Nach Überlieferungen erscheinen in Griechenland die Kallikantzaroi, Kobolde aus der Unterwelt, am Heiligabend und treiben ihr Unwesen bis zum 6. Januar, dem Fest der Theophanie, an dem die Gewässer gesegnet werden. In dieser Zeit können sie die Erde betreten. Ihre Erscheinung ist alles andere als einheitlich: Manche beschreiben sie als dürr und hässlich, mit roten Augen, zotteligem Haar, Zähnen wie wilde Tiere und Ziegenfüßen. Andere sprechen von grotesken Gestalten mit Buckeln, Schwänzen oder deformierten Gliedmaßen.
Die Kallikantzaroi gelten als chaotische und alberne Wesen. Trotz ihrer bösen Absichten gelingt es ihnen selten, den Menschen ernsthaften Schaden zuzufügen, da sie leicht abgelenkt und unfähig sind, etwas zu vollenden.
In verschiedenen Regionen Griechenlands variiert die Beschreibung dieser Kobolde. In Lesbos etwa glaubt man, dass sie die Seelen ungesegneter Verstorbener sind, während man in Rhodos sagt, dass an Weihnachten geborene Kinder zu Kallikantzaroi werden können, wenn keine besonderen Rituale durchgeführt werden. In Thrakien heißt es, sie stiegen durch Kamine hinab und stehlen Nahrung. Überall aber gibt es Schutzmaßnahmen: Man malt Kreuze an Türen, entzündet Weihrauch oder opfert Speisen, um die Kreaturen fernzuhalten.
Ähnliche Legenden finden sich auch in anderen Kulturen. In Skandinavien etwa glaubt man an Trolle, die in der Weihnachtsnacht die Dörfer heimsuchen. In Deutschland erzählt man von der «Wilden Jagd» und in Frankreich von Werwölfen, die durch die Straßen streifen. In der Schweiz sind es die Raunächte. Diese Gemeinsamkeiten lassen darauf schließen, dass solche Geschichten tief in den Urängsten und Ritualen der Menschheit verwurzelt sind.
Die Ursprünge der Kallikantzaroi sind vielschichtig. Manche führen sie auf die antike griechische Mythologie zurück, insbesondere auf Satyrn und Zentauren, andere auf byzantinische Bräuche wie das Verkleiden während der Festtage. Volkskundler vermuten, dass diese Geschichten entstanden, um die Maskeradebräuche zu erklären, die während des Weihnachtszeitraums üblich waren.
Die Kallikantzaroi sind mehr als nur eine skurrile Sage; sie spiegeln den reichen Schatz der griechischen Folklore wider und verbinden Jahrhunderte alte Traditionen mit universellen Ängsten und Hoffnungen. Ob man sie als böse Geister oder alberne Fabelwesen betrachtet, sie sind ein faszinierender Bestandteil der weihnachtlichen Erzählungen Griechenlands.