«Transition News»: Wir sehen in Deutschland, dass Parteien wie die SPD sich als Opfer darstellen wollen und Märsche gegen «Rechts», für «Demokratie» organisieren. Sie haben bestimmt auch noch die brutalen Szenen im Kopf, als Polizeibeamte Menschen niederprügelten, die während des Corona-Regimes für Demokratie und ihre Grundrechte auf die Straße gingen. Es scheint, dass Bürger, wenn sie selbstbestimmt, von sich aus aufstehen, ohne dass Machtinteressen dahinterstehen, zum Schweigen gebracht werden?
Uwe Alschner: Sowohl die Brutalität einiger Polizeieinheiten zu Zeiten der Proteste gegen willkürliche Grundrechtseinschränkungen als auch die von Ihnen angesprochenen Märsche gegen «Rechts» halte ich für inszenierte Ereignisse. Das Ziel ist in beiden Fällen – wie auch in anderen – die Spaltung der Gesellschaft. Zu diesem Zweck werden auch die Medien instrumentalisiert, indem Begriffe ausgehöhlt und Zusammenhänge verwischt werden.
Wir erleben die Kulmination einer lange vorbereiteten Eskalation, in der Menschen gegeneinander aufgehetzt werden. Dahinter stehen natürlich Interessen, die über große finanzielle Macht und damit über politischen und medialen Einfluss verfügen.
Wer sich wirklich um die Demokratie sorgt, sollte die Kontinuitäten untersuchen, die zwischen den insoweit «Mächtigen» von heute und jenen von vor 90 Jahren bestehen. Diese sind vor allem struktureller und ideologischer Natur.
Sehen Sie eine Bewegung, die tatsächlich «von unten» kommt? Gibt es die noch, oder entsteht sie erst jetzt? Woran kann das gemessen werden – etwa, wenn der Mainstream gar nicht darüber berichtet?
Ich sehe Initiativen, die sich formieren. Allerdings wird diesen Initiativen die Organisation erschwert, da immer wieder Ereignisse geschaffen werden, die die neu entstandenen Bündnisse wieder belasten und auseinanderbrechen sollen. Die Querdenken-Bewegung ist ein solches Beispiel. Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist ein ganz anderes.
In beiden Fällen haben sich Menschen aus diversen Lagern zunächst in ihrer Kritik zusammengefunden und werden über – aus meiner Sicht – inszenierte Konflikte auseinandergetrieben. Beim Querdenken-Beispiel sind finanzielle Vorwürfe und politische Äußerungen einiger Protagonisten ein Mittel, bei «Gaza» ist es exzessive Gewalt auf beiden Seiten, die bisherige Sympathisanten zu Kritikern macht. Sowohl im ersten wie im zweiten Beispiel sind klare Indizien externer Manipulation erkennbar, insbesondere die Protektion der Hamas durch den israelischen Likud aus Gründen der Ablehnung einer Zwei-Staaten-Lösung.
Werden deshalb dringende Themen, die wirklich das Leben der Bürger betreffen, durch Ersatzinteressen verdrängt?
Zumindest werden die wirklichen Themen hinter den künstlich geschaffenen oder befeuerten Konflikten verborgen. Die Situation des sogenannten «Freien Westens» – einer künstlichen Realität, die nach dem zweiten Weltkrieg von Bankern aus der Londoner City und der New Yorker Wall Street erzeugt wurde, ist nach achtzig Jahren in einer wirtschafts- und finanzpolitischen Sackgasse gelandet, aus der wieder einmal der Ausweg durch einen Weltkrieg gesucht wird.
Europa hat seit dem Dreißigjährigen Krieg immer wieder erfahren, dass Krieg stets nur sehr wenigen nützt und viele Millionen Menschen sowie ganze Gesellschaften ins Unglück stürzt. «Wandel durch Annäherung» ist der Weg, der aktuell durch propagandistische Nebelkerzen aus dem Blickfeld gerät. Dies zu erkennen, wird von den erwähnten Schein-Konflikten den Menschen unmöglich gemacht.
Was ist mit «Wandel durch Annäherung» gemeint?
Damit zitiere ich Egon Bahr und Willi Brandt, deren Ostpolitik auf das gegenseitige Verstehen und die Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Menschen setzte, anstatt ideologische Unterschiede zu betonen.
