Auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar im Schweizer Davos hat der griechische Politiker Apostolos Tzitzikostas, seit 2024 EU-Kommissar für Nachhaltigen Verkehr und Tourismus im Team von der Leyen II., angekündigt, dass die EU 2026 an allen Häfen oder Flughäfen der Mitgliedstaaten ein biometrisches Identifizierungssystem einführen wird. Tzitzikostas pries diese Totalüberwachung der Bürger in höchsten Tönen: Solche Systeme «werden Reisenden eine schnellere und leichtere Abfertigung ermöglichen».
Die digitale Totalkontrolle der Bürger, für die sich die EU so begeistert, wird derzeit auch in Großbritannien vorangetrieben. Wie das Portal The Connexion mitteilt, wird die neue Technologie derzeit in vier britischen Häfen getestet und soll später auf den Eurostar und schließlich auf britische Flughäfen ausgeweitet werden.
Das funktioniert so: Hochleistungskameras nehmen ein Foto vom Gesicht eines Reisenden auf und gleichen es mit seinem Reisepass ab – beim Passieren einer Grenzübergangsstelle in einem Hafen wird auch das Nummernschild des Fahrzeugs gescannt. Die Passagiere verbleiben derweil in «berührungslosen Korridoren» in ihren Fahrzeugen, die sie nicht verlassen müssen.
Die biometrischen Daten der britischen und irischen Pässe werden in einer Datenbank der britischen Regierung gespeichert, mit der die Kameras verbunden sind. Da diese Informationen auch bei der Beantragung eines Reisepasses weitergegeben werden, verfügt die Regierung bereits über diese Daten und kann sie also abgleichen.
Passagiere, deren Einreise mit dem neuen System bestätigt wurde, fahren (oder gehen) dann durch die Grenze, ohne dass ihre Pässe manuell überprüft werden. Dadurch würden die Wartezeiten erheblich verkürzt, propagiert The Connexion einmal mehr und verrät, dass die Kameras leistungsfähig genug seien, um diese Bilder durch die Windschutzscheibe eines Autos hindurch aufzunehmen. Die Passagiere müssten ihr Fahrzeug also nicht verlassen, bevor ihnen die Einreise gewährt werde.
In einigen Fällen müssten sie zwar ihr Fenster herunterkurbeln und einen Blick auf ein iPad oder einen Bildschirm werfen, aber «sie sollten nicht gezwungen sein, ihren Pass manuell überprüfen zu lassen oder ihr Fahrzeug zu verlassen», fährt das Portal fort.
Für den Fall, dass Schwierigkeiten oder Probleme auftreten, müssten die Passagiere ihren Pass jedoch immer noch bereithalten, da in diesem Fall eine manuelle Kontrolle durch einen Grenzbeamten stattfinden müsse. Laut The Connexion ist noch nicht bekannt, wann das System in größerem Umfang für Reisende eingeführt wird.
Eine Freundin, die im Februar mit ihrem Mann von Schweden nach Edinburgh reiste, hat bereits Erfahrung gesammelt mit dieser Art der Superkontrolle. Bei Ankunft am Flughafen der schottischen Hauptstadt sahen sie sich mit diesem dystopischen Szenario konfrontiert:
Screenshot: Biometrische Technologie am Flughafen Edinburgh
Die Stimmung sei gespenstisch gewesen, berichtete sie, man habe gespürt, dass sich die Reisenden bei dem Procedere in diesem «berührungslosen Korridor» nicht wohlfühlten, aber man hätte ja nichts dagegen tun können.
Die Kontrolle, bei der sie ihren Pass scannen lassen musste und ihr Gesicht auf einem großen Bildschirm erschien, habe ewig gedauert, erzählte sie. Die Behauptung, das biometrische System verkürze die Abfertigungszeiten «erheblich», muss also als pure Propaganda eingestuft werden. Meine Freundin hat sich übrigens nicht getraut, selbst einen Schnappschuss von ihrer biometrischen Passkontrolle zu machen, aber das Foto oben gibt die Szenerie am Flughafen Edinburgh wieder.
Die Stimmung und Lage in Schottland scheinen insgesamt gespenstisch. Die «schöne neue Welt» lässt grüßen: Fleisch ist zum Beispiel zum Luxusgut avanciert und wird mit einer Sicherheitsvorrichtung versehen, die an der Kasse entfernt werden muss.
Foto: Fleischverpackung in einem Supermarkt in Edinburgh