidarität von Menschen, die unsere Sicht der Dinge teilten, hat uns gerettet: Für Menschenrechte, gegen Impfpflicht, für Freiheit und körperliche Unversehrtheit.
Die griechische Lehrerschaft erwartete, dass, wenn wir den Impfzwang schlucken, sie an der Reihe wäre. Große Gruppen von Lehrern unterstützten uns.
Wie genau wurden Sie unterstützt?
Mit allem. Wir erhielten jede nur denkbare materielle Unterstützung. Aber uns wurde auch psychologische Unterstützung angeboten – gratis. Das geschah aber alles im Untergrund. Da ist niemand je in Erscheinung getreten. Aber ich hätte nicht mit einer derartigen Welle von Solidarität gerechnet – zum Teil von wildfremden Menschen. Diese Menschen unterstützten uns materiell und ideell.
Wie ging es dann weiter?
Ich hatte einen leichten Schnupfen und der Sars-Cov2-Test war am dritten Tag positiv. Damit galt ich als genesen und konnte für sechs Monate an die Arbeit zurückkehren, nicht für fünf, nicht für zehn, nicht für drei, für sechs – die Wissenschaft ist auf der Strecke geblieben. Es war komplett arbiträr, die Regierung tat, was sie wollte.
Ich kehrte also an die Arbeit zurück. Tagsüber arbeitete ich, in der Nacht kämpfte ich, denn es gab viele Kollegen, die immer noch freigestellt waren.
Wie war die Atmosphäre im Spital, als sie mit dem Genesenenstatus zurückkehrten?
Eisig. Es gab zwar die Kollegen, die sagten: «willkommen zurück, welche Ungerechtigkeit», aber es gab auch diejenigen, die sagten: «ihr habt euch ja jetzt gut ausgeruht» - obwohl ich keine Sekunde meine Hände in den Schoß gelegt hatte. Es wurde auch suggeriert, wir hätten irgendwo Geld versteckt, von dem wir lebten. Auch einer der von der Regierung gehätschelten Virologen hat das durchblicken lassen, da die Regierung unser Durchhaltevermögen unterschätzt hat. Viele Kollegen wussten, dass ich ein Problem mit Nebenwirkungen bei Impfungen hatte, und sie haben trotzdem zynisch reagiert.
Sind Sie ganz allgemein gegen Impfungen?
Ich hatte schon als Kind Probleme mit Impfungen, bin aber nicht komplett dagegen. Seit es die Covid-«Impfung» gibt, befasse ich mich näher mit dem Thema. Die Tatsache, dass die Definition der Impfung geändert wurde, hat mich zusätzlich stutzig gemacht. Jetzt habe ich noch mehr Bedenken. Jeder Organismus reagiert anders – auf Impfungen, auf Medikamente, auf alles.
Und die Kinder?
Für Kinder war die «Impfung» nicht obligatorisch. Die Biologielehrerin sagte den Kindern in der Schule meines Kindes, dass man sich nun für die «Impfung» anmelden könne. Die Kinder fragten dann, warum das nötig sei, sie seien genesen und hätten also Antikörper. «Um das Immunsystem noch mehr zu stärken,» war die Antwort – was natürlich Unsinn ist; man sollte das Immunsystem nicht ständig in Bereitschaft halten.
Nach ein paar Monaten stellte sie dann aber auch Fragen und äußerte sich ganz anders, denn es gab in diesem Schulumfeld Fälle von Myokarditis und Perikarditis. Dann verstand mein Kind selber, dass ich Recht hatte.
Mein Kind wurde gemobbt. Als sie zum Beispiel nieste, wurde sie in die Eselsecke verbannt [diese Strafe ist zum Beispiel in Deutschland verboten] weil sie ungeimpft sei, obwohl schon damals klar war, dass die «Impfung» weder vor Übertragung noch vor Ansteckung schützt.
Was passierte, als die sechs Monate um waren?
Ich wurde wieder freigestellt, aber nur für kurze Zeit, denn mein Kind steckte sich an und ich von ihr. Dann wurden die Maßnahmen aufgehoben und ich kehrte definitiv zurück. Das wusste ich aber am Anfang noch nicht und wir setzten den Kampf fort: wir sprachen mit Leuten, organisierten Demos und unterstützten uns gegenseitig.
