Donald Trump hat mit seinen unerwarteten außenpolitischen Schachzügen und kontroversen Aussagen zur Weltpolitik immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Nach seiner Wahl zum US-Präsidenten begannen die ersten Anzeichen einer aggressiven Expansionspolitik, die bereits über die Grenzen traditioneller Diplomatie hinausgeht. Ein besonders auffälliges Beispiel dieser Strategie ist seine Hartnäckigkeit, Grönland «erwerben» zu wollen – eine Vorstellung, die nicht nur von vielen Experten als unrealistisch, sondern von den Grönländern selbst als abwegig empfunden wird, wie das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek schreibt.
Bereits im Jahr 2019 sorgte Trump mit der Idee, Grönland zu kaufen, für internationale Aufregung. Er drängte die dänische Regierung, das größte Inselreich der Welt zu veräußern, was sofort zu einem diplomatischen Konflikt zwischen den USA und Dänemark führte. Trotz der Zurückweisung durch Kopenhagen und der internationalen Kritik hat Trump das Thema nie wirklich aufgegeben. Und so spekulieren Experten und Analysten weiterhin über mögliche Szenarien, wie die USA Grönland tatsächlich unter ihre Kontrolle bringen könnten – von einem formellen Kauf bis hin zu einer militärischen Intervention.
Die US-amerikanische Strategie, Grönland unter ihre Kontrolle zu bringen, ist nicht neu. Schon während der Atlantikschlacht im Zweiten Weltkrieg etablierten die USA eine bedeutende Militärpräsenz auf der Insel. Die Luftwaffenbasis Thule (heute Pituffik Space Base) spielt seitdem eine wichtige Rolle in den militärischen Aktivitäten der USA in der Arktis und darüber hinaus. Diese strategische Bedeutung, gepaart mit den geopolitischen Spannungen in der Region, macht Grönland auch für die US-Außenpolitik weiterhin interessant.
Nicht erst in jüngster Zeit äußern US-Politiker Interesse an der Erwerbung Grönlands: Schon 1867 versuchte die US-Regierung unter Präsident Andrew Johnson, die Insel zu kaufen. 1946 bot Präsident Harry S. Truman der dänischen Regierung 100 Millionen US-Dollar in Gold für Grönland – ein Angebot, das ebenfalls abgelehnt wurde. Doch während sich die Welt und das internationale Recht verändert haben, bleibt die Faszination für Grönland als geopolitischer und strategischer Knotenpunkt bestehen.
Trotz Trumps hartnäckiger Forderungen sehen viele Experten die Umsetzung eines solchen Plans als nahezu unmöglich an. «Grönland als US-Staat zu integrieren ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern praktisch ausgeschlossen», sagt der Rechtsexperte William C. Banks. Nach den Prinzipien des internationalen Rechts und unter Berücksichtigung der Verfassung Dänemarks, die als souveräne Macht über Grönland fungiert, erscheint der Gedanke an eine Annexion absurd.
Ein wichtiger Faktor, den Kritiker anführen, ist der Wille der grönländischen Bevölkerung. Eine Umfrage der dänischen Zeitungen Berlingske und Sermitsiaq ergab, dass 85% der Grönländer eine Annexion durch die USA ablehnen. Viele Grönländer unterstützen die Unabhängigkeit von Dänemark, jedoch nicht die Vorstellung, Teil der USA zu werden. «Grönland wird nicht Teil der Vereinigten Staaten. Die politische Kultur hier hat keinerlei Interesse daran, sich mit den USA zu vereinen», erklärt der grönländische Politikwissenschaftler Ulrik Pram Gad.
Trotz der starken Ablehnung sowohl aus Grönland als auch aus Dänemark, hat Trump nicht ausgeschlossen, in seinen Bestrebungen zu radikaleren Maßnahmen zu greifen. Ein solches Szenario würde eine militärische Intervention beinhalten – und obwohl dies von vielen Experten als unrealistisch abgetan wird, wird es von einigen Analysten zumindest theoretisch diskutiert.
Barry Scott Zellen, ein Analyst und Spezialist für Arktisfragen, argumentiert, dass eine militärische Eroberung Grönlands «schnell und weitgehend ohne große Verluste» vonstattengehen könnte. «Grönland ist strategisch wichtig, und die USA sind bereits seit Jahrzehnten militärisch in der Region präsent», erklärt er. In diesem Szenario würde die USA möglicherweise eine «provisorische Verwaltung» übernehmen, ähnlich der Situation im Irak nach der Invasion von 2003. Diese Vorstellung wird jedoch von vielen Experten als übertrieben und äußerst gefährlich angesehen.
Ulrik Pram Gad weist darauf hin, dass die geographischen und logistischen Herausforderungen einer militärischen Besetzung Grönlands die meisten militärischen Szenarien praktisch unmöglich machen. «Grönland ist eine riesige Insel, die größtenteils von Eis bedeckt ist. Selbst wenn man sich vorstellt, dass US-Truppen dort landen, gibt es keine einfachen Landwege oder eine Infrastruktur, die eine schnelle Besetzung ermöglicht», so Gad.
Ein solches aggressives Vorgehen könnte massive geopolitische Konsequenzen haben. Der ehemalige stellvertretende US-Verteidigungsminister Jim Townsend warnte, dass dies zu einem dramatischen Bruch zwischen den USA und Europa führen würde. «Ein solcher Schritt würde das Vertrauen zwischen den USA und ihren NATO-Partnern erschüttern und den geopolitischen Druck auf die Beziehungen zu Russland und China erhöhen», erklärte Townsend.
Russland, das in der Arktis eine zunehmend militärische Präsenz aufbaut, sieht Trumps Ambitionen kritisch. Dessen Präsident Wladimir Putin kommentierte, dass die Rhetorik der USA hinsichtlich Grönlands nicht nur «Fantasien» entspreche, sondern eine ernsthafte geopolitische Herausforderung für Russland und seine Arktispolitik darstelle.
In Grönland selbst sind solche internationalen Spannungen und die Auseinandersetzungen um die Souveränität der Insel kein neues Thema. Proteste gegen die US-amerikanische Politik und Trumps wiederholte Äußerungen haben bereits zu Demonstrationen geführt, bei denen die Grönländer klare Botschaften wie «Yankee Go Home» und «Make America Go Away» zeigten.
Die Ideen und Ambitionen von Donald Trump bezüglich Grönlands lassen sich geopolitisch nachvollziehen. 50% der Arktis wird von Russland beherrscht, während die USA mit Alaska nur einen kleinen Teil dominieren. Die anderen Löwenanteile gehören Dänemark, Kanada und Island. Dass Trump ein Auge auf das dänische Grönland und auf Kanada geworfen hat, wirft einen Schatten auf die internationalen Beziehungen und die Zukunft der Arktisregion. Während die Wahrscheinlichkeit einer Annexion oder einer militärischen Intervention extrem gering erscheint, bleibt die geopolitische Bedeutung der Insel für die USA unbestritten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Entwicklungen weiter entfalten werden, und ob Grönland in diesem Spiel der Großmächte eine größere Rolle spielen wird als je zuvor.