Mitte Mai besuchte der russische Präsident Wladimir Putin China, um sich mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zu treffen. Ein Ereignis, das in den westlichen Medien recht wenig Beachtung fand. Während diese den öffentlichen Kuss der beiden Präsidenten hervorhoben, sind nun Details des Treffens bekannt geworden, die darauf hindeuten, dass der US-Dollar als weltweite Reservewährung auf dem Rückzug ist.
Schon der Empfang hob sich von dem ab, was die Chinesen kurz zuvor dem US-Aussenminister Anthony Blinken bereitet hatten: Abgeholt wurde dieser von einer Sachbearbeiterin, während Xi den Kollegen Putin höchstpersönlich willkommen hieß.
In einer gemeinsamen Erklärung skizzierten China und Russland einen Plan zur Schaffung einer unabhängigen politischen und wirtschaftlichen Zone. Dieser umfasst:
- Industrie: Entwicklung der zivilen Luftfahrt, Schiffbau, Automobilindustrie, Werkzeugmaschinenbau, Elektronik, Metallurgie, Eisenerzabbau, chemische Industrie und Forstwirtschaft.
- Landwirtschaft: Erweiterung des gegenseitigen Zugangs zu landwirtschaftlichen Produkten.
- Energie: Stabilität und Nachhaltigkeit des globalen Energiemarktes sichern.
- Kernenergie: Partnerschaft in friedlicher Kernenergie vertiefen.
- Taiwan: Russland unterstützt Chinas Haltung zur Ein-China-Politik.
- Ukraine: China unterstützt Russlands Bemühungen um Sicherheit und Stabilität.
- Technologie: Zusammenarbeit in Informations- und Kommunikationstechnologien ausbauen.
- Märkte: Anteil nationaler Währungen im bilateralen Handel erhöhen und sich von den US-Märkten zurückziehen.
Seit die USA Russland aus dem SWIFT-Bankensystem ausgeschlossen und russische Dollar-Reserven eingefroren haben, suchen viele nicht-westliche Länder nach Alternativen zum US-Dollar. Experten zufolge führen diese Maßnahmen gegen Russland zu einem raschen Vertrauensverlust in den Dollar, was langfristig die US-Wirtschaft und -Macht schwächen könnte.
Am vorigen Wochenende wurde der Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz gemeldet (wir haben hier berichtet). Hinweise auf Fremdeinwirkungen gebe es nicht, schrieben die iranischen Behörden anfangs dieser Woche. Motive für einen Sabotageakt hätte es aber gegeben. Dieser könne in Zusammenhang mit der Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Russland bei der Schaffung einer BRICS-Währung stehen.
Ein Artikel in The Atlantic spekuliert bereits über die möglichen politischen Folgen und Nachfolger Raisis. Die schnelle Veröffentlichung dieses Textes ließ in alternativen Medien den Verdacht aufkommen, dass Raisis Tod geplant war und Teil eines größeren geopolitischen Spiels ist.
Der Text war schon online, als über den Verbleib des iranischen Präsidenten noch spekuliert wurde. Und eine derart gründliche Analyse schreibt man nicht über Nacht. Unter der Woche doppelte die Berliner Zeitung nach: Der Iran möchte lieber heute als Morgen die Ablösung des Dollars als Weltwährung sehen.
Die aktuellen Entwicklungen deuten auf eine Schwächung der US-Dominanz durch die zunehmende Abkehr vom Dollar und neue Allianzen wie zwischen China und Russland hin. Gleichzeitig scheinen die iranischen Behörden kein Interesse zu haben, der These einer möglichen Verschwörung nachzugehen. Das zeigt die schnelle Veröffentlichung des Absturzberichts. So wird es wohl beim Verdacht bleiben.
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