Seit 2022 kann man in der Schweiz den eigenen Geschlechtseintrag einfach ändern. Ein Gang aufs Zivilstandsamt und 75 Franken genügen. Die Person muss urteilsfähig sein und die Zustimmung der gesetzlichen Vertretung ist ab dem Alter von 16 Jahren nicht nötig. Allerdings gibt es in der Schweiz weiterhin zwei Geschlechter: Frau und Mann.
Sogar Elon Musk hat sich zum jüngsten Urteil des obersten Schweizer Gerichtes in dieser Sache geäußert: Das Schweizer Bundesgericht hat entschieden, dass ein 16-jähriges Kind seinen Geschlechtseintrag gegen den Willen seiner Eltern ändern darf, wie die Medien vor einigen Tagen meldeten. Diese Entscheidung bringt nicht nur Fragen zur Selbstbestimmung von Jugendlichen auf, sondern stellt auch die Rolle der Eltern in der Erziehung und Entscheidungsfindung infrage. In einem Land, in dem Jugendliche mit 16 Jahren noch nicht Auto fahren oder harten Alkohol trinken dürfen, wird nun plötzlich ein weitreichender administrativer Akt erlaubt, der tiefgreifende Folgen für die Identität und das Leben des Kindes haben kann, wie Stefan Millius diese Woche auf corrigenda.online schreibt.
Obwohl das Bundesgericht die Änderung des Geschlechtseintrags als «widerrufbaren Verwaltungsakt» bezeichnet, der keine medizinischen Konsequenzen habe, wirft diese Entscheidung ernsthafte Bedenken auf, schreibt Millius – wohl zu Recht: Diese Neudefinition der Identität eines Jugendlichen, der sich in einer dynamischen Entwicklungsphase befindet, ist tatsächlich mehr als nur ein bürokratischer Akt – er ist ein symbolischer Schritt, der die Bedeutung des Elternrechts beim Thema der persönlichen Identität infrage stellt. In einer Gesellschaft, die den Jugendlichen immer mehr Rechte zugesteht, wird der Einfluss der Eltern zunehmend zurückgedrängt, gerade in sensiblen Bereichen wie der Geschlechtsidentität.
Gleichzeitig wird der Staat immer übergriffiger. Die Entscheidung des Bundesgerichts, das Kind gegen den Willen der Eltern zu unterstützen, sendet – wie Millius betont – eine klare Botschaft aus: Der Staat traut sich mehr zu als die Eltern, wenn es um die Entwicklung und die Entscheidungen des Kindes geht. Die Eltern, die in der Regel die ersten Ansprechpartner für ihre Kinder in emotional schwierigen Phasen sind, wurden hier nicht nur übergangen, sondern in ihrer Rolle als Erzieher und Berater entmündigt. Ein psychologisches Gutachten, wie es von den Eltern verlangt wurde, sei als unnötig abgetan worden.
Ein zusätzlicher Aspekt, der diesen Fall aufheizt, ist die Tatsache, dass sich eine internationale christliche Organisation für die Position der Eltern einsetzte. Diese Einmischung hat den Fall politisiert und eine ideologische Schärfe erzeugt, die die eigentlichen Fragen nach der elterlichen Verantwortung und der Reife von Jugendlichen in den Hintergrund treten lässt. Doch trotz der ideologischen Schlammschlacht bleibt die zentrale Frage: Wie viel Einfluss dürfen Eltern auf die Identität ihrer Kinder nehmen, und wo beginnt der Staat, die Verantwortung zu übernehmen?
Es ist schwer zu verstehen, warum der Staat in einem solchen Fall auf die Zustimmung der Eltern verzichtet, die um das Wohl ihres Kindes besorgt sind, so Millius.
Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie weit der Staat in Zukunft in die Erziehungsrechte der Eltern eingreifen wird. Wenn Jugendliche in solchen sensiblen Bereichen allein gelassen werden, könnte dies zu weiteren Konflikten führen und die Stabilität der familiären Autorität weiter untergraben.
In einem Punkt irrt Millius wohl: Der eigentliche Skandal ist hier nicht das Urteil an sich, sondern das Gesetz. Dieses ist klar und lässt den Gerichten kaum einen Spielraum, wenn die betroffene Person das 16. Lebensjahr überschritten hat. Die Wahlmöglichkeit abzuschaffen, ist wohl kaum möglich, aber es könnte sich lohnen, einen Vorstoß zu unternehmen mit dem Ziel, bis zur Volljährigkeit die Änderung des Geschlechtereintrags von der Zustimmung der Eltern abhängig zu machen – oder zusätzlich von einem psychologischen Gutachten.
Millius und der Kommentator aus dem fernen Amerika, Elon Musk, haben aber wohl Recht, wenn sie monieren, dass der Staat einerseits die Elternrechte immer mehr einschränkt, aber andererseits Kinder und Jugendliche in emotional heiklen Bereich alleinlässt.
Dieser Fall führt die Debatte über die richtige Balance zwischen individueller Selbstbestimmung und elterlicher Verantwortung weiter. Während der Schutz der Autonomie von Jugendlichen wichtig ist, muss auch der Einfluss der Eltern, die das Wohl ihrer Kinder aus erster Hand kennen, respektiert werden. Die Frage bleibt: Wo zieht man die Grenze, wenn es um die Rechte und Pflichten der Eltern geht?