Ein flächendeckendes digitales Kontrollsystem – das sogenannte «Digital Control Grid» – ist laut der Analystin und früheren US-Ministerin Catherine Austin Fitts keine düstere Zukunftsvision mehr, sondern im Begriff, Realität zu werden. In einem umfassenden Bericht vom 28. Mai 2025 führt Fitts eine Liste von Maßnahmen auf, mit denen die Trump-Administration zentrale Bereiche des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens umstrukturiert. Ziel dieser Entwicklung sei nicht nur Effizienz oder Innovation, sondern eine tiefgreifende Machtkonzentration auf Basis digitaler Kontrolle.
Im Zentrum der Transformation steht die Umgestaltung des Geldsystems. Mit Unterstützung für Stablecoin-Infrastrukturen durch den «GENIUS Act» und der gleichzeitigen Ablehnung eines staatlichen digitalen Zentralbankgelds (CBDC) positioniert sich die US-amerikanische Regierung im Unterschied zur Eurozone strategisch für ein programmierbares, aber privat kontrolliertes Zahlungssystem. Die Berufung eines sogenannten «AI- und Krypto-Zars» im Weißen Haus deutet darauf hin, dass die Verzahnung von Finanzwesen und Künstlicher Intelligenz systematisch vorangetrieben wird.
Gleichzeitig wird Bargeld weiter zurückgedrängt. Der Stopp der Penny-Prägung, neue Initiativen zur Digitalisierung von Trinkgeldern und die Umstellung aller Regierungszahlungen auf digitale Kanäle sind nur einige Beispiele. Kritiker wie Fitts sehen hierin nicht nur eine technologische Modernisierung, sondern einen bewussten Schritt in Richtung finanzieller Totalüberwachung.
Besonders alarmierend ist die zunehmende Intransparenz staatlicher Finanzen. FASAB-Richtlinie 56, eingeführt 2018, erlaubt es Bundesbehörden, bedeutende Ausgaben zu verschleiern – eine Praxis, die in der neuen Amtszeit nicht aufgehoben wurde. Gleichzeitig verschwinden wichtige öffentliche Daten durch Privatisierung und Stellenabbau in Behörden wie HUD, FDA und CDC. Dies dient nicht der Effizienz, sondern dem gezielten «Weißwaschen» von Skandalen und Verantwortlichkeiten, vermutet Fitts.
Ein weiteres Fundament des Kontrollsystems bildet das digitale Identitätssystem. Über das REAL-ID-Programm und biometrische Verfahren, zum Beispiel im Straßenverkehr wird ein dezentraler, aber föderalistisch orchestrierter Identitätszwang etabliert. Mit irreführender Öffentlichkeitsarbeit wird den Bürgern suggeriert, sie könnten ohne REAL-ID nicht mehr reisen – obwohl ein Reisepass rechtlich genügt.
Diese ID-Systeme sind essenziell für die Kopplung mit digitalen Zahlungssystemen und sozialen Bewertungssystemen. So könnte ein sozialer Kreditscore künftig darüber entscheiden, ob Bürger Zugang zu staatlichen Leistungen oder öffentlichen Räumen erhalten.
Durch Investitionen in Rechenzentren (Projekt «Stargate») und die Förderung von Wearables, entsteht ein feinmaschiges Netzwerk zur körperlichen und geistigen Erfassung des Menschen – das sogenannte «Internet der Körper».
Begleitend zur technischen Infrastruktur wird auch auf gesetzlicher Ebene der Weg zur Technokratie geebnet. So enthält das neue Steuerpaket ein Verbot für Bundesstaaten, eigene KI-Regeln zu erlassen – für zehn Jahre. Während die KI-Industrie davon profitiert, werden regulatorische Schutzmaßnahmen für Bürger abgebaut.
Im Bereich Konsumentenschutz wurden Maßnahmen zur Begrenzung von Datenverkauf durch Broker wieder zurückgenommen. Gleichzeitig wird der Aufbau von zentralisierten Datenbanken im Finanzbereich forciert – etwa durch die DOGE-Initiative unter Elon Musk, die Bundesdaten digitalisiert und zentralisiert.
Auch in der Außenpolitik zeigt sich der digitale Umbau: biometrische Abkommen mit anderen Ländern, verschärfte Kontrollen an Grenzen und die Einführung digitaler Meldepflichten für Migranten spiegeln eine neue Realität wider. Militärisches Aufgebot an Grenzen sowie Überwachung in Wohnquartieren über Ring-Kameras verdeutlichen die tiefe Verankerung von Kontrolle im Alltag.
Die Frage, ob diese Entwicklung noch aufzuhalten ist, polarisiert und wird zunehmend politisch. Während Kritiker vor einem «Ende der Freiheit durch die Hintertür» warnen, betonen Befürworter Effizienz, Sicherheit und technologischen Fortschritt.
Der Bericht von Catherine Austin Fitts liefert keine bloße Theorie, sondern eine detaillierte Bestandsaufnahme von Fakten und Maßnahmen, die zusammengenommen ein kohärentes Bild ergeben: Der Aufbau eines digitalen Kontrollsystems ist in den USA in vollem Gange. Was noch fehlt, ist eine breite öffentliche Debatte über Zielrichtung, Legitimation und Grenzen dieser Transformation. Die Uhr tickt – und mit jedem weiteren Schritt wird die Rückkehr zu einer dezentralen, demokratischen Ordnung schwieriger.
Dieser Artikel basiert auf einer Auswertung und redaktionellen Aufarbeitung des Berichts «The Fast-Approaching Digital Control Grid – A Checklist of Trump Administration Actions to Date» von Catherine Austin Fitts, veröffentlicht am 28. Mai 2025.
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