Was passiert, wenn sich der Reichtum an der Spitze einer Gesellschaft zu konzentrieren beginnt? Nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten. Je reicher unsere Reichsten werden, desto besser wird das Leben für den Rest von uns. Zumindest möchte uns James Pethokoukis vom American Enterprise Institute dies glauben lassen, erklärt das Nachrichtenportal Common Dreams.
«Anstatt sich eine Welt ohne Milliardäre zu wünschen, wie es einige radikale Denker tun, sollten wir vielleicht über den immensen Wert nachdenken, den supererfolgreiche Unternehmer bieten», erklärte Pethokoukis kürzlich. Ohne die Möglichkeit, großen Reichtum anzuhäufen, hätten wir nicht von den Beiträgen von Unternehmern wie Bezos und Bill Gates profitiert, so der Think-Tanker weiter.
Aber diese «Beiträge» hätten alle einen außergewöhnlich hohen Preis, stellt Common Dreams dagegen. Das hätten Forscher in den letzten Jahren deutlich gemacht. Wirtschaftswissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen auf der ganzen Welt erforschten diese Phänomene.
Menschen, die in Gesellschaften mit einer großen Kluft zwischen den Wohlhabenden und allen anderen leben, hätten ein kürzeres Leben als Menschen, die in einer gleicheren Gesellschaft leben. Menschen, die in einer Gesellschaft mit größerer Gleichheit leben, seien dagegen in der Regel glücklicher als die Menschen, die in einer ungleichen Gesellschaft leben. Sie hätten weniger mit Kriminalität zu kämpfen. Ihre Volkswirtschaften stürzten seltener ab.
Die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen trage dazu bei, «die Akzeptanz von unethischem Verhalten aus Eigennutz» zu erhöhen, wie jüngste Studien ergeben hätten. Wissenschaftler der Northwestern University seien der Frage auf den Grund gegangen, warum das so ist. Dazu hätten sie sich tief in riesige internationale Datensätze eingegraben, die Jahrzehnte zurückreichten. Ausserdem hätten sie auch Experimente durchgeführt, um noch tiefer in die Psyche von Gesellschaften mit hoher und niedriger Ungleichheit einzudringen, schreibt das Portal.
Die Ergebnisse der Experimente seien denen anderer Forschungsarbeiten sehr ähnlich:
«Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Ungleichheit die ethischen Standards verändert. (...) Menschen, die in sehr ungleichen Gesellschaften leben, empfinden ein ‹geringeres Gefühl der Kontrolle› und sehen unethisches Verhalten, sei es von anderen oder von ihnen selbst, mit weniger Argwohn als Menschen, die in deutlich gleicheren Gesellschaften leben.»
Wirtschaftliche Ungleichheit normalisiere also unethisches Verhalten, folgert Common Dreams. Wir würden davon ausgehen, dass die Sonne immer in einer zutiefst ungleichen Welt auf- und untergehen werde, die kein Sterblicher jemals ändern könne.
Einige Beobachter unseres «ausfransenden sozialen Gefüges» meinten, wir bräuchten mehr Menschen im öffentlichen Leben, die edel genug sind, sich für grundlegende ethische Normen einzusetzen, so das Portal. Das sei zwar richtig, aber mehr noch bräuchten wir eine Welt mit deutlich gleichberechtigteren Gesellschaften.
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