In vermeintlich liberalen Gesellschaften hat sich die Cancel Culture mittlerweile fest etabliert. Alternative Ansichten zu brisanten Themen werden aus dem Debattenraum verbannt, oftmals sehr subtil, bisweilen auch unsanft. Das gilt für den Journalismus genauso wie für die Buchbranche. Wer sich an größere Verlage mit Projekten wendet, die gegen den Strich der offiziellen Narrative bürsten, stößt auf Granit.
Die Manuskripte werden abgelehnt, viel häufiger aber unkommentiert in die Mülltonne geworfen. Deswegen machen sich in der Buchbranche die gleichen Tendenzen bemerkbar wie im Journalismus: Es entstehen kleine Verlage, die Gegenöffentlichkeit bilden, indem sie Titel auf den Markt bringen, die etablierte Häuser unterdrücken.
Einer der relativ jungen Akteure ist Etica.Media. Der Verlag wurde 2023 gegründet und hat seinen Sitz in den Niederlanden, obwohl er überwiegend Bücher in deutscher Sprache veröffentlicht. Man wolle sich dadurch vor möglichen Repressalien schützen, erklärt Gründerin Gesa Schöning.
Die Ehefrau des Arztes und bekannten Corona-Kritikers Heiko Schöning hat in den letzten Jahren hautnah mitbekommen, wie rabiat man in Deutschland mit kritischen Stimmen umgeht. Kontosperrungen, Strafverfolgung, Hausdurchsuchungen – mittlerweile Normalität.
Gegengewicht zur ideologischen Buchbranche
Diese Abweichung von demokratischen Grundprinzipien war auch der Anstoß, einen Verlag zu gründen. Sie könne ihre politische Haltung nicht mehr von der beruflichen Tätigkeit trennen, erklärt Schöning. Mit ihrem Verlag wolle sie zur Aufklärung beitragen und ein Gegengewicht zur «ideologischen Buchbranche» bilden.
Für sie ist es wichtig, dass immer verschiedene Perspektiven auf ein Thema präsentiert werden. «Erst dann haben Leser die Möglichkeit, selbst zu entscheiden.» Auch darin sieht die Verlegerin einen Ausdruck von Freiheit.
Schöning hatte nach ihrem Studium der Kulturwissenschaft, Literatur und Philosophie in mehreren Start-ups gearbeitet und dann in das Verlagswesen gewechselt, wo sie mehr als zehn Jahre lang Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammelte, unter anderem als Lektorin. Diese bringt sie nun in ihrem eigenen Verlag ein.
Aufgebaut ist dieser nach dem Prinzip der metaphysischen Trias aus der Antike: Das Wahre, Gute und Schöne. In diesen drei Kategorien werden die jeweiligen Titel verortet, wobei das Wahre bei Etica.Media in leicht modifizierter Form als «Das Mutige» bezeichnet wird.
Mutige Bücher
Hier erscheinen Bücher wie Flo Osrainiks «Donbassdonner», ein Reisebericht aus Donezk, der das zutage fördert, was in den westlichen Medien unerwähnt bleibt. Ein weiterer mutiger Titel ist «Hiroshima revidiert» von Michael Palmer, der in seinem Buch seine Recherchen zu den Vorgängen in Hiroshima und Nagasaki darlegt und dadurch die Atombomben-Abwürfe infrage stellt.
In der deutschen Übersetzung der «Blackmail»-Reihe «Eine Nation unter Erpressung» hingegen widmet sich Whitney Webb den dunklen Machenschaften rund um Jeffrey Epstein. Es bedarf Mut, solch heiße Eisen anzufassen. Den Autoren drohen nicht selten gesellschaftliche Ächtung und staatliche Repressalien. Bücher dieser Art sind somit stigmatisiert, sodass es auch den Mut der Leser erfordert, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Aufgrund dieses hohen Stellenwerts hat sich Schöning dazu entschlossen, «mutige» Titel im sogenannten Imprint zu veröffentlichen. Darunter wird im Verlagswesen eine Untersparte mit eigenem Branding verstanden. Und dieses heißt «Corage.Media». Hier findet man auch die Bücher ihres Ehemanns Heiko Schöning, der in «Game Over I» die Corona-Politik als «geplantes Verbrechen» entlarvt und im zweiten Teil darlegt, wie versucht wird, die «Vielfalt des Mikrobioms» zu monopolisieren.
Hoffnungsschimmer und Lösungswege
In der Sparte «Das Gute» werden hingegen Bücher verlegt, die Hoffnung versprühen, die Lösungswege präsentieren und Ideen skizzieren, ob nun ethischer oder philosophischer Natur. Dazu zählt unter anderem Dawid Ratajczaks «Der Mutausbruch», ein Ratgeber für den Weg von «der Erkenntnis des eigenen Seins bis zur Entfaltung der persönlichen Identität». In diese Kategorie gehört auch die Interviewreihe «Mach’s Weg», eine Sammlung aus Gesprächen mit Medizinern und Heilpraktikern. Sie alle bieten «inspirierende Perspektiven für einen ganzheitlichen Ansatz von Gesundheit».
Bücher rund um Belletristik und Kultur bereichern schließlich die Rubrik «Das Schöne». Hier ist der Interviewband «Kunst und Kopfkrieg» von Laurens Dillmann gelistet. Der Journalist versammelt auf 300 Seiten Gespräche, die er während der Corona-Krise mit so namhaften Musikern wie Moses Pelham, Curse oder Magaloh führte.
Neben solchen Anthologien werden Kalender angeboten, aber auch Romane, womit sich Etica.Media als einer der wenigen kleinen alternativen Verlage auf das Feld der Literatur wagt. Besonders erwähnenswert ist Harald Walachs «Verschachtelte Wahrheit», ein Werk, das die Corona-Politik verarbeitet und die Welt danach nachzeichnet.
Der Roman wirft Fragen danach auf, zu welchem politischen System die Grundrechtseinschränkungen geführt haben, thematisiert aber auch das erstarkte Weltbild des Transhumanismus. Ebenso politisch kommt Sebastian Syllas Roman «Morgentanz» daher, als eine Dystopie, die Elemente aus Science-Fiction, Thriller und absurder Komödie vereint.
Spiel mit Tabus
Einen anderen Weg geht Doris Wiesenbach in ihrem Werk «Leinwand ohne Gesicht». Darin behandelt die Autorin nicht die gesellschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart, sondern taucht tief in die Seelenwelt ein und spielt mit Tabus, indem sie unter anderem der Frage nachgeht, ob Amnesie vor der eigenen Schuld schützen kann.
Das Programm liefert den Beweis: Innerhalb von knapp zwei Jahren hat Etica.Media Großes geleistet. Nicht jedem Verlag gelingt es, in diesem Tempo so viele interessante, mutige und vor allem thematisch breit gestreute Titel auf den Markt zu bringen. Viele weitere sollen folgen. Schöning ist voller Tatendrang und geradezu beseelt von dem Vorhaben, die Buchbranche zu beleben und sie aus der ideologischen Umklammerung zu befreien.
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