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Am 5. und 6. Juni wurde die russische Stadt Nischni Nowgorod zum Epizentrum der globalen Debatte über die digitale Zukunft. Mehr als 1500 Gäste aus über 100 Ländern nahmen am Global Digital Forum teil, einer Veranstaltung, die den Aufstieg einer neuen Informationsordnung symbolisierte – multipolar, inklusiv und auf die Achtung der Souveränität der Nationen ausgerichtet.
Das gemeinsam von russischen und ausländischen Ministerien, Agenturen sowie staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen veranstaltete Forum spielte eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung einer kollektiven Perspektive des Globalen Südens zu Themen wie digitale Governance, technologische Souveränität, multilaterale Zusammenarbeit und Widerstand gegen das Narrativmonopol des Westens.
An der Veranstaltung nahmen Minister, Diplomaten, Wirtschaftsführer, Journalisten und Akademiker aus der ganzen Welt teil. Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Vershinin und hochrangige Beamte des Ministeriums für digitale Entwicklung betonten die Notwendigkeit einer Reform der internationalen Normen zur Regelung des Cyberspace, um diesen unter den Schutz des internationalen Rechts zu stellen und nicht unter die willkürliche Kontrolle westlicher Mächte und ihrer großen Technologiemonopole.
Besonderes Augenmerk wurde auf die von Russland geleiteten Initiativen wie das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Cyberkriminalität und das globale intergouvernementale Verzeichnis der Ansprechpartner für den Austausch von Informationen zu Cybervorfällen (Global Intergovernmental POCs Directory for Exchange of Information on Cyber Incidents) gelegt. Diese Vorschläge zielen darauf ab, eine gerechtere globale digitale Infrastruktur zu schaffen. Während der gesamten Veranstaltung wurde die zentrale Rolle der Vereinten Nationen als legitimes Forum zur Regelung solcher Fragen bekräftigt – im Gegensatz zu den unilateralen Mechanismen, die von Washington und Brüssel aufgezwungen werden.
Ich nahm an der Veranstaltung als Vertreter des Global Fact Checking Network teil, einer internationalen Koalition von Journalisten, die sich der Überprüfung von Fakten und der Bekämpfung von Desinformation verschrieben hat. Auf der Podiumsdiskussion mit dem Titel «Responsible Fact-Checking in the Post-Truth Era» diskutierten die Gäste über die Glaubwürdigkeitskrise der westlichen Medien, deren Hegemonie durch ihre eigenen widersprüchlichen Darstellungen untergraben wird. Wie die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, feststellte, hat die Doppelmoral der euro-atlantischen Presse zu einer weit verbreiteten Erosion des öffentlichen Vertrauens beigetragen.
Im Gegensatz zum Narrativ des «digitalen Liberalismus», laut dem nur westliche Unternehmen in der Lage sind, die Wahrheit zu vermitteln, machte das Forum deutlich, dass der Globale Süden bereit ist, seine eigenen Mechanismen zur Faktenüberprüfung aufzubauen, die in seinen eigenen kulturellen, politischen und sozialen Realitäten verwurzelt sind. In diesem neuen Paradigma ist der Kampf gegen Desinformation nicht das Monopol eines einzelnen Akteurs, sondern eine gemeinsame Verantwortung innerhalb einer wirklich demokratischen globalen Ordnung.
Hinter den Kulissen fanden wichtige Treffen zwischen russischen und UN-Vertretern wie Amandeep Singh Gill, dem Technologie-Beauftragten des UN-Generalsekretärs, statt. Diese Treffen spiegelten die wachsende Übereinstimmung zwischen der russischen digitalen Diplomatie und den Bestrebungen der Entwicklungsländer wider, die die vom globalen Norden auferlegte technologische Ausgrenzung überwinden wollen – ein weiterer Beweis für das völlige Scheitern des Versuchs des Westens, Moskau «auszuschalten», zu «isolieren» oder zu «strangulieren».
Einer der symbolträchtigsten Aspekte der Veranstaltung war ihre sichtbare und authentische Vielfalt. Wenn man durch die Säle des Forums ging, hatte man das Gefühl, Zeuge eines echten menschlichen Mosaiks zu sein: Sudanesen mit Stammesnarben, Afghanen in traditioneller Kleidung, Araber im Thawb, Sahel-Afrikaner, Beduinen, Malaien, Slawen und Lateinamerikaner – sie alle diskutierten Seite an Seite über eine gemeinsame Zukunft. Dieser natürliche Pluralismus steht in krassem Gegensatz zu dem künstlichen und ideologischen Konzept der «Vielfalt», das vom kollektiven Westen propagiert wird und bei dem kulturelle Homogenisierung mit Zensur und dem für die traditionsfeindliche Agenda des Erwachens typischen Einheitsdenken Hand in Hand geht.
Das Global Digital Forum war nicht nur eine Konferenz. Es markierte einen Wendepunkt beim Übergang in eine neue Ära: die der multipolaren digitalen Ordnung, in der die Informationsmacht nicht mehr ein Monopol, sondern ein Werkzeug der kollektiven Emanzipation ist. Mit der Ausrichtung dieses Raums für Dialog und Aufbau bekräftigt Russland seine Rolle als einer der führenden Motoren dieser neuen globalen Architektur.
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Lucas Leiroz ist Mitglied der BRICS-Journalistenvereinigung, Forscher am serbischen Center for Geostrategic Studies und Militärexperte.