Sowohl gegenüber den Sicherheitsinteressen Russlands im Konflikt mit der NATO-gestützten Ukraine, als auch gegenüber der seit der Eskalation in Gaza wieder neu entflammten Islamophobie, die sich im wesentlichen durch Exzesse von Organisationen wie der Muslim-Bruderschaft, ISIS oder der Hamas speist, welche allesamt durch den «Westen» geschaffen wurden, werden Signale ideologischer Abgrenzung gesendet.
Auf Initiativen zur Steigerung gegenseitigen Verständnisses und der Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen im Rahmen einer Strategie der Annäherung wartet man derzeit vergeblich.
Die Menschen wurden mit einer falschen Pandemie in die Irre geführt. Versuchen die dafür verantwortlichen Politiker sowie linke Parteien, die einfach mitgemacht haben, wieder an die Wähler heranzukommen, indem sie sich scheinbar für Palästina einsetzen?
Das mag ein Motiv sein. Doch alleine für sich genommen, würde es nicht ausreichen. Auffällig ist seit Corona ja die Abwesenheit jeglicher Opposition in den Parteien, sowie weitgehend auch zwischen den Parteien.
Eine Sonderrolle spielt für mein Dafürhalten die AfD, der während Corona eine abweichende Rolle nicht nur erlaubt, sondern wohl auch zugewiesen wurde. Immerhin beruht auf dem vor allem durch die Corona-Kritik erwirkten Aufschwung der AfD ja die gesamte Inszenierung eines vermeintlich geschlossenen Protests der Bürgerlichen gegen «Rechts».
Zwischen dem Erstarken der AfD während Corona und ihrer aktuellen Position «pro Israel» dürfte ebenfalls ein Zusammenhang bestehen. Somit wird «Links» quasi «pro Palästina» gesetzt, was sich die sogenannten Linken auch erlauben, da sie ja während Corona stramm auf «anti-rechts-Kurs» waren, als jede Maßnahmenkritik automatisch «neo-faschistisch» oder zumindest «rechtsoffen» geframed wurde.
Im Ergebnis finden sich nun auf beiden Seiten des Gaza-Konflikts Teile der Anti-Corona-Bewegung mit Teilen der Maßnahmenbefürworter im selben Lager. Das wäre eine perfide Strategie, wenn es so geplant worden sein sollte, wovon man ausgehen darf.
Sollte damit bezweckt werden, die Demokratie-Bewegung aufzulösen?
Jeglicher Widerstand gegen den Kurs der Oligarchen von Wall Street und City of London soll gebrochen werden. Diese Oligarchen – um nichts anderes handelt es sich bei den Eigentümern der westlichen Zentralbanken – halten nicht nur die Demokratie für ein Grundübel, sondern die Weltbevölkerung insgesamt für um ein Vielfaches zu hoch. Sie streben totalitäre Zwangsmaßnahmen an, für deren Einführung Krieg und wirtschaftlicher Niedergang des Westens eine Grundbedingung sind. Die Demokratie an sich war für sie auch bislang nur ein Lippenbekenntnis, die sie durch Medienmacht und über mit «Spenden» gekaufte Politik stets zu unterlaufen wussten.
Es gibt mehrere «Free Palestine»-Protest-Camps an US-amerikanischen Universitäten. Manche ziehen Vergleiche mit der Anti-Kriegs-Bewegung während des Vietnamkriegs. Sehen Sie das ebenfalls so?
Dieser Vergleich drängt sich auf. Besonders interessant ist, dass damals, wie heute, die Columbia University in New York ein Zentrum des Protests ist.
Was steckt vermutlich hinter der Pro-Palästina-Bewegung in den USA? Auf wen soll da Druck ausgeübt werden?
Vordergründig geht es um Humanität, Menschenrechte und Frieden. Es geht um unerfüllte Versprechungen an die arabische Bevölkerung Palästinas seit 1948, als nur die Gründung des Staates Israel, nicht aber die versprochene Gründung des palästinensischen Staates erfolgte. Bemerkenswert ist, dass am 3. Dezember 1948 prominente Juden wie Albert Einstein und Hannah Arendt gegen den israelischen Faschismus protestierten, der in Person von Minister Menachem Begin die USA besuchte. Begin und seiner Bewegung wurden terroristische Überfälle auf Araber vorgeworfen.
