Während der Entkolonialisierung behielten die Briten die Kontrolle über die strategisch wichtigen Chagos-Inseln im Indischen Ozean, darunter Diego Garcia. 1965 erklärten sie diese ohne parlamentarische Zustimmung zum Britischen Territorium im Indischen Ozean (BIOT). Ziel war es, den USA die Errichtung einer Militärbasis zu ermöglichen, wofür die Inselgruppe 1966 für 50 Jahre verpachtet wurde – mit automatischer Verlängerung.
Dabei wurden rund 2000 Inselbewohner unter menschenunwürdigen Bedingungen nach Mauritius und die Seychellen deportiert, ohne Unterstützung (wir berichteten). Dieser Vorgang blieb jahrelang geheim, so dass weder das britische Parlament noch der US-Kongress darüber informiert waren. Laut dem Internationalen Strafgerichtshof stellt Zwangsdeportation ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Bis heute kämpfen die Chagossianer um ihr Rückkehrrecht.
Diego Garcia wurde zu einem der größten US-Militärstützpunkte im Ausland, früher als «Camp Justice» und heute als «Camp Thunder Cove» bekannt. Die Basis spielte eine zentrale Rolle bei den US-geführten Kriegen im Irak, in Afghanistan, Syrien und Afrika – oft mit britischer Beteiligung.
Nun hat ein britisches Gericht die Übertragung der Souveränität über die Chagos-Inseln an Mauritius verhindert, wenige Stunden bevor das Abkommen am Donnerstag unterzeichnet werden sollte, wie AP berichtet. Großbritannien habe sich bereit erklärt, Mauritius die Inselgruppe im Indischen Ozean zu überlassen. Das Vereinigte Königreich würde den Stützpunkt dann für mindestens 99 Jahre zurückmieten.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump sei konsultiert worden und hätte ihre Zustimmung gegeben. Der Abschluss des Abkommens hätte sich jedoch durch Verhandlungen über die Kosten in letzter Minute verzögert.
Die Vereinbarung sollte am Donnerstagmorgen in einer virtuellen Zeremonie vom britischen Premierminister Keir Starmer und dem mauritischen Regierungschef Navin Ramgoolam unterzeichnet werden.
AP zufolge erließ ein Richter des High Court jedoch in den frühen Morgenstunden des Donnerstags eine einstweilige Verfügung, die das Abkommen aufhielt. Damit habe er auf eine Klage von zwei Frauen von den Chagos-Inseln reagiert, die die ursprünglichen Bewohner der Inseln vertreten.
Bernadette Dugasse und Bertrice Pompe, beide britische Staatsbürgerinnen, würden befürchten, dass es noch schwieriger werde, auf die Inseln zurückzukehren, sobald Mauritius die Kontrolle über die Inseln übernehme. Der Richter des Obersten Gerichtshofs habe es der britischen Regierung deshalb vorübergehend untersagt, irgendeinen «abschließenden oder rechtsverbindlichen Schritt zu unternehmen, um ihre Verhandlungen über die mögliche Übertragung des britischen Territoriums im Indischen Ozean, auch bekannt als Chagos-Archipel, an eine ausländische Regierung abzuschließen».