Ich hatte Glück in dem Sinne, dass mich mein familiäres Umfeld unterstützte. Allerdings gab es da auch anderes. Ich kannte eine Zahnärztin, die Selbstmord beging, weil sie stark unter Druck gesetzt wurde und auch Schulden hatte. Auch seriöse Ärzte übernahmen nicht die Verantwortung dafür, dass bei einer «Impfung» alles gut ging, wenn man sie direkt fragte. Dann gab es aber auch die anderen, die einfach sagten: «wird schon klappen.»
Es gab aber auch die Ärzte, die «tricksten», oder?
Ja, es gab sogar in den Impfzentren Ärzte, die Menschen davon abhalten wollten. Diese wurden dann aber sehr schnell entlassen. Es gab auch diejenigen, die ihren Patienten nur Salzlösung spritzten oder auch diejenigen, die sich selber Salzlösung spritzten, um weiterarbeiten zu können. Von denen gab es viele – sie werden es aber nie zugeben.
Das wäre aber auch für Sie die einfache Lösung gewesen, nicht?
Ja, aber ich wollte nicht das eine sagen und das andere tun. Ich bin nicht so. Ich wollte für das kämpfen, an das ich glaubte. Ich organisierte ja den Widerstand im Spital. Das ging nicht.
Wie ist heute die Situation? Spricht man noch darüber oder sagt man: «Schwamm darüber»?
In den Spitälern wird kaum darüber gesprochen. Einige der Geimpften sagen aber heute, dass jeder für sich entscheiden soll. Es gibt aber immer noch diejenigen, die sagen, dass jede Impfung, die kommt, gemacht werden sollte.
Gleichzeitig gibt es immer wieder Versuche, eine Diskussion darüber zu unterdrücken. Was wir jetzt machen müssen, ist, Fälle von Nebenwirkungen zu dokumentieren. In den Spitälern regiert einerseits die Furcht, anderseits das Geld – da sind viele Subventionsgelder geflossen.
Und außerhalb der Spitäler?
In meinem engeren Umfeld hatte ich keine Probleme. In der weiteren Verwandtschaft sah es zum Teil anders aus. Ich hörte auch die Meinung von Verwandten, die alle verlangten Impfdosen gemacht hatten. «Was auch immer Mitsotakis sagt, die Wissenschaften sind dafür», solches hörte ich. Ich habe immer gesagt: verschont wenigstens die Kinder. Das ist ein Coronavirus, das sich immer verändert. Es gab auch Menschen in meinem Umfeld, die nicht fanatisch waren, die «Impfung» aber machten; in einem Fall wurde eine Person eingeschüchtert mit der Begründung: «Nicht dass du deinen Vater ansteckst, der Herzprobleme hat.» Ein befreundeter Arzt hat das so kommentiert: «Du gibst deinem Freund keinen Helm, weil du denkst, dass du ein Motorrad fährst.» Geimpfte können sich anstecken und das Virus übertragen. Die Impfung ist nicht dafür geschaffen, das zu verhindern. Das haben die Politiker aber gesagt und dann haben es die Ärzte nachgeplappert.
Ich fragte dann: Was ist drin? Wir suchen genau, was in der Nahrung drin ist, aber wir wissen nicht, was wir spritzen. Die Ärzte in Griechenland tragen hier ein gerütteltes Maß an Verantwortung. Nehmen wir die Gynäkologen. Eine Schwangere wurde im siebten Monat zur Impfung gedrängt.
Und was dürfte jetzt passieren? Vogelgrippen-Pandemie? Affenpocken-Notstand?
Ich spreche viel mit den Leuten in und außerhalb des Spitals. Man kann nicht die ganze Welt beeinflussen, aber in seinem Umfeld kann man schon etwas tun. Es gibt weiterhin die Leute, die Angst haben, aber das ist nicht die Mehrheit. Ich denke also, dass es, falls wieder ähnliche Maßnahmen zur Diskussion stehen, mehr Widerstand gibt – zumindest hier in Griechenland.