Dahinter steht eine komplexe geostrategische Lage, die historisch betrachtet mit anglikanischen Zionisten – und Antisemiten – wie Lord Shaftesbury, Lord Balfour, Lord Milner und dem Royal Institute of International Affairs (RIIA) verbunden ist. Der Nahe Osten, die Heiligen Stätten in Jerusalem und die Ritter des – salomonischen – Tempels spielen eine öffentlich völlig unterschätzte Rolle. Der amerikanische Ableger des RIIA ist der Council of Foreign Relations.
In Israel wurde die Zwei-Staaten-Lösung 1995 mit dem Mord an Yitzhak Rabin politisch beerdigt. Eine zu wenig beleuchtete Rolle spielt in diesem Zusammenhang der heutige israelische Premierminister Bibi Netanjahu auf den nun Druck ausgeübt wird. Dessen Vater war übrigens Privatsekretär des Vaters der aktuell scheinbar wieder salonfähigen Groß-Israel-Politik, Wladimir Zeev Jabotinsky.
Warum ist von einer Friedensbewegung ausgerechnet im globalen Superwahrjahr 2024 kaum etwas zu merken? Stattdessen eskaliert die EU den Krieg in der Ukraine. Noch hätten EU-Bürger die Kraft und Mittel, sich wirklich für Frieden einzusetzen. Warum sind die Friedensstimmen so leise?
Sowohl RIIA und CFR, deren militärischer Arm die NATO ist, als auch die Weltbank haben den im Jahr 1993 zwischen Rabin und Arafat in Oslo ausgehandelten Frieden sowie die Zwei-Staaten-Lösung torpediert. Denn ihre Macht ist auf einer Strategie ausgelegt, die einen Abschied vom Souveränitätsprinzip des Westfälischen Friedens auf der Basis von Nationalstaaten vorsieht, wie es der ehemalige britische Premierminister Tony Blair 1999 schon gefordert hat. Diese von Blair stellvertretend für RIIA, CFR und NATO geforderte Interventionspolitik hat langfristig die Schaffung eines One-World-Government zum Ziel, lebt aber mittelfristig von Krieg und Konflikten.
Innerhalb der Pro-Palästina-Bewegung sind in dieser Logik leider auch eskalierende Kräfte tätig, damit eine Verständigung der Menschen auf gemeinsame Interessen, wirtschaftliche Entwicklung und Frieden erschwert wird.
Menschen schließen sich vermehrt analog zusammen, da die Online-Zensur immer massiver wird – alternative Medien tauchen in Suchergebnissen kaum auf. Ich nehme an, die Geschichte zeigt uns, dass Bewegungen, die vom Volk ausgehen, auch schon vor den Zeiten des Internets gekapert wurden?
Die Zensur im Internet ist eine Notwendigkeit für die oligarchischen Kräfte hinter RIIA und CFR. Die Verbreitung von Informationen wäre ohne Zensur und ohne Desinformation nicht aufzuhalten. Im Rahmen solcher Zensur- und Säuberungsaktionen wurden immer schon friedensstiftende Ansätze unterdrückt und ausgemerzt.
Ein wichtiges Beispiel im aktuellen Konflikt um die Heiligen Stätten im Nahen Osten ist das Khaganat der Chazaren. Zur Zeit Karls des Großen waren die zum Judentum konvertierten Chazaren im Raum der heutigen Ukraine und Russlands ein verbindendes Element zwischen den Kulturen im Westen, also Franken und Byzanz, im Osten – China – und in Arabien, der Abbassiden-Dynastie. Das Staatswesen der Chazaren war jüdisch, die Justiz ökumenisch und das Militär moslemisch.
Diese friedliche Symbiose der Kulturen spielt seit dem Zeitalter der Kreuzzüge nicht nur keine Rolle mehr, sie ist vielmehr ein lästiger Beweis der Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens der Religionen. Entscheidend für das Gelingen: die Bereitschaft zu einem humanistisch geprägten Blick auf die Welt, und der Abschied von Überlegenheitsphantasien jeglicher Art.
Sie hatten sich bei der Partei «Die Basis» engagiert. Wurde diese Partei unterwandert?
Auch davon gehe ich aus. Das Grundgesetz hat ein Parteiensystem etabliert, in dem es Neugründungen sehr schwer gemacht wird, insbesondere Neugründungen von Parteien, die das herrschende System hinterfragen. Auch die AfD ist für mich ein Beweis dieser These, da die Gründung einer Partei, die das Finanzsystem hinterfragt hat, gescheitert ist.
Zunächst wurde sie «rechts» geframed. Das war so lange notwendig, bis tatsächlich eine Unterwanderung der Struktur durch «rechtsextreme» Personen erfolgte. Ich meine «rechtsextrem» in Anführungszeichen, da spätestens seit dem NPD-Urteil von 2003 bekannt ist, dass die Dienste maßgeblichen Einfluss auf solche Organisationen anstreben, die sie «beobachten» sollen. Auf diese Weise lässt sich jede «Gefahr» tatsächlich «beweisen».
Im Fall der Basis ist es eine gerichtsfest bewiesene Tatsache, dass ein zwischenzeitlich amtierender Vorsitzender in den 1990er Jahren daran beteiligt war, eine deutschlandweit erfolgreiche Kritikerin und Gegnerin der Scientology Organisation zu diskreditieren. Scientology wurde nach dem Fall der Mauer – und dem Ende des Kalten Krieges – vorübergehend zur «Lebensversicherung» des Verfassungsschutzes. Ich habe diesbezüglich das Buch «Die Schattenspieler» der ehemaligen Kritikerin Renate Hartwig gelesen und erstaunliche Parallelen gefunden.
Parallelen zu ...?
Seinerzeit wurde die Kritikerszene zu Scientology gegeneinander aufgewiegelt und damit quasi neutralisiert. Wer sich die Vorgänge in der Basis seit dem Frühjahr 2021 ansieht, wird die Zersplitterung und den internen Streit nicht übersehen können.
Gibt es eine Möglichkeit sich vor solchen «Störern» zu schützen? Und warum ist es wichtig, trotz Enttäuschungen, nicht aufzugeben und sich weiter zu engagieren? Hat das Volk eine Chance? Ist es viel stärker, als es sich zutraut?
Unterwanderung großer Revolutionen hat es immer gegeben. Der Terror der Jakobiner im Paris der 1790er Jahre ist ein bekanntes Beispiel. Damit wurde die Französische Revolution diskreditiert und scheiterte. Friedrich Schiller, der große Dichter und Philosoph der Freiheit war darüber so entsetzt, dass er sich Gedanken machte, wie solche «Störungen» historischer Projekte möglich sind. Sein Fazit:
Wir können uns davor nur schützen, indem wir unsere Menschlichkeit völlig entwickeln.
Dies, so Schiller, kann nur gelingen, wenn die Emotionalität des Menschen ebenso wie sein moralischer Verstand zur vollen Blüte «veredelt», aber nicht etwa gedämpft werden.
Dazu ist Bildung notwendig, wie sie später Wilhelm von Humboldt im humanistischen Schulwesen implementierte, indem die schönen Künste in gleichem Maße gelehrt werden wie klassische pythagoreische Philosophie und platonische Dialektik. Nur so lasse sich erkennen, worin der Unterschied zwischen jenen bestehe, die wie die Sophisten ihr Publikum blenden, ohne etwas zu wissen, und den Philosophenkönigen, die tatsächlich für Frieden und Wohlstand eines Volkes arbeiten.
Das Beispiel von Schiller zeigt, wie kraftvoll und wichtig seine Philosophie ist, denn sie ist komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden. Und aus der Schule erst recht. Dort wird Schiller, wenn überhaupt, nur als Romantiker banalisiert, der lange Gedichte und klassische Dramen schrieb.
Tatsächlich war Schiller ein wacher Beobachter seiner Zeit, der mit denselben oligarchischen Strukturen zu kämpfen hatte. Heute haben wir es mit einem Neo-Feudalismus zu tun, der im Endeffekt auf das hinausläuft, wogegen sich Schiller in einer Klarheit wandte, die größer war als jene von Kant. Um es mit Schillers Worten zu sagen:
«Weil es die Schönheit ist, durch welche man zu der Freiheit wandert.»
Zur Person:
Dr. Uwe Alschner ist Unternehmer, Executive-Coach und Autor. Er studierte Rechts-, Literatur- und Geschichtswissenschaften, absolvierte den Concours für die Laufbahn des Höheren Dienstes der Europäischen Kommission und begann seinen beruflichen Werdegang im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Er hat Entscheider in Politik und Wirtschaft beraten und bloggt auf «Alschner Klartext» und «Never Again Is Now».
Das Interview führte Sophia-Maria Antonulas.
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