Chinas Wirtschaftslandschaft ist laut den Redakteuren von ZeroHedge in Zweideutigkeiten gehüllt. Unter ihrem kollektiven Pseudonym «Tyler Durden» äußern sie die Ansicht, dass Chinas Finanzdaten oft eher als eine Art staatlich geförderte Propaganda denn als ein genaues Abbild der wahren wirtschaftlichen Gesundheit des Landes angesehen werden. Während die chinesische Regierung optimistische Statistiken vorlege, würden diese Zahlen nur eine Teilwahrheit darstellen und eine genauere Untersuchung sei erforderlich, um das vollständige Bild zu ermitteln.
Ein zentrales Problem in Chinas wirtschaftlicher Darstellung des neuen Jahrtausends ist den Autoren zufolge das explosionsartige Wachstum der Staatsverschuldung. Gemäß offiziellen Angaben beläuft sich diese Verschuldung auf nahezu 300 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und hat sich vor allem in den letzten 15 Jahren angehäuft.
Ein wichtiger Faktor, der zu diesem Anstieg beigetragen hat, war Chinas Streben nach Aufnahme in den Korb der sogenannten Sonderziehungsrechte ((SZR) des IWF, ein Prozess, der 2011 begann. Um die Anforderungen des IWF zu erfüllen, nahm China in großem Umfang Kredite auf und verdoppelte seine Staatsverschuldung bis zur offiziellen Aufnahme in den SZR im Jahr 2016. Nach 2016 ist die Verschuldung weiter in die Höhe geschnellt.
Wie die Journalisten weiter erklären, wird die Quantifizierung von Chinas Schuldenproblem jedoch durch die einzigartige Wirtschaftsstruktur des Landes erschwert, die Elemente des Kommunismus mit einer Fassade marktwirtschaftlicher Prinzipien verbindet. Vor allem die Unternehmensverschuldung in China könne nicht isoliert von der Staatsverschuldung betrachtet werden, da es viele staatlich finanzierte Unternehmen und umfangreiche staatliche Investitionen in verschiedenen Sektoren gebe, darunter Immobilien und Industrie.
Die Anzeichen für eine drohende Deflationskrise werden gemäß den Redakteuren immer deutlicher, insbesondere in Schlüsselsektoren wie dem Immobilienmarkt und der Infrastrukturentwicklung. Trotz der Bemühungen der Kommunistischen Partei Chinas, eine bildliche «große Informationsmauer» zu errichten, um zu verhindern, dass genaue Daten das Land verlassen, würden gelegentlich Berichte über eine scheiternde Infrastruktur und sich abmühende Märkte nach außen dringen.
Vor allem der chinesische Exportmarkt sei ins Stocken geraten, was zum Teil auf den Inflationsdruck auf die westlichen Verbraucher zurückzuführen sei, aber auch auf die Schäden, die durch die lang anhaltenden Covid-Lockdowns entstanden sind, die den Einzelhandelssektor verwüstet haben.
Der Immobilienmarkt, einst ein Symbol für Chinas wirtschaftliche Stärke, habe in den letzten zehn Jahren eine erhebliche Deflation erlebt:
«China ließ die Blase auf dem Immobilienmarkt absichtlich platzen, um die nach Ansicht der Behörden außer Kontrolle geratene Spekulation zu unterbinden. Dies führte zu den inzwischen berühmten ‹Geisterstädten›, die die chinesische Landschaft prägen: Tausende von Wohnvierteln und Hochhäusern, die nach dem Konkurs von Erschließungsunternehmen unvollendet und leer stehen.»
Einen besorgniserregenden Trend in China sehen die Autoren in der Verwendung von großen Infrastrukturprojekten als Fassade, um die zugrundeliegenden wirtschaftlichen Schwächen des Landes zu verbergen. Sie schließen:
«Chinas Propagandamaschine ist in der ganzen Welt verbreitet und die meisten Menschen im Westen gehen aufgrund von Videos in den sozialen Medien davon aus, dass China auf dem neuesten Stand des Fortschritts ist. In Wirklichkeit haben die Chinesen billig konstruierte und schlecht gestaltete Scheinwahrzeichen gebaut, die oberflächlich betrachtet technologisch beeindruckend aussehen, aber innerhalb weniger Monate auseinanderfallen.
Trotz der Pläne für weitere Investitionen in die Infrastruktur – wie die für 2024 geplante eine Billion Yuan (137 Milliarden Dollar) – steht Chinas Wirtschaft vor wachsenden Herausforderungen. Der IWF räumt ein, dass Chinas Wirtschaft ins Straucheln geraten ist, bleibt aber vorsichtig optimistisch, was die Fähigkeit des Landes angeht, den Sturm zu überstehen. Angesichts der rückläufigen Exporte, der im freien Fall befindlichen Immobilienmärkte und der nachlassenden Konsumtätigkeit ist die Aussicht auf ein depressionsähnliches Ereignis am Horizont zu erkennen, was Zweifel an der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit Chinas angesichts des wachsenden Drucks aufkommen lässt.»
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