Viele Menschen kommen zu uns und sagen uns, dass wir ihre Nebenwirkungen registrieren sollen. Das sollte man in großem Maßstab tun, damit wir das in einer wissenschaftlichen Publikation unterbringen.
Man hat sogar Tote in verschweißten Plastiksäcken begraben. Tote atmen nicht und spucken uns nicht an. Wie können sie also ansteckend sein? Jetzt sieht man, dass diese Körper nicht einmal richtig verwesen. Sogar die Toten werden gequält und die Angehörigen finden keine Ruhe!
Und wir sprechen gar nicht davon, dass die Kinder, die doch Kontakt mit anderen Kindern brauchen, zu Hause isoliert wurden und zum Teil psychologische Probleme davontrugen, die bis heute andauern. In der Provinz war es zum Teil besser. Da hat die Regierung nicht so genau geschaut und da wurden die Maßnahmen auch nicht derart sklavisch befolgt wie in Athen. Diese Kinder haben denn auch weniger Probleme.
Wir haben in dieser Gruppe, in diesem Netzwerk von Personen, die Widerstand leisteten, schlimme Sachen gesehen: Paare, die sich getrennt haben, aber auch Familien, die komplett allein waren. Jemand aus diesem Netzwerk hat mich angerufen und gesagt:
Finde mir Leute, die an Weihnachten allein sind, damit ich sie einladen kann.
Es gab Menschen, denen die eigenen Eltern die Türe zugeschlagen haben und die ihre Kinder nicht mehr sehen wollten.
Das Gespräch führte Daniel Funk.
Zustände, die an eine Diktatur erinnern – Regierungsmitglieder griffen zum verbalen Zweihänder
Griechenland ist zwar die Wiege der abendländischen Kultur und der Demokratie. Diese Regierungsform hat aber seit der Gründung des neugriechischen Staates und der Ermordung des ersten Präsidenten Ioannis Kapodistrias weder eine besonders lange noch eine besonders erfolgreiche Tradition. In den Jahren seit 1974 wurde das Land zwar von endemischer Korruption geplagt, aber die Grundrechte und die Spielregeln der Demokratie wurden grosso modo respektiert. Im Moment ist das Land allerdings wieder in einer sehr repressiven Phase, was sich in der Coronazeit besonders verheerend auswirkte, was in diesem Interview klar zutage tritt. Während in dieser Beziehung Ungarn in aller Leute Mund ist, segelt Griechenland unbegreiflicherweise unter dem Radar.
Die Freedom of the Press Worldwide-Karte der Reporter ohne Grenzen führt Griechenland nur in der dritten von fünf Kategorien, auf einer Stufe mit Polen, Ungarn oder der Ukraine (Die Schweiz wird in der höchsten Kategorie geführt, zusammen mit den skandinavischen Ländern, den Benelux-Staaten und Portugal). Diese schlechte Kategorisierung ist verdient. Die privaten Fernsehstationen wurden durch staatliches Geld rekapitalisiert und berichten regierungstreu, Journalistenmorde werden nicht mit Nachdruck aufgeklärt. Kritischen Journalismus pflegen allenfalls noch einige kleine Radiostationen wie Focus FM in Thessaloniki sowie Blogs und kleine Fernsehsender wie Alert.
Der im Interview erwähnte Gesundheitsminister Athanasios Plevris ist von der aufgelösten rechtsextremen Partei LAOS zu den regierenden Neudemokraten übergelaufen. Er musste für antisemitische Äußerungen bei der jüdischen Gemeinde Griechenlands um Verzeihung bitten, die er im Jahr 2009 von sich gegeben hatte. Vor allem in Thessaloniki lebte bis zum Zweiten Weltkrieg eine ansehnliche jüdische Gemeinde, die während der deutschen Besatzung praktisch komplett deportiert und ermordet wurde.
Die Äußerungen des Ministers für Wirtschaftsentwicklung, Adonis Georgiadis, mit denen er Ungeimpften den Tod wünschte, waren vom Inhalt und der Wortwahl her derart ungeheuerlich und erinnern an finsterste Zeiten, dass sie an dieser Stelle weder zitiert noch übersetzt werden [hier ist diese Entgleisung in griechischer Sprache nachzulesen]. Im Ausland ist dies wohl nur deshalb nicht bemerkt worden, weil kaum mehr jemand der Sprache Homers mächtig ist. Georgiadis trat aber nach und präzisierte, dass verfassungsmäßige Grundrechte inskünftig nur noch für Geimpfte gelten würden.
Als es dem ungeimpften Gesundheitspersonal gelungen war, per Gerichtsentscheid die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu erzwingen, bezeichnete Plevris seine Niederlage vor Gericht als «eine gefährliche Entscheidung für die öffentliche Gesundheit».
Plevris ist ein Karrierepolitiker, der vor seiner Ernennung nie etwas mit Gesundheitspolitik zu tun hatte. Der regierenden Partei Nea Dimokratia gelingt es immer wieder, die Mitglieder kleiner Rechtsparteien oder rechtsextremer Parteien aufzunehmen und zu integrieren. Das hat dann insofern Konsequenzen, als diese Personen und ihre Anhänger mit Jobs versorgt werden müssen.
Weil der Ministerpräsident bisher ohne Rücksicht auf die innenpolitischen Befindlichkeiten das durchsetzt, was von Washington und Brüssel vorgeschlagen und vorgegeben wird, fällt nicht auf, dass sich im griechischen Kabinett Leute tummeln, gegenüber denen der ungarische Ministerpräsident links steht.
Plevris zum Beispiel ist der Sohn eines Holocaustleugners. Er erwirkte für seinen Vater vor Gericht einen Freispruch gegen den Vorwurf der Volksverhetzung. Es sei keine Hassrede, wenn man Auschwitz wieder eröffnen möchte, argumentierte Plevris junior (was ist dann Hassrede, wenn nicht das?). Er hat auch die Meinung geäußert, dass auf die Flüchtlinge an den türkischen Grenzen geschossen werden sollte. Was bringt es der Regierung, dass traurige Figuren wie Plevris, Adonis Georgiadis oder Makis Voridis am Kabinettstisch sitzen? Sie bringen der Regierungspartei die Stimmen ihrer Wählerschaft. Auf dieser Klientelbasis funktioniert das politische System Griechenlands.
Das in der Coronazeit geänderte Strafgesetzbuch macht die Verbreitung von «Fake News», die «geeignet sind, die Öffentlichkeit zu beunruhigen oder zu verängstigen oder das Vertrauen der Öffentlichkeit in die nationale Wirtschaft, die Verteidigungsfähigkeit des Landes oder die öffentliche Gesundheit zu untergraben», zu einer Straftat, die mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Es besteht somit die Gefahr, dass die Bestimmung zur Bestrafung von Medienschaffenden und überhaupt allen, die die Regierungspolitik kritisieren, verwendet wird, was eine abschreckende Wirkung auf die Meinungsäußerungs- und die Pressefreiheit hätte.
In Griechenland riskiert man nun das Gefängnis, wenn man sich zu wichtigen Themen von öffentlichem Interesse äußert und die Regierung behauptet, dies sei falsch», sagte Eva Cossé, Griechenland-Berichterstatterin bei Human Rights Watch. «Die strafrechtlichen Sanktionen führen dazu, dass Journalisten und praktisch alle anderen Menschen Angst haben, über wichtige Themen wie den Umgang mit Covid-19, Migration oder die Wirtschaftspolitik der Regierung zu berichten oder zu diskutieren.
Der neue Gesetzestext definiert weder, was Fake News sind, noch nach welchen Maßstäben sie erkannt werden, noch dass die Verbreitung falscher Informationen tatsächlich Schaden verursachen muss. Der griechische Journalistenverband und Human Rights Watch forderten die Rücknahme des Gesetzes, da es zu vage sei. In der Tat ist eine solche Bestimmung mit der Meinungs- und Pressefreiheit univereinbar. Die komplett eingeschüchterte Bevölkerung hat dem wenig entgegenzusetzen.
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