Dass die Coronakrise in der reichen Schweiz zu existenzbedrohender Armut führe, sei nicht hinnehmbar, reklamiert die NZZ in ihrer Onlineausgabe. Die Menschenschlangen vor Suppenküchen hätten seit Ausbruch der Coronakrise markant zugenommen. Wo früher vor allem Prostituierte, Suchtkranke und Obdachlose angestanden hätten, seien jetzt auch Familien zu sehen. Seit dem Ende des Lockdowns gingen die Bedürftigen im alltäglichen Treiben unter. Die Sozialhilfe alleine könne die Situation diesmal nicht lösen.
Während sich für Sozialhilfebezüger die Lage durch staatliche Hilfen kaum verändert habe, sei sie für Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen schlimmer geworden. Wenn auch nur 20 Prozent eines ohnehin tiefen Lohnes wegfalle, werde die Situation schnell existenzbedrohend.
Armutspolitik dürfe nicht als reine Sozialhilfepolitik verstanden werden und wer Armut bekämpfen wolle, müsse bei ihren Ursachen ansetzen. Die NZZ sieht diese in Form von kostenlosen Weiterbildungsangeboten und Einzelfallberatungen.
Die Frage drängt sich auf: Reicht das?
Was die NZZ bei ihrer an sich korrekten Beschreibung der prekären Zustände und ihrer möglichen Heilung nicht in Betracht zieht: Es sind mehrere Petitionen hängig, die eine von der NZZ bislang publizistisch bekämpfte Lösung umsetzen wollen, nämlich das bedingungslose Grundeinkommen – ein Konzept, das mit der Coronakrise an Dringlichkeit gewinnt.