Die Schuldenlast der Weltwirtschaft ist per Ende des dritten Quartals 2020 auf über 272 Billionen Dollar angestiegen. Seit Jahresanfang sind die Schulden um rund 15 Billionen Dollar oder fast sechs Prozent angestiegen. Dies geht aus dem neusten Bericht des Weltbankenverbandes Institute of International Finance (IIF) hervor.
Der Verband erwartet bis Jahresende einen Anstieg der Schuldenlast auf 277 Billionen Dollar, was rund 365 Prozent der jährlichen Weltwirtschaftsleistung entspräche. Die Weltschuldenlast umfasst sämtliche Schulden von Staaten, Banken, Unternehmen und Haushalten.
Die Finanzierung der Verschuldung ist primär durch die expansive Geldpolitik der Zentralbanken auf der ganzen Welt möglich. Die Zentralbanken kaufen allerlei Vermögens- und Schuldtitel aus der Finanzbranche und von Unternehmen sowie Staatsanleihen. Ziel dieser Geldpolitik ist es, neues Geld zu günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen. Diese sollen Investitionen ermöglichen.
Doch die Ökonomen des IIF-Verbandes sorgten sich um die abnehmende Wirksamkeit der Schulden zum Anschub des realem Wirtschaftswachstum, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Mangels Wachstumsaussichten in der Realwirtschaft fliesst ein zunehmender Teil des neuen Zentralbankgelds in den Finanzsektor. Dort kommt es vor allem zu steigenden Vermögenspreisen bei Aktien, Immobilien oder Derivaten.
Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn warne vor einer zunehmenden Inflation, so die FAZ weiter. Sollte die Weltwirtschaft kommendes Jahr wieder anziehen, sei es für die Zentralbanken zu spät, um die Geldschleusen zu schliessen.
Die Zentralbanken könnten dann nicht mehr bremsend durch den Verkauf von Staatsanleihen eingreifen. Die Konsequenz wären sonst hohe Kursverluste, steigende Finanzierungskosten bei den Staaten sowie beträchtliche Stabilitätsrisiken bei den Banken. Der Weg stünde offen für eine Hyperinflation, d.h. eine galoppierende Entwertung der Vermögen.
Damit einher geht früher oder später ein unkontrollierter Währungszusammenbruch, der einen radikalen Schuldenschnitt zur Folge hätte.
Kommentar der Redaktion: Eine andere Möglichkeit wäre es, unter kontrollierten Bedingungen einen Schuldenschnitt durchzuführen. Es handelt sich dabei quasi um die Einleitung eines globalen Konkursverfahren, bei dem alle Schulden gegenseitig annulliert würden. Solch eine globale Schuldenvergebung wäre auch der Auftakt zu einer demokratischen Neuordnung des Geldsystems.