So eine Situation wünscht man niemandem: einer Gruppe islamischer Fanatiker begegnen, die ganz offenbar Streit sucht; so geschehen am 20. Mai in Berlin. Man wird voraussetzen dürfen, dass sie kein klassisches Straßen-Interview führen wollten, als sie den jungen Mann nach seiner Religion fragten.
In ihren Augen hatte er die falsche. Sein freimütiges Wort, er sei christlich getauft, setzte in ihnen einen Ungeist frei. Sie schlugen ihn zusammen, dass er auf dem Boden liegen blieb und mit verletztem Kopf ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
Glaube ist offenbar «wieder gefragt». Welcher Glaube? Wir sind es weitherum nicht mehr gewohnt, eine solche Frage zu stellen, geschweige denn, sie zu beantworten. Sie wirkt peinlich, aufdringlich, besserwisserisch − überholt. In süffisanter Gleichgültigkeit pflegt man sie zu überhören oder, wenn’s denn doch nicht anders geht, von sich zu weisen. Eine Mehrheit scheint damit bislang gut durchgekommen zu sein; Religion ist kein Gesprächsthema.
Jenem Mann auf der Straße wurde dieses Thema dann aber aufgezwungen. Wie beiläufig oder wie überzeugt er auf seine Taufe verwiesen hat, wissen wir nicht. Darum geht es auch nicht. Sondern es geht um einen religiösen Wahn, der ihm fast das Leben gekostet hätte. Er greift auch in den Klassenzimmern und auf den Schulhöfen, in Parks und bei entsprechenden Demonstrationen und Freiluft-Gebeten um sich. Seine Konsequenzen schlagen sich alle Jahre wieder in den Kriminalstatistiken nieder.
Schweigen geht nicht mehr, da mögen Presse und Politik Maulkörbe verteilen, wie sie wollen. Die Toten und die halb Totgeschlagenen schreien zum Himmel und rufen uns die Frage zu, wie wir es denn selber mit dem Glauben halten. Es kann ja keine Lösung sein, dass eingeschüchterte deutsche Kinder zum Islam übertreten, nur damit religiös aggressive «Kameraden» sie endlich in Ruhe lassen. Genauso wenig darf es zur Regel werden, in gespielter Gelassenheit seines Weges zu ziehen, wenn wieder irgendwo «ein psychisch auffälliger Mann» seine Schuldunfähigkeit bewiesen hat.
«Denn niemand weiß, ob nicht in allzu naher Zukunft nicht mehr nur der Islam zu Deutschland gehört, sondern umgekehrt Deutschland zum Islam», räsonniert Boris Reitschuster. Und niemand weiß, wieviel Glaubensfreiheit auf Dauer gewährleistet bleibt, wenn eine Minderheit das Gewaltpotential ihrer Religion weiterhin auslebt.
Menschen, die sich als säkular verstehen und ihren Glauben allenfalls als private Gesinnung pflegen, haben dem wenig entgegenzusetzen. Sie weichen solchen Vorkommnissen aus, blenden sie weg, beschwichtigen sich und andere, und wo das nicht gelingen mag, schlagen sie auf die Überbringer der schlechten Nachricht ein. Schattenspiele nennt das die Psychologie, Defaitismus die Politik, Feigheit der gesunde Menschenverstand. Auch das Truglicht städtischer Ramadan-Beleuchtungen oder moslemische Gastprediger auf den Kanzeln gehören in diese Reihe moralistischer Fluchtversuche vor der Wirklichkeit.
In deren Schatten hingegen gedeiht etwas ganz anderes: die Gefahr einer neuen Verfolgung von Christen. «Welcher Religion gehörst du an?» Wenn es die falsche ist, kann das blutige Konsequenzen haben, in Flüchtlingsheimen genauso wie auf unseren Straßen. Die um sich greifenden Kirchenbrände und -schändungen in ganz Europa zeugen davon ebenso wie das Menetekel jenes Überfalls von Berlin.
Was bedeutet das nun? Nichts anderes als was der aufgeweckte Teil der Menschen zu C-Zeiten schon eingeübt hat: hinschauen, zusammenrücken, Wahrheit aussprechen. Die breite Masse wird wieder den bequemeren Weg gehen. Sie weichen zurück aus Angst und spielen mit aus Einschüchterung, diese berühmten 80 Prozent einer jeden Gesellschaft.
Eine Minderheit hatte Freiheit und Menschenwürde angemahnt und vertreten. Eine Minderheit ist es auch jetzt, die sich angesichts religiöser Machtansprüche für die Glaubensfreiheit stark macht, die Täter benennt, die Opfer nicht vergisst und den Einen Herrn über jede Religiosität auch denen bezeugt, die noch mit Hauen und Stechen ihren Weg in die Seligkeit suchen.
Das Christentum kehrt zurück zu seinen Anfängen:
«Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Strecke deine Hand aus zur Heilung und lass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.» Apostelgeschichte 4,29-30
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Wort zum Sonntag vom 18. Mai 2025: Zutrauen statt Macht
Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft in Gottesdiensten und an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Telegram-Kanal lautet StimmeundWort.
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