Das Video ist eindrücklich. «Ich wünsche mir» ist der Titel, und zwar «ein Deutschland, das ich wieder lieben kann; in dem ich meine Meinung äußern kann, auch wenn sie kritisch ist; … in dem ich eigenverantwortlich über meine Gesundheit bestimmen kann; ... in dem diese Politiker wieder für das Volk regieren und nicht dagegen».
Gut gemacht ist er, der kleine Film für das Hambacher Demokratiefest 2024; unaufgeregt, ruhig, betrachtend, einladend. Und: Ja, gleichwie die Gedanken, so sind auch die Wünsche frei. Lautes Denken ist geteiltes Träumen, und geteilte Träume sind erspürte erste Gemeinschaft, vorverdichtete Wirklichkeit im Konjunktiv.
Was braucht es dann noch, um von der Möglichkeit in die Tat zu schreiten, die Sache erlebbar werden zu lassen? Von oben her gedacht, wäre das ein Plan, von unten her ist es der Eine Geist. An Plänen und von Plänen haben wir jedoch genug; genügend und «genug»! Sie nennen sich Agenda, Planspiel, Manöver, Projekt, Regierungsprogramm. Mit ihnen soll von oben nach unten durchregiert werden.
Aber, schreibt Hermann Rauschning: «Die Konzeptionen einer neuen Gesellschaft sind Zwangsordnungen, weil sie die Herrschaft von Eliten und Massenführern über rechtlose Massen sind. Die Gesellschaft wird geordnet nach dem Willen einer verschwindenden Minorität, die der Majorität dauernd ihre Konzeption aufzwingt. Ihre Technik ist es, die Masse glauben zu machen, daß die künftige Ordnung im allgemeinen Interesse liegt.»
Dieses Vorgehen jedoch sei absolutistisch, schrieb Rauschning bereits im Sommer 1945, «weil die ‹neuen Ordnungen› zwar demokratisch als Ordnungen für das Volk sein mögen, aber nicht durch das Volk und vom Volk selbst, sondern Ordnungen, die dem Volk auferlegt werden».
Für den Einen Geist hingegen plädierte sein Zeitgenosse Antoine de Saint-Exupéry in dem berühmten Wort: «Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.»
Da ist sie wieder, die eingangs beschriebene Sehnsucht: nach der Weite einer Selbstbestimmung, nach dem Gestaltwerden geteilter Träume, wo dann jeder seinen Platz findet und Teil hat an einem ebenso großen wie guten Ganzen.
Entscheidend ist nun, wie anspruchsvoll wir sind: wie klein oder groß die Schritte sein sollen, die wir da miteinander gehen oder doch vor haben. Das wiederum hängt davon ab, wieviel Kraft wir der geteilten Sicht zutrauen und auch tatsächlich aus ihr beziehen können.
Je mehr nämlich zu einem «Projekt» motiviert werden muss, desto langsamer und schwerfälliger sind die entsprechenden Schritte. Je stärker hingegen die Einheit, der Geist, der «Drive» sind, desto besser kommt man voran. Zwischenzeitlich müde werden die Menschen aus beiden Gruppen, aber die einen finden von selber wieder ihre Quelle, während den anderen nach und nach der Atem fehlt und die Luft ausgeht, einschließlich dem anfänglichen Motivator.
Pfingsten geht den umgekehrten Weg. Der Geist selber wird erneuert. Er ist nicht einfach ein recycelter eigener Geist, der sich aus irgendeinem Innen heraus motivieren müsste, sondern er verbindet sich mit einem Guten Geist von außen, dem Heiligen. Er schöpft aus Ihm.
«Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.»
«Aber die auf den HERRN harren» … Beim ersten Pfingsten hatten sie tatsächlich auf ein Neues geharrt, weil es ihnen verheißen war. Und sie kam, diese Begeisterung, und zwar gleich «wie von Feuer». Eine feurige Begeisterung steckt an, das weiß jeder. Aber sie muss zunächst selber in-spiriert, er-geistert worden sein.
Bitten wir den Auferstandenen Herrn um eben diesen Drive, dieser vorbezogene Einheit. Aus ihr entstehen dann die gemeinsamen Ziele, entsteht erst die harmonische und immer neu zu harmonisierende Gemeinschaft, entstehen der Durchhaltewille und die Durchhaltekraft sowohl fürs eigene Leben wie auch fürs gesellschaftlich-politische.
«Wir wünschen uns», ja. Und vieles davon wünscht Er sich ebenfalls. Ermüden wir also nicht einander mit immer neuen Appellen, sondern befeuern wir uns und einander mit der Kraft für Müde wie für Starke